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Helfer stehen vor dem Geröllberg nach dem Felssturz in Vals

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Tirol: Folgen Felslawinen auf den Felssturz?

50 Meter hoch türmen sich Geröll, Erde und Bäume nach dem Felssturz in Vals in Tirol auf. 130 Bewohner sind von der Außenwelt abgeschnitten. Doch die Räumungsarbeiten haben noch nicht begonnen, weil weitere Felslawinen drohen. Von Andrea Beer

Zehntausende Kubikmeter Fels, Schutt, Erde, Bäume und Schlamm versperren nach wie vor die Landesstraße bei Vals in Tirol, etwa 40 Kilometer südlich von Innsbruck. Es ist ein tiefschwarzer Geröllberg, 150 Meter breit und bis zu 50 Meter hoch.

Die Räumungsarbeiten könnten bis zu drei Wochen dauern, doch sie haben noch nicht einmal begonnen. Denn mehrere Erkundungsflüge mit dem Hubschrauber zeigen, die Gefahr ist noch lange nicht gebannt. Es könnte zu weiteren Steinlawinen kommen.

130 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten

Das befürchtet auch der Bürgermeister der Gemeinde Vals Klaus Ungerank.

"Es ist ja noch nicht abzusehen, was da wirklich noch kommt. Es schaut so aus, als ob es nicht mehr so viel wäre - rein optisch, wenn man sich das oben am Berg mit dem Hubschrauber angeschaut hat. Das ist noch so ein Eck, das abzubrechen droht. Aber was da noch abbricht, kann man schwer sagen." Klaus Ungerank, Bürgermeister der Gemeinde Vals 

Der Felssturz hat etwa 130 Menschen in mehreren Dörfern der Gemeinde Vals im Bezirk Innsbruck Land von der Außenwelt abgeschnitten. Sie müssen voraussichtlich noch bis Mittwoch ausharren. Wegen Weihnachten seien sie aber ausreichend mit Lebensmitteln eingedeckt und die Stimmung grundsätzlich gut, hieß es.

Forstweg dient als Notzufahrt für Feuerwehr

Ein kleiner Forstweg führt in die abgeschnittene Gegend. Aber nur Krankenwagen oder Feuerwehr dürfen ihn benutzen. Zurzeit wird geprüft, ober dieser provisorische Weg auch für Privatautos befestigt werden könnte.

Die gefährlichen Gesteinsmassen waren am 24. Dezember gegen 18.30 Uhr zwischen zwei Dörfern direkt auf die Straße gedonnert.

"Es hat sich angehört wie ein Erdbeben. Das ganze Haus hat gezittert." Josef Gatt, Anwohner und Augenzeuge

Landeshauptmann spricht von "Weihnachtswunder"

Kurz vor dem ungewöhnlich heftigen Felssturz waren mehrere Familien mit Kindern auf dem Weg zu einem Gottesdienst vorbeigekommen. Dass niemand verletzt wurde, steht für den Tiroler Landeshauptmann Günther Platter im Vordergrund. Er sagte nach einer Krisensitzung mit der Gemeinde Vals: "Das klingt kitschig, aber es war so: Es ist ein Weihnachtswunder."

Dieses Weihnachtswunder kann allerdings nicht überdecken, dass der Valser Berghang als gefährlich bekannt war. Schon im Sommer dieses Jahres hatte es immer wieder Steinschläge gegeben und es gab bereits Pläne, wie die Straße vor Fels oder Lawinen geschützt werden kann. Denn der schwarze Schiefer des sehr steilen Berghangs gilt als besonders rutschgefährdet - selbst wenn er trocken ist.

Wasser vergrößerte Risse zu Spalten

Da es im Sommer viel geregnet habe, sei der Berg noch feucht gewesen, so Geologen vor Ort. Durch die Temperaturschwankungen der vergangenen Tage hätten sich die Felsspalten dann ausgedehnt und es sei noch mehr Wasser eingedrungen. Nur zentimetergroße Risse wurden dadurch zu meterbreiten Spalten. Dass sich gerade jetzt und gleich so viel Stein gelöst hat, kam allerdings auch für Experten überraschend.

Aus geologischer Sicht ist der Tiroler Felssturz aber dennoch kein Jahrhundertereignis, sondern komme alle fünf bis zehn Jahre vor, analysierte ein Tiroler Landesgeologe. Grundsätzlich gilt: Ein Berg bleibt so lange in Bewegung, bis sich das Gestein wieder stabil verteilt hat oder bis alles unten ist.