Milchprodukte in einem Kühlregal im Lebensmittel-Discounter Penny (Symbolbild).
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Ab dem neuen Jahr gilt: 25 Cent Pfand auf Milchprodukte in Plastikflaschen

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Pfand auf Milchprodukte in Plastikflaschen: Was bringt das?

Wer seit dem 1. Januar Joghurtdrinks, Kefir, Kaffee- und Kakaogetränke oder einfach nur Milch in Einwegplastikflaschen kauft, zahlt 25 Cent Pfand. Damit soll der Berg von Verpackungsmüll etwas reduziert werden. Aber bringt das wirklich so viel?

Über dieses Thema berichtet: Das Verbrauchermagazin am .

In Deutschland entsteht viel Verpackungsmüll, gerade beim Einkauf im Supermarkt: Gemüse in Plastik, Pappkartons um Zahnpastatuben und so gut wie keine Verpackung mit Pfand im Milchregal. Letzteres hat sich seit dem 1. Januar 2024 geändert: Denn dann gilt auch für Milchgetränke in Einweg-Plastikflaschen ein bundeseinheitliches Pfand von 25 Cent.

Welche Produkte betroffen sind

Im Einzelnen betroffen sind neben normaler Milch, Milchmischgetränke mit einem Milchanteil von mindestens 50 Prozent und sonstige trinkbare Milcherzeugnisse, wie Kakao, Kaffeegetränke, Kefir oder Joghurt.

Leere Flaschen von Milch und Milchmischgetränken können künftig überall dort zurückgegeben werden, wo Getränke in Einwegkunststofflaschen vertrieben werden, zum Beispiel im Supermarkt.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) will damit Verpackungsabfälle reduzieren. "Seit Jahren steigen die Mengen an Verpackungsmüll unentwegt an, auch in Deutschland", kritisierte die Ministerin und fügte hinzu: "Für bessere Abfallvermeidung brauchen wir weitreichende Rücknahme- und Pfandsysteme für möglichst alle Verpackungen."

Milchindustrie-Verband befürchtet steigende Preise

Für den Großteil der Einweggetränkeflaschen aus Kunststoff gilt bereits seit Anfang 2022 die Pfandpflicht. Nur für Milch und Milcherzeugnisse galt eine Übergangsfrist. Der Grund: Flaschen befüllt mit Milch oder Milchprodukten müssen bei der Rückgabe besonders hygienisch gereinigt werden. Die Hersteller und Supermärkte sollten eine längere Zeit haben, sich darauf vorzubereiten.

Genau deshalb hatte der Milchindustrie-Verband (MIV) bereits vor Jahren das Vorhaben kritisiert. Saure Restmilch erzeuge einen unangenehmen Geruch und sei im Lebensmittelhandel unhygienisch. Die Rücknahmeautomaten seien für solche Verpackungen nicht ausgelegt. Unternehmen stünden für hohen finanziellen Belastungen. Verbraucher müssten deshalb mit steigenden Preisen rechnen.

Mehr als 225 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf und Jahr

Dass mehr im Kampf gegen Verpackungsmüll getan werden muss, ist unumstritten. In Deutschland sind die Müllberge in den vergangenen Jahren tendenziell immer größer geworden. Nach Angaben des Umweltministeriums fielen 2020 rund 18,8 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle an - im Vergleich zu 16 Millionen Tonnen zehn Jahre zuvor. Pro Kopf gerechnet verbraucht jeder Mensch in Deutschland 225,8 Kilogramm an Verpackungen.

Mehr als 8,3 Millionen Tonnen des gesamten Verpackungsmülls sind Papier, Pappe und Karton. An Kunststoffmüll fielen 2020 rund 3,22 Millionen Tonnen an, Glasmüll mehr als drei Millionen Tonnen.

Umwelthilfe fordert Pfand auch auf Getränkekartons

Die Ausweitung des Einwegpfands auf Milch in Kunststoff-Flaschen wird bei der Reduzierung des Mülls helfen, aber nur im kleinen Rahmen, denn der Marktanteil ist gering. Nach Angaben des Umweltministeriums wurden im Jahr 2020 von 5 Milliarden Litern an Milchprodukten nur knapp 10 Prozent in Kunststoffflaschen angeboten.

Getränkekartons, wie jene des Marktführers Tetra Pak, sind die vorherrschende Verpackungsart, die auch nach dem 01. Januar 2024 pfandfrei bleiben. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert deshalb, auch auf sie ein Einweg-Pfand einzuführen. 34 Prozent der Kartons würden aktuell nicht zum Recycling im gelben Sack, sondern im Restmüll, der Papiertonne oder der Natur landen. Bepfandete Einweg-Getränkeverpackungen hätten hingegen eine Sammelquote von 98 Prozent. Durch ein Pfand könnten jährlich rund 2,3 Milliarden Getränkekartons den Weg ins Recycling finden, die bislang verbrannt würden.

Mehrweg-Glasflaschen als nachhaltigste Verpackungslösung

Doch welche Verpackungsart ist nun eigentlich am umweltfreundlichsten? Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT gibt eine Orientierungshilfe. Demnach sind Mehrweg-Glasflaschen die nachhaltigste Lösung, wenn mindestens eine der zwei folgenden Bedingungen erfüllt sind: Die Transportwege müssen kurz sein, oder der Umlauf muss größer als 20 sein. Denn die Mehrweg-Glasflasche beeinflusst pro Umlauf im Vergleich zum Getränkeverbundkarton das Klima zunächst stärker – bedingt durch ein höheres Gewicht beim Transport und die Retouren sowie eine zusätzliche Reinigung zur Wiederbefüllung. Die Nachteile der Glasflasche kehren sich jedoch um, wenn sie häufig verwendet oder innerhalb des identifizierten ökologischen Radius transportiert wird.

Übrigens: Wie Milch verpackt ist, beeinflusst ihren Geschmack. Das hat eine US-amerikanische Studie der North Carolina State University ergeben. Demnach bewahrt die "Milchtüte" aus Pappkarton die Frische am schlechtesten. Glasflaschen seien hingegen der ideale Behälter für die Erhaltung des Geschmacks.

Mit Informationen von dpa

Dieser Artikel ist erstmals am 30.12.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Im Audio: Wie gesund ist Milch?

Auf hellgrünem Hintergrund sieht man eine weiße Flüssigkeit im Vordergrund, die Milch darstellen soll.
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