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Trinkbrunnen

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Trinkwasserpreis könnte deutlich steigen – wenn nichts passiert

Trinkwasser in Deutschland ist in den vergangenen Jahren teurer geworden, allerdings nicht in einem Maße, wie es eine Auswertung der Grünen-Bundestagsfraktion nahegelegt hat. Darüber hatten mehrere Medien in den vergangenen Tagen berichtet.

Eine durchschnittliche Preissteigerung für Trinkwasser von mehr als 25 Prozent in Deutschland in den Jahren von 2005 bis 2016, in Bayern sogar um die 60 Prozent in diesem Zeitraum? Eine entsprechende Auswertung der Grünen-Bundestagsfraktion auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes hat in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen gesorgt.

Der demographische Wandel, Investitionen in die entsprechende Infrastruktur und nicht zuletzt immer aufwändigere Maßnahmen zur Wasser-Aufbereitung durch eine Belastung mit Medikamenten und Nitrat lasse den Preis in die Höhe schnellen. Grünen-Bundestagsfraktionschef Anton Hofreiter hatte aufgrund dieser Ergebnisse von der Bundesregierung eine "Agrarwende" gefordert und kritisiert, die "Überdüngung unserer Gewässer" müsse beendet werden.

Statistiker widersprechen den Grünen

Das Statistische Bundesamt hat inzwischen der Auswertung der Grünen in einer eigenen schriftlichen Mitteilung widersprochen. Tatsächlich sei der Preis für Trinkwasser von 2005 bis 2016 um 17,6 Prozent gestiegen und liege damit leicht über der Verlaufskurve der Verbraucherpreise in diesem Zeitraum. Diese sind nach Angaben der Statistiker um 16,1 Prozent gestiegen.

Zudem hat die Behörde darauf hingewiesen, dass ein Zeitvergleich zwischen den Jahren 2005 bis 2016 aufgrund von "methodischen Umstellungen im Berichtszeitraum" nicht vorgenommen werden könne. Die Daten ab 2014 seien wegen konzeptioneller Änderungen in der Auswertung mit den Vorjahren nicht vergleichbar. Auffällig an den Behördendaten ist allerdings: Zwischen 2014 und 2016 liegt der Preisanstieg beim Trinkwasserpreis deutlich über dem Durchschnitt. Gründe liefert das Bundesamt dafür aber nicht.

BDEW: Trinkwasserpreis könnte um über 60 Prozent steigen

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) weist ebenfalls in einer schriftlichen Stellungnahme darauf hin, dass sich diese Entwicklung fortsetzen könnte. "Wenn sich die gängige Düngepraxis nicht ändert, könnten erhebliche Mehrkosten auf die Verbraucher zukommen: Trinkwasser könnte in einigen Regionen um bis zu 62 Prozent teurer werden. Denn die zunehmende Verschmutzung des Grundwassers erfordert eine immer kostenintensivere Trinkwasseraufbereitung", so BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser, Martin Weyand.

Bauernverband wehrt sich gegen "Panikmache"

Der Bauernverband kritisierte im Zusammenhang mit der Trinkwasser-Berichterstattung, es handele sich dabei um "Panikmache" und "einseitige Schuldzuweisungen gegen Landwirte". Seit Jahrzehnten gebe es für die Landwirtschaft in Trinkwassergebieten exorbitante Auflagen. Deswegen, so der Verband weiter, "brauchen wir eine konstruktive Arbeit an Umweltthemen".

Novelle der Düngeverordnung gerade erst verabschiedet

Im Frühjahr 2017 hatte noch die alte Große Koalition eine Novelle der Düngeverordnung verabschiedet, nachdem die EU-Kommission Deutschland bereits wegen der Nicht-Einhaltung der EU-Nitratrichtline verklagt hatte. Die neue Düngeverordnung beinhaltet unter anderem Obergrenzen für Stickstoffdüngung und strengere Dokumentationspflichten. "Der Dünger muss bei den Pflanzen ankommen, aber nicht im Grundwasser – das neue Düngerecht schützt vor Überdüngung", so der damalige Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt.