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Homosexuelle Liebe

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Katholische Kirche diskutiert Segnung von Homo-Paaren

Die katholische Kirche soll sich öffnen für die Segnung homosexueller Paare. Ein Vorstoß, der in der letzten Woche überraschte. Kam er doch vom stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Franz-Josef Bode. Von Antje Dechert

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Homosexuelle Beziehungen gleich Sünde – so einfach sollte die katholische Kirche nicht mehr urteilen, meint der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. In gleichgeschlechtlichen Beziehungen gebe es viel Positives, Gutes und Richtiges. Die Kirche müsse homosexuellen Gläubigen gerecht werden und über eine Segnung dieser Paare nachdenken. Ein Vorstoß, mit dem der Bischof auch in Bayern einen Nerv trifft, bei Gläubigen wie Pfarrern:

"Wenn Menschen homosexuell sind, dann hat sie auch Gott so geschaffen. Und ich muss die Menschen dann auch so ernst nehmen und so annehmen in diesen Gefühlen, und dann habe ich sie auch so entsprechend zu unterstützen. Wenn ich das nicht tue, darf ich mich auch nicht wundern, dass die Menschen von der Kirche abhauen." Martin Garmaier, Pfarrer und Leiter des Pfarrverbandes Erding-Langengeisling

"Theologisch kein Problem"

Martin Garmaier hat in seiner Kirche schon mal ein lesbisches Paar gesegnet. Theologisch und auch für viele Gläubige in seiner Pfarrei sei das kein Problem, sagt er. Nur manche äußerten ablehnende Kritik.

"Die Anfragen waren dahingehend, dass man die Angst hatte, man könnte die sakramentale Ehe damit verwässern, aber um das geht es ja nicht. Es geht um die Segnung einer Liebe, die zwei Menschen verbindet." Martin Garmaier, Pfarrer und Leiter des Pfarrverbandes Erding-Langengeisling

Segen für Autos aber nicht für Schwule und Lesben?

Ihren Segen spendet die katholische Kirche nicht nur Ehepaaren und Kindern, sondern auch Haustieren, Autos und Fahrrädern. Homosexuellen aber verweigert sie bisher die Bitte um göttlichen Zuspruch. Und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, stellte nach der Einführung der zivilrechtlichen Ehe für alle im letzten Sommer klar: Er unterstütze eine Verfassungsklage in der Sache:

"Wir bleiben bei unserer Position, dass eben die Ehe – nicht nur kirchlich, sondern bis jetzt war dies auch Auffassung des Bundesverfassungsgerichtes –, eine Verbindung von Mann und Frau ist." Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising

Kirche bleibt hinter den eigenen Ansprüchen zurück

Zugleich betonen Papst Franziskus und ebenso die deutschen Bischöfe in schöner Regelmäßigkeit: Homosexuelle dürften nicht diskriminiert werden. So steht es schließlich im Katechismus, der offiziellen Glaubensunterweisung der Katholiken. In der Praxis werde die Kirche ihrem eigenen Anspruch bisher nicht gerecht, kritisiert der Theologe Michael Brinkschröder von der ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche in München:

"In Deutschland sind viele Bischöfe ängstlich und zauderlich und trauen sich nicht so richtig. Dabei gibt es, meines Erachtens, keine gravierenden theologischen Probleme. Die Segnungsfeier ist sehr offen und sehr flexibel und kann für sehr vieles eingesetzt werden. Damit wird noch nicht die Diskussion eingeleitet, was ist jetzt ein Sakrament." Michael Brinkschröde, Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche, München

Auch katholische Laien für Segnung

Trotz der Berührungsängste vieler sei ein Wandel im Umgang mit dem Thema Homosexualität innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland zu spüren, sagt Michael Brinkschröder. Denn nicht nur Universitätstheologen fordern eine kirchliche Neubewertung homosexueller Beziehungen. Auch das oberste Laiengremium, das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, plädiert für eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, wie auch der katholische Jugendverband BDKJ.

"In Deutschland haben wir die Ehe für alle beschlossen, in vielen anderen westlichen Ländern auch. Und wenn die Kirche immer sagt: Njet! Also, wir wollen nicht und bleiben auf unseren alten Positionen stehen, bedeutet das auch, dass sie den Kontakt zur Gesellschaft und zu gesellschaftlichen Entwicklungen verliert." Michael Brinkschröde, Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche, München

Bayerische Bischöfe bleiben stumm

Auch in Bayern begrüßen Katholiken den Vorstoß des dienstältesten deutschen Bischofs, Franz-Josef Bode, über den Segen für homosexuelle Paare nachzudenken. Allerdings: Kein einziger seiner bayerischen Amtsbrüder wollte sich auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks zum Thema äußern. Die Frage ist, wie lange die Hirten sich das noch leisten können.