Der langjährige ARD-Korrespondent Gerd Ruge ist tot. Er starb am Freitag im Alter von 93 Jahren in München, wie der WDR mitteilte. Ruge berichtete viele Jahre aus Ländern wie Russland und den USA. Er galt als Reporter-Legende.
"Große Reporterpersönlichkeit"
Der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Tom Buhrow sagte: "Gerd Ruge gehört zu den großen Reporterpersönlichkeiten der ersten Stunde. Profunde Analysen, präzise Interviews und die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge leicht verständlich zu erklären, das zeichnete ihn aus." Er sei ein wertvoller Zeitzeuge wichtiger politischer Ereignisse im In- und Ausland gewesen. "Unvergessen bleiben seine zahlreichen Auslandsreportagen und Reiseberichte. Das Publikum hat ihn dafür geliebt", ergänzte Buhrow. Für viele nachfolgende Generationen von Journalistinnen und Journalisten sei er Vorbild und Orientierung gewesen.
Jahrzehntelang hat er den Fernsehzuschauern Einblicke in fremde Länder gegeben - als viele Länder noch wirklich fremd waren, weil es dort noch keinen Massentourismus und kein Internet gab. Dazu reiste er unermüdlich. "Gerd Ruge unterwegs" - so hieß die ARD-Serie, für die er nach seiner Pensionierung Auslandsreportagen lieferte. Dieser Titel beschreibt auch sein Leben. In den Mittelpunkt seiner Berichte stellte Ruge am liebsten Menschen jenseits von Prominenz und Glamour. Schon 1963 prägten nicht Archivbilder seinen Film zu Stalins zehntem Todestag, sondern die Aussagen von Zeitzeugen.
Korrespondent in Moskau und USA
Ruge wurde am 9. August 1928 in Hamburg geboren. Seine berufliche Laufbahn ist vor allem von seiner Tätigkeit für die ARD geprägt. Der WDR-Journalist war in unterschiedlichen Positionen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk tätig. In den 1950er Jahren ging er als ARD-Korrespondent nach Moskau, in den 1960er Jahren war er dann in den USA tätig. Anfang der 1970er Jahre übernahm der ARD-Chefkorrespondent die Leitung des Bonner WDR-Studios. Für einige Jahre war er in den 1970ern für die Tageszeitung "Die Welt" in China tätig, danach arbeitete er wieder für die ARD.
Er leitete das Politmagazin "Monitor", gründete und leitete den "Weltspiegel" und war zwei Jahre Chefredakteur beim WDR Fernsehen. Nach sechs Jahren Leitung des Moskauer ARD-Studios ging Gerd Ruge am 1. September 1993 in den Ruhestand.
Ruge hat sich persönlich für Menschenrechte eingesetzt, war Gründungsmitglied und erster Vorsitzender von Amnesty International Deutschland, aber: "Ich habe versucht zu vermeiden, die Berichterstattung über die Politik eines Landes abhängig zu machen von den eigenen Vorstellungen von Menschenrechten."
Trauer-Bekundungen auf Twitter
Auf Twitter bekundeten Vertreter aus der Medienbranche ihre Anteilnahme. Die Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios, Tina Hassel, schrieb über Ruge: "Was für ein Verlust! Ich habe viel gelernt von ihm und später durfte ich einige seiner Auslandsdokus betreuen. Da geht ein ganz Großer! Weltgewandt, mutig, unbestechlich und immer voller Humor und Wärme den Menschen um ihn herum zugewandt". Der Chefredakteur des "Süddeutsche Zeitung Magazins", Timm Klotzek, schrieb: "Gerd Ruge ist gestorben, er war immer einer meiner Lieblingsmenschen im Fernsehen". Auch der ehemalige Leiter und Chefredakteur des ARD-Hauptstadtstudios Berlin, Ulrich Deppendorf, würdigte Ruge auf Twitter:
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