Großreinemachen auf der Hebronstraße in Bethlehem. Vor dem Hotel Jacir Palace beseitigt ein Mann mit einem Hochdruckreiniger die Spuren der vergangenen Tage: Palästinensische Demonstranten hatten Autoreifen angezündet und mit Steinen geworfen. Die israelische Armee schoss mit Tränengaskanistern und Gummigeschossen. Direkt vor dem Hotel, einem prächtigen Palast, der über 100 Jahre alt ist, kam es zu schweren Ausschreitungen.
Die Mitarbeiterin Nadia Mitwasi führt durch die leeren Gänge des Hotels. Die Heizung haben sie ausgestellt, es ist kalt. Eine Woche lang war das Hotel geschlossen. Jetzt ist es wieder geöffnet, aber die Touristen fehlen. Nur elf Zimmer sind heute belegt von insgesamt 250.
"Wir befinden uns mitten in der heiligen Saison, mitten in der Weihnachtszeit. Normalerweise wären wir jetzt fast ausgebucht. Aber in diesen Tagen natürlich nicht. Hoffentlich wird es jetzt besser. Wir glauben, dass das gerade passiert." Nadia Mitwasi, Mitarbeiterin im Hotel Jacir Palace
Das Problem: Reisewarnungen
Im Jacir Palace haben sie sogar einen neuen Eingang geschaffen. Die Gäste können das Hotel von einer Seitenstraße aus betreten, wenn es auf der Hauptstraße zu Unruhen kommt. Aber ob das die Reisenden überzeugt? Viele Länder haben ihre Staatsbürger vor Reisen in die palästinensischen Gebiete gewarnt - und damit auch vor Reisen nach Bethlehem.
Vor der Geburtskirche steht ein riesiger Weihnachtsbaum. Aus Protest gegen Donald Trumps Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt Israels hatten die Verantwortlichen zunächst die Lichter am Baum ausgeschaltet. Mittlerweile brennen sie wieder. In der Mitte des Platzes steht eine große Krippe. Und dahinter befindet sich das Restaurant von George Dschohar. Es ist Mittagszeit. Aber das Restaurant ist völlig leer.
"Die Stimmung war Anfang des Monats noch richtig gut. Ich hatte viele Gäste. Wir dachten noch: Das wird ein richtig gutes Jahr. Aber nach Trumps Rede haben viele Touristen Angst. Das ist alles sehr deprimierend. Wir hoffen, dass sich das bald bessert." George Dschohar, Restaurantbesitzer
Bethlehem braucht die Touristen
Weihnachten in Bethlehem, das bedeutet: Absolute Hochsaison. Bleiben die Touristen weg, führt das zu enormen Einbußen. Der Palästinenser Kamal Mukarker hat in Deutschland studiert und ist Touristenführer. Nach den Ausschreitungen haben allein bei ihm sechs Reisegruppen aus den USA abgesagt. Dass Jugendliche in den vergangenen Tagen auf die Straßen gingen, dass sie mit Steinen schmissen, das hat bei Mukarker für finanzielle Einbußen gesorgt. Dennoch stellt er sich hinter seine Landsleute.
"Wenn die Palästinenser nicht auf die Straße gehen, gegen das, was Trump gesagt hat - dann denkt die Welt: Das ist denen egal, wenn Jerusalem die Hauptstadt von Israel ist. Auch wenn wir wissen, dass uns das mehr schadet, als wir profitieren." Kamal Mukarker, Touristenführer
Der Reiseführer Mukarker wirbt bei den Touristen um Vertrauen. Er sagt: Bethlehem ist sicher.
"Die sollen keine Angst haben. Es ist nie etwas passiert gegen einen Touristen. Sogar in Zeiten des Krieges." Kamal Mukarker, Touristenführer
Von einem Krieg ist Bethlehem jedoch noch weit entfernt. Die Vertreter der Stadt sind fest entschlossen, das es während der Weihnachtstage ruhig bleibt. Im Moment sieht es danach aus: Seit Anfang der Woche hat es in Bethlehem keine neuen Ausschreitungen gegeben.