Ein Hubschrauber über dem Magma-Ausbruch
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Ein Hubschrauber über dem Magma-Ausbruch

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Magma-Ausbruch auf Island verliert etwas an Kraft

Die Intensität des Magma-Ausbruchs in Island hat nachgelassen, die Eruptionen sind nicht mehr so hoch. Wie lange es dauert, bis evakuierte Anwohner ganz in ihre Häuser zurückkehren können, ist aber unklar, der Ausbruch könnte noch lange anhalten.

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Die Intensität des Vulkanausbruchs nahe der Stadt Grindavik im Südwesten Islands geht allmählich zurück. Die Menge geschmolzenen Gesteins, die aus dem kilometerlangen Erdspalt austrete, sei nicht mehr so groß wie zu Beginn der Eruptionen, teilte das isländische Amt für Meteorologie mit, sie betrage derzeit noch etwa ein Viertel der Menge am Anfang des Ausbruchs.

Inzwischen tritt die glutrote Lava nur noch an vereinzelten Stellen an die Erdoberfläche, zu Beginn der wochenlang erwarteten Eruption hatte die Lava am späten Montagabend zunächst eine Feuerwand gebildet, die aus einem schätzungsweise vier Kilometer langen Erdspalt sprudelte.

Drei Schlote spucken noch Lava

Nur noch ein Drittel der ursprünglichen Spalte sei derzeit aktiv, berichtete der isländische Sender RÚV am Morgen. Die Aktivität sei stabil und in der Nacht habe sich nicht viel verändert. Schlechte Sicht aufgrund von Schneefall beeinträchtigte jedoch die Einschätzung der Lage.

Das isländische Wetteramt sprach von drei Schloten, aus denen derzeit noch Lava komme. Auch die Zahl der Erdbeben in der Region nahm spürbar ab: Während der Ausbruch nach seinem Beginn von Hunderten Erschütterungen begleitet wurde - darunter zwei von einer Stärke von über 4,0 - bebte es am Mittwoch nur noch vereinzelt, wie Daten des Wetteramtes zeigten.

Keine Gefahr für Infrastruktur

Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir sagte bei RÚV, derzeit bedrohe die Lava keine wichtige Infrastruktur in der Nähe der Ausbruchsstelle wie etwa das Geothermiekraftwerk Svartsgeni, das in den vergangenen Wochen durch Erdwälle geschützt worden ist.

Die Lava ströme in eine ungefährliche Richtung, doch man ergreife weitere Vorsichtsmaßnahmen, sagte Jakobsdóttir. "Wir wissen auch, dass der Lavastrom die umgebende Landschaft verändern kann", sagte sie. Das könne die Lage schnell ändern.

Evakuierte dürfen tagsüber in Wohnungen zurück

Außenminister Bjarni Benediktsson sagte dem britischen Sender Sky News, dass "im Moment keine Lebensgefahr" mehr bestehe. Der Flughafen in Reykjavik sei offen", auch das Gas, das bei dem Vulkanausbruch aufsteigt, sei inzwischen keine Bedrohung mehr für die Bevölkerung, weil der Wind gut stehe: "Aber wir verfolgen das genau."

In der Tat dürfen die Bewohner von Grindavik, die nach einer Serie von Erdstößen vorsichtshalber schon lange vor dem Magma-Ausbruch evakuiert worden waren, inzwischen tagsüber wieder zurück in ihre Häuser, dort zu übernachten, ist allerdings noch nicht erlaubt. Auch das bei Touristen äußerst beliebte Geothermalbad Blaue Lagune wurde nach einer vorübergehenden Schließung wieder geöffnet.

Die Gefahr ist noch nicht gebannt

Wann der Ausbruch wirklich ganz vorbei sein wird, kann jedoch niemand sagen. Der Geophysiker Magnús Tumi Gudmundsson erklärte, das sei noch nicht absehbar. "Es könnte in einer Woche vorbei sein oder es könnte ein bisschen länger dauern", sagte er RÚV.

Auch die Behörden betonten, dass die Gefahr noch nicht gebannt sei. Das Wetteramt warnte, dass sich plötzlich neue Schlote öffnen könnten. Die Polizei in der Region bat Vulkanbegeisterte, es sich trotz der stabileren Situation zweimal zu überlegen, ob sie die lange Wanderung in das Gebiet wirklich auf sich nehmen wollten.

Ausbruch könnte noch für Monate anhalten

Auch Außenminister Benediktsson hob hervor, wie ungewiss die weitere Entwicklung sei. "Sie sagen uns, dass das Wochen so weitergehen könnte oder womöglich Monate", sagte er über die Stellungnahmen der Wissenschaftler.

Der Ausbruch sei größer als die, die sie in den vergangenen drei Jahren erlebt hätten. Man hoffe nun, dass sich der Lavastrom verlangsame, abkühle und schließlich ganz aufhöre, damit die Menschen möglichst bald ganz nach Hause zurück könnten, aber das werde vor Weihnachten nicht mehr passieren.

Eruptionen "unglaublich schön"

Immerhin kann Benediktsson den Ausbrüchen auch etwas Positives abgewinnen: Man gewöhne sich zwar nicht daran, so der Außenminister in dem Interview. Die Isländer fänden sie aber "auch unglaublich schön. Und man ist ehrfürchtig, wenn man sieht, wie sich die Erde auftut und wie Feuer und Rauch aufsteigen".

Der Vulkanausbruch bei Grindavík ist der vierte innerhalb der vergangenen drei Jahre auf der Reykjanes-Halbinsel. Erst im Sommer dieses Jahres hatte sich in der Gegend eine Erdspalte aufgetan, aus der Lava sprühte. Das Naturschauspiel hatte viele Schaulustige angezogen.

Mit Informationen von AP und DPA

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