"Ich bin nicht hier, um Asyl zu beantragen", sagte Puigdemont auf einer Pressekonferenz in Brüssel. Wie lange er in Belgien bleibe, sei noch nicht klar. Das komme auf die Umstände an, sagte Puigdemont: "Wir können uns frei in der Europäischen Union bewegen." Sein Team werde seine Arbeit fortsetzen, obwohl ihm Beschränkungen auferlegt worden seien. Die Vorwürfe der spanischen Staatsanwaltschaft gegen katalanische Politiker wies Puigdemont als unbegründet zurück.
Aufruf zum Gewaltverzicht
Puigdemont rief zu Gewaltverzicht und Dialog auf. Der Ex-Regionalpräsidentwarb dafür, den Weg hin zur Unabhängigkeit Kataloniens zu "verlangsamen".
"Wir können keine Republik für alle auf Gewalt gründen." Carles Puigdemont, Ex-Regionalpräsident Kataloniens
Wenn dies bedeute, dass die Entwicklung hin zur Unabhängigkeit verlangsamt werde, dann sei dies "ein vernünftiger Preis".
"Wir geben unser Projekt nicht auf"
Die von der spanischen Zentralregierung für Dezember angesetzte Wahl in Katalonien sei "eine Herausforderung, die wir mit unserer ganzen Kraft annehmen", so Puigdemont. Er wolle die Ergebnisse der Wahl respektieren, so Puigdemont. An Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy appellierte er, dasselbe zu tun.
"Wir wollen unsere Politik im Herzen Europas vorantreiben." Carles Puigdemont, Ex-Regionalpräsident Kataloniens
Vorwürfe gegen Madrid
In Katalonien sei die Demokratie durch die spanische Zentralregierung verletzt worden, sagte Puigdemont.
"Wir werden dagegen weiter Widerstand leisten." Carles Puigdemont, Ex-Regionalpräsident Kataloniens
Spanien wolle, "dass wir unser politisches Projekt aufgeben, und sie werden es nicht erreichen", sagte Puigdemont.
Anklage wegen Rebellion
Die Staatsanwaltschaft in Spanien hatte am Montag Anklage gegen Puigdemont und weitere Mitglieder der abgesetzten Regionalregierung erhoben. Ihnen werden unter anderem Auflehnung gegen die Staatsgewalt, Rebellion und Unterschlagung öffentlicher Gelder vorgeworfen. Im Fall einer Verurteilung droht ihnen in Spanien eine langjährige Haftstrafe.
Katalonien steht derzeit unter Zwangsverwaltung aus Madrid, weil die Separatisten einseitig einen Unabhängigkeitsbeschluss gefasst hatten. Neben Puigdemont sind auch weitere katalanische Politiker nach Belgien ausgereist.
Kritik vom Gastland
Der belgische Vize-Premierminister Kris Peeters kritisierte Puigdemont wegen seiner Reise nach Belgien. "Wenn man Unabhängigkeit ausruft, bleibt man besser in der Nähe seines Volkes", sagte Peeters dem Sender VRT. In Belgien gibt es eine starke flämische Unabhängigkeitsbewegung. Die flämischen Nationalisten hatten teils mit den Katalanen sympathisiert.