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Kind fürchtet sich vor Schlägen

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Studie: Jugendämter bei Kindesmisshandlung überlastet

Deutsche Jugendämter sind im Kampf gegen Kindesmisshandlung in vielen Fällen überfordert. Es gebe viel zu wenig Personal, und auch die Ausstattung sei ungenügend, geht aus einer aktuellen Studie hervor.

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Laut der Erhebung der Hochschule Koblenz, die dem ARD-Sender HR-Info vorliegt, waren im Auftrag des Jugendamts Berlin-Mitte in den vergangenen zwei Jahren 652 Mitarbeiter aus 175 Jugendämtern befragt worden. Demnach bleibt etwa für Hausbesuche bei betroffenen Familien häufig zu wenig Zeit. 58 Prozent der befragten Mitarbeiter der Jugendämter verbringen den Angaben zufolge maximal eine Stunde bei Terminen in den Familien.

Umgekehrt fehle in den Ämtern häufig der Raum für eine geschützte Gesprächsatmosphäre. Etwa zwei Drittel der Arbeitszeit in den Jugendämtern müsse für die Fall-Dokumentation aufgewendet werden. Nur jeder fünfte Sozialarbeiter schafft es laut der Studie, die für Fallübergaben und Verfahren wichtigen Gesprächsprotokolle während oder noch am Tag des Gesprächs auszufüllen. Mehr als jeder zweite Fall bleibe mindestens eine Woche unprotokolliert.

16.000 zusätzliche Mitarbeiter nötig

Der Studie zufolge fehlt es in vielen Jugendämtern an Personal. Derzeit sind den Angaben zufolge rund 13.400 Mitarbeiter im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) tätig - dem Bereich, der Kinder vor Gewalt, Verwahrlosung und Missbrauch schützen soll. Notwendig seien etwa 16.000 zusätzliche ASD-Mitarbeiter bundesweit, so die Autorin der Studie, die Sozialwissenschaftlerin Kathinka Beckmann. Problematisch sei auch die Finanzierungsstruktur. Weil größtenteils die Kommunen für den Unterhalt der Jugendämter zuständig seien, hänge die Ausstattung von der finanziellen Lage der jeweiligen Städte und Gemeinden ab. Diese Verzahnung müsse aufgelöst werden, fordert Beckmann.

Verbesserungen seien darüber hinaus in der Kommunikation zwischen Familiengerichten, Polizei und Jugendämtern notwendig. Beckmann empfiehlt die Einrichtung eines Bundeskinderschutzbeauftragten: "Jemanden mit Kompetenzen und Befugnissen, der sich auf oberster Ebene einmischt."