Stahlproduktion
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Aufgerollter Stahl

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Stahlindustrie fürchtet Ausstieg aus russischen Gaslieferungen

Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs machen sich auch auf dem Stahlmarkt bemerkbar: Die Preise explodieren und einige Produkte sind kaum noch verfügbar. Die Industrie selbst ist vor allem über die gestiegenen Energiepreise verunsichert.

Seit dem Krieg Ukraine haben sich die Lieferschwierigkeiten am Stahlmarkt dramatisch verschärft. Die Preise explodieren und einige Produkte sind kaum noch verfügbar. Das belastet andere Industriezweige und die Bauwirtschaft. Die Stahlindustrie selbst ist vor allem über die gestiegenen Energiepreise verunsichert.

Der europäische Marktführer Mittal Steel sieht sich nicht in einer Lieferkrise, geht aber von höheren Preisen auch für die Kunden aus. Die Beschaffung von Eisenerz lasse sich langfristig regeln, aber die von Energieträgern wie Kohle nicht, heißt es bei Mittal.

Gas als Brückentechnologie

Erdgas spielt auch in der Stahlindustrie eine große Rolle. Die Umstellung auf Gas statt Kohle sollte den CO2-Ausstoss bereits verringern und eine Brückentechnologie sein auf dem Weg zur klimaschonenden Produktion mit grünem Wasserstoff.

Wenn Putin den Gashahn zudreht oder die EU und Deutschland schnell aussteigen, wäre nicht nur dieser Umstieg gefährdet. Ohne Erdgas aus Russland wäre eine Produktion der größten Hersteller in der EU derzeit nicht möglich, sagt Hans-Jürgen Kerkhoff, der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl. In vielen angeschlossenen Branchen drohten eine Unterbrechung der Produktion, Kurzarbeit und der Verlust vieler Arbeitsplätze. Es gehe um 40 Millionen Tonnen Stahl.

Riesige Mengen Erdgas zur Herstellung von Stahl

Allein in der deutschen Stahlindustrie werden jedes Jahr mehr als zwei Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht, so die Wirtschaftsvereinigung. In der Industrie insgesamt waren es zuletzt 38 Milliarden Kubikmeter. Das Gas komme als Brennstoff zur Temperaturerzeugung und als Reduktionsmittel in verschiedenen Schritten der Roheisen- und Stahlerzeugung zum Einsatz sowie in der Weiterverarbeitung. Wirtschaftliche Alternativen mit grünem Wasserstoff seien in der Stahlindustrie vor 2030 kaum zu erwarten, meint Kerkhoff.

Stahl zentraler Ausgangsstoff für viele Produkten

Stahl ist Basiswerkstoff und Ausgangspunkt nahezu aller industriellen Wertschöpfungsketten. Ein unmittelbarer Importstopp von russischem Gas würde daher nicht nur in der Stahlindustrie zu einem Stillstand führen, sondern zu einem Einbruch der gesamten Industrieproduktion in Deutschland. Neben den kurzfristigen Folgen einer Rezession hätte das womöglich auch langfristige Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland und die EU.

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