Abflughalle des Flughafens München, aufgenommen am 27.07.22.
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Abflughalle des Flughafens München, aufgenommen am 27.07.22.

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Teures Kerosin: Flugticket-Preise steigen stärker als Inflation

Im August waren Flugtickets über 20 Prozent teurer als vor drei Jahren – und dieser Trend geht weiter. Das merken Kurzentschlossene auch bei den Urlaubsplänen für die Herbstferien. Der Lufthansa-Chef spricht von "Preisen, die wir sonst nicht kennen".

Zu wenige Flugzeuge, Personalengpässe und teures Kerosin: Die Zeit der Billigflüge ist vorerst vorbei. Reisende müssen sich angesichts stark gestiegener Produktionskosten und dauerhafter Corona-Probleme wohl über Jahre auf höhere Flugticketpreise einrichten. Selbst der irische Preisbrecher Ryanair will angesichts des teuren Sprits die Preise anheben.

Mit Blick auf die nahenden Herbstferien spüren viele Verbraucher, dass sich am europäischen Himmel einiges verändert hat. 750 Euro für den Trip nach Zypern oder 200 Euro für das Oneway-Ticket zum deutschen Lieblingsziel Mallorca sind nicht selten – und weit entfernt vom einstmaligen Marketing-Schlager 10-Euro-Ticket. Auch Ryanair-Chef Michael O'Leary sieht für derartige Spottpreise in den kommenden Jahren keinen Spielraum. Europas größter Billigflieger kündigte stattdessen an, dass der durchschnittlich erzielte Ticketpreis um 25 Prozent auf rund 50 Euro pro Strecke steigen werde.

  • Zum Artikel: "Storno, Umbuchung, Preisschock - Warum die Flugpreise steigen"

Flüge auf die Kanaren deutlich teurer als vor einem Jahr

Auf deutlich höhere Durchschnittspreise kommt das Vergleichsportal Check24 für den Zeitraum vom 4. Oktober bis zum 6. November. So kostet etwa ein Hin- und Rückflug auf die Kanaren im Schnitt 464 Euro. Das sind 21 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und sogar 30 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum vor der Corona-Krise. Für einen Trip an die türkische Riviera müssen Sonnenhungrige 385 Euro zahlen. Das sind 27 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Nach Daten des Statistischen Bundesamtes stiegen die Ticketpreise im Reisemonat August im Schnitt um bis zu 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Im Vergleich zum Vorkrisenmonat August 2019 verteuerten sich Flüge um mehr als 20 Prozent.

Kerosinkosten stark gestiegen

Der Kreditversicherer Allianz Trade sieht vor allem die seit dem russischen Angriff auf die Ukraine stark gestiegenen Kerosinkosten als Grund für die Hochpreisphase. Für das Gesamtjahr rechnet die Allianz bei den Tickets mit einer weit überdurchschnittlichen Preissteigerung von 21 Prozent. Angesichts der Treibstoffpreise hätten die Fluggesellschaften derzeit zudem nur geringe Anreize, ihr in der Krise kräftig abgebautes Personal wieder aufzustocken.

"Das Angebot hinkt der Nachfrage immer noch hinterher", stellt Gerald Wissel von der Beratungsgesellschaft Airborne fest. "Die Airlines schaffen es teils aus organisatorischen Gründen nicht, sämtliche Flugzeuge wieder in die Luft zu bekommen. Sie sind wegen der Unsicherheiten rund um Corona aber auch mit angezogener Handbremse unterwegs. Das ist sehr schwer abzuschätzen."

Dieses Jahr schon über 100 Millionen Flugpassagiere

Bis einschließlich August nutzten knapp 105 Millionen Passagiere die deutschen Flughäfen, so dass immer noch ein gutes Drittel zum Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 fehlte. Laut dem Flughafenverband ADV stieg die Nachfrage seit März aber deutlich an und erreichte im August 74,8 Prozent im Vergleich zum August 2019.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr macht derweil keinen Hehl aus den derzeit sehr auskömmlichen Ticket-Erlösen seines vom Staat geretteten Konzerns. "Der Wunsch, unser Produkt zu erwerben ist so stark, dass wir mit der Produktion nicht hinterherkommen", sagte Spohr vor einigen Tagen. Und selbst der anstehenden Rezession könne man begegnen, indem man einen größeren Teil der Tickets in den USA verkauft. "Wir gewinnen dort Marktanteile und verkaufen zu Preisen, die wir sonst nicht kennen."

Es gibt oft klimaschonende Flug-Alternativen

Antje Monshausen von "Tourism Watch" bei Brot für die Welt verweist auf klimaschonende Alternativen in Europa, insbesondere den Schienen- und Busverkehr. Steigende Kerosinpreise könnten einen Beitrag zur notwendigen Verkehrswende leisten. "Wenn zusätzlich die Subventionen des Flugverkehrs für die Verbesserung und den Ausbau des Schienenverkehrs genutzt werden, ist die Verkehrswende möglich, ohne dabei die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen zu sehr einzuschränken."

Mit Informationen von dpa

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