Suche nach Ursache des Frachterunglücks auf der Nordsee: Ermittler befragen Crew-Mitglieder
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Ein Passant fotografiert die beschädigte "Polésie" in Cuxhaven.

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Ursache für Frachterunfall: Ermittler befragen Schiffs-Crew

Wie konnte es zu der Kollision zweier Frachter in der Nordsee kommen? Und warum ist eines der beiden Schiffe so schnell gesunken? Aufschluss erhoffen sich die Ermittler von Befragungen der Besatzung. Was bisher bekannt ist - und was nicht.

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Es war ein folgenschwerer Schiffsunfall, der sich am Dienstag auf der Nordsee ereignet hat, in der Nähe der Inseln Helgoland und Langeoog. Bei der Kollision der Frachter "Verity" und "Polesie" kam offiziell ein Seemann ums Leben; sein Leichnam soll jetzt obduziert werden. Vier weitere Seeleute sind noch vermisst. Hoffnung für sie gibt es aber eigentlich nicht mehr: Die Suche nach ihnen ist inzwischen eingestellt worden.

War die "Verity" mit geöffneten Ladeluken unterwegs?

Die "Verity" ist offensichtlich kurz nach dem Zusammenstoß gesunken. Die Frage ist, warum das so schnell ging, dass die Besatzung wohl kaum Zeit hatte, noch Rettungsmaßnahmen zu ergreifen. Nach Informationen des NDR war das Schiff möglicherweise mit geöffneten Ladeluken unterwegs. Den Deckel einer Luke habe man jedenfalls im Wasser treibend gefunden.

Damit liegt die Vermutung nahe, dass das Schiff nach der Kollision schnell mit Wasser vollgelaufen sein könnte: "Das ist ein mögliches Szenario", sagt Ulf Kaspera, Direktor der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU). Er betont aber auch, der im Meer entdeckte Lukendeckel könnte abgesprungen sein - durch die Wucht des Aufpralls.

Crew-Mitglieder der "Polesie" sollen Hinweise liefern

Auch die "Polesie" wurde bei der Kollision beschädigt, sie konnte aber mit eigener Kraft nach Cuxhaven fahren. Ihre Brückenbesatzung ist im Laufe dieses Donnerstags befragt worden - von einem Team aus deutschen und britischen Ermittlern. Was die Seeleute schilderten und ob ihre Antworten bei den Untersuchungen halfen, ist bisher nicht bekannt.

Von deutscher Seite ist neben der BSU auch die Hamburger Staatsanwaltschaft in die Ermittlungen eingebunden.

Wird der gesunkene Frachter jetzt geborgen?

Wie es mit dem Wrack der "Verity" weitergehen wird, ist noch unklar. Dabei kann man es offenbar genau orten: Nach Angaben der BSU zeigten Sonar-Aufnahmen, dass der Frachter "im Ganzen und aufrecht" auf dem Meeresgrund liegt.

Aktuell arbeite man an einer sogenannten "Bergungsverfügung". Dazu sei das zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee im Gespräch mit der niederländischen Reederei der "Verity", heißt es von der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt in Bonn.

Schiffsverkehr muss noch abgesichert werden

Die "Verity" liegt in 30 Meter Tiefe. Weil sie aufrecht liegt, ist das aber nicht tief genug, um den Schiffsverkehr einfach so wieder freigeben zu können: "Es ist vorgesehen, den Mast des Wracks zu kürzen, um mehr Wassertiefe zu erreichen", teilte eine Sprecherin der Generaldirektion mit. Wie das genau funktionieren soll, darüber muss erst noch beraten werden.

Mit Informationen von dpa

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