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Steigende Preise in Kroatien: Ist der Euro daran Schuld?

Corona-Nachwirkungen, Inflation über dem EU-Durchschnitt, Euro-Einführung vor gut einem halben Jahr - Kroatien-Reisende müssen nun zum Teil wesentlich tiefer in die Tasche greifen. Vor allem in touristischen Hotspots. Aber es gibt genug Alternativen.

Die kroatischen Zeitungen sind in diesem Sommer voll mit Berichten über die Teuerung, gerade in den Urlaubsregionen. "Seht euch die gepfefferten Preise an der Adria an!", titelt die Zeitung "Dnevnik". Der "Večernji list" berichtet, dass viele Kroaten ihren Urlaub dieses Jahr nicht an der Küste verbringen können, sondern im Landesinneren bleiben müssen. Und die Zeitung "Slobodna Dalmacija" schreibt: "Urlaub auf den Malediven ist in diesem Jahr günstiger als in Kroatien."

Fünf Euro für eine Kugel Eis

Immer wieder werden Extrembeispiele gezeigt, die an einigen Orten in Kroatien zu finden sind - zum Beispiel die Fünf-Euro-Eiskugel in der Unesco-Weltkulturerbe-Altstadt von Dubrovnik. Einen 22-Euro-Burger gibt es im malerischen Rovinj, der Touristenhochburg Istriens; und in der Innenstadt des dalmatinischen Šibenik staunt man beim Blick in eine Getränkekarte schon mal, dass 0,1 Liter Aperol Spritz elf Euro kosten.

Kroatien profitierte von der Pandemie

Wie kommt es zu solchen Preisen in Kroatien? Wirtschaftsexperten sehen vor allem vier Gründe: Inflation, Euro, Schengen und Nachwirkungen von Corona. Die Pandemie hatte vor allem in Italien und Spanien für katastrophale Zustände gesorgt. In Kroatien hingegen gab es einen zusätzlichen Touristenboom, weil das Land nicht ganz so stark betroffen war und weil Kroatien aus Deutschland immer gut mit dem Auto zu erreichen war, während der weltweite Flugverkehr zusammenbrach.

Der Touristenboom hält nun weiter an, auch weil Kroatien seit diesem Jahr im Schengenraum ist und den Euro hat. Für die Urlauber sind die Grenzkontrollen bei der Einreise aus Slowenien weggefallen und bezahlen geht leichter mit dem Euro - statt der nun abgeschafften Kuna.

Inflation in Kroatien über dem EU-Durchschnitt

Neben der gestiegenen Nachfrage ist vor allem die Inflation für hohe Preise verantwortlich. In Kroatien liegt die Inflationsrate momentan bei knapp acht Prozent (bei einem EU-Durchschnitt von gut sechs Prozent). Nahrungsmittel und Dienstleistungen sind in Kroatien im Schnitt 15 bis 20 Prozent teurer als noch vor einem Jahr.

Einige Händler haben zudem die Euro-Einführung Anfang 2023 dazu genutzt, die Preise deutlich aufzurunden. So sorgte eine Friseurin für Schlagzeilen, die für einen Herrenhaarschnitt statt bisher 60 Kuna (umgerechnet zirka acht Euro) dann plötzlich zehn Euro verlangte. Doch Analysten der kroatischen Nationalbank schätzen den Euro-Einführungseffekt als nicht sonderlich groß ein. Er habe die Inflationsrate um weniger als einen Prozentpunkt nach oben getrieben.

Malerische Uferpromenade? Gleich viel teurer

Kroatien ist teurer geworden - aber nicht überall. Bei den Preisen gibt es, abhängig vom Ort, gewaltige Unterschiede. Besonders viel bezahlen müssen Urlauber in den beliebten Altstädten von Dubrovnik, Split, Šibenik, Zadar, Rovinj und Opatija, sowie in den "Edel-Touristenorten" auf den Inseln - zum Beispiel Bol auf Brač oder Hvar auf der gleichnamigen Insel.

Auf Brač verlangen die Restaurants an der malerischen Uferpromenade von Bol mindestens 20 Euro für ein Fleisch- oder Fischgericht, wohingegen man im weniger trendigen Ort wie Supetar, auf der anderen Seite der Insel, schon für zehn bis 15 Euro etwas bekommt. Ähnlich verhält es sich mit den Unterkünften. Gute Ferienwohnungen in Bol kosten mehr als 200 Euro pro Nacht, in Supetar oft nur die Hälfte.

Preise auf Inseln meist noch höher

Auf den Inseln sind Dienstleistungen wie Ausflüge, Bootsverleih oder Tauchschule in der Regel etwas teuer als an der Festlandküste. Die Preise für öffentliche Verkehrsmittel und Fähren und die Autobahngebühren sind in der Regel gleich geblieben oder unwesentlich gestiegen. Die Benzinpreise werden staatlich gestützt und ändern sich alle zwei Wochen. Im Moment kostet der Liter Benzin (Super 95) in Kroatien 1,46 Euro und der Liter Diesel 1,36 Euro.

Wie man trotzdem günstig Urlaub machen kann

Es gibt in Kroatien aber auch immer noch ausgesprochen günstige Preise. Zwei Beispiele aus dem eigenen Urlaub, Anfang Juli, auf der Insel Krk: Vier Wolfsbarsche, frisch von der Fischtheke im Supermarkt, kosteten zwölf Euro (neun Euro pro Kilo Fisch) und sorgten für ein ziemlich günstiges und leckeres Familien-Grillerlebnis. Ebenso ein Kilo Spanferkel für 24 Euro, in einer Taverne, ein Stück weit im Landesinneren der Insel. Wer sich umsieht, die Preise miteinander vergleicht, überlaufene Trendorte meidet und auch mal selbst kocht, kann weiterhin einigermaßen günstig im Kroatien-Urlaub über die Runden kommen.

Im Video: Ferienparadies Kroatien: Die Schattenseiten des Booms

Ferienparadies Kroatien - Die Schattenseiten des Booms
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Ferienparadies Kroatien - Die Schattenseiten des Booms

Dieser Artikel ist erstmals am 30. Juli 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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