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Horst Seehofer

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Seehofer gibt Schirmherrschaft für Nachbarschaftspreis ab

Nach Kritik von Nominierten an seiner Haltung zur Asylpolitik hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die Schirmherrschaft für den Deutschen Nachbarschaftspreis abgegeben. Da ihm Toleranz abgesprochen werde, stehe er nicht weiter zur Verfügung.

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In einem persönlichen Schreiben habe der Minister den Geschäftsführer der "nebenan.de"-Stiftung, Michael Vollmann, über diesen Schritt informiert, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Diskreditierende Äußerungen"

Darin macht Seehofer Vollmann für seinen Rückzug verantwortlich. Der Minister wirft ihm vor, ihm Toleranz abzusprechen. "Ihre Äußerungen, die Sie als Geschäftsführer der nebenan.de-Stiftung im Zusammenhang mit dem Rücktritt zweier nominierter Preisbewerber gegenüber den Kollegen in der Bundesjury und den Medien getroffen haben, sind diskreditierend», schreibt Seehofer.

"Da Sie mir Toleranz, Mitmenschlichkeit und Offenheit absprechen, stehe ich für die Schirmherrschaft ab sofort nicht mehr zur Verfügung." Horst Seehofer (CSU) an Michael Vollmann

Seehofer betont weiter, dass diese drei Werte Grundlage und Richtschnur der Ministeriumspolitik seien: "Ich halte es für wichtig, das Ehrenamt, den Zusammenhalt und ein demokratisches Miteinander in Deutschland voranzubringen", schreibt der CSU-Politiker.

Zwei Vereine verzichteten

Der Berliner Verein "Moabit hilft" und der Kölner "wielebenwir e.V." hatten eine Nominierung für den Preis wegen Äußerungen Seehofers abgelehnt. "Moabit hilft" verwies beispielhaft auf die Aussage zur Abschiebung von 69 Afghanen, die der CSU-Politiker in einen Zusammenhang stellte mit seinem zeitgleichen 69. Geburtstag. Der Kölner Verein erklärte, Seehofer stehe "für eine Politik, die die Gesellschaft spaltet, die auf Abschottung setzt und die Menschen in Not Hilfe verweigert". Beide Vereine sehen dies als nicht vereinbar mit ihren Ansichten und Zielen an.

"Verbal Grenzen überschritten"

Vollmann hatte nach dem Rückzug der Initiativen betont, an einer inhaltlichen Zusammenarbeit mit dem Bundesinnenministerium festhalten zu wollen. Gleichzeitig sagte er aber, auch andere Initiativen sähen die Schirmherrschaft Seehofers kritisch. Die Leitung des Ministeriums könne man sich aber nicht aussuchen. Der "Berliner Zeitung" sagte Vollmann, Seehofer habe zuletzt "verbal Grenzen überschritten". Am Montag noch erklärte eine Sprecherin Seehofers, dass die betreffenden Initiativen zu einem Gespräch auf Arbeitsebene ins Ministerium eingeladen werden sollen. Von einem möglichen Rückzug Seehofers von der Auszeichnung war nicht die Rede.

104 Projekte nominiert

Der Deutsche Nachbarschaftspreis, für den bundesweit 104 Projekte nominiert wurden, soll am 5. September verliehen werden. Initiiert wurde er von der in Berlin ansässigen Stiftung "nebenan.de". Gekürt werden drei Bundessieger und 13 Landessieger. Vergeben wird zudem ein mit 5.000 Euro dotierter Publikumspreis. Der Nachbarschaftspreis ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden Projekte, die sich vor Ort für mehr Integration und Inklusion, für die Bewältigung des demografischen Wandels und gegen Abwanderung aus dem ländlichen Raum einsetzen.