Bildrechte: dpa-Bildfunk

Udo Landbauer

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Niederösterreich: Landtagswahl nach Skandal um Nazi-Lieder

Heute wird im österreichischen Bundesland Niederösterreich gewählt. Eine Landtagswahl unter internationaler Beobachtung, denn der Spitzenkandidat der "Freiheitlichen" ist in einen Skandal um Nazi-Lieder verwickelt. Von Clemens Verenkotte

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Heinz Christian Strache, Vizekanzler und FPÖ-Chef, am vergangenen Donnerstag in St. Pölten, in der Landesparteizentrale. Aufmunterndes Schulterklopfen – denn die Affäre um die NS-Lieder der Burschenschaft des Spitzenkandidaten der FPÖ in Niederösterreich, Udo Landbauer, hat landesweit wie international für Aufsehen gesorgt.

"Udo Landbauer hat sich hier nichts zuschulden kommen lassen und im Gegenteil: Er steht für Aufklärung und ist vor allem auch jemand, der mit seinem Migrationshintergrund überhaupt nichts mit Rassismus und anderen widerlichen Einstellungen zu tun hat." Heinz Christian Strache, Vizekanzler und FPÖ-Chef

FPÖ-Spitzenkandidat schweigt nach "Germania"-Vorwürfen

Der 31-jährige Landbauer, dessen Mutter Iranerin ist, hatte die amtierende Regierungschefin von der konservativen ÖVP, Johanna Mikl-Leitner, oft als „Mama Mikl“ diskreditiert, weil diese zu sehr auf das gesellschaftliche Miteinander setze. Bis zum Bekanntwerden der antisemitischen Liedertexte seiner Burschenschaft Germania - in denen es etwa heißt: "Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million." Am Freitag sagte Landbauer dann die restlichen Wahlkampf-Auftritte ab, er wollte nichts mehr zur Liederbuch-Affäre sagen.

"Ich will einfach, dass unsere Landsleute sicher, gesünder und besser leben können, und darum bitte ich auch, um das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler am 28. Jänner." Udo Landbauer, FPÖ-Spitzenkandidat in Niederösterreich

ÖVP in Niederösterreich bislang stärkste Kraft

Bislang ist die FPÖ keine bedeutende Kraft in Niederösterreich – die Freiheitlichen kamen bei den letzten Wahlen auf 8,2 Prozent – Umfragen sehen die FPÖ jetzt doppelt so stark. Niederösterreich ist traditionelles ÖVP-Land - seit vielen Jahrzehnten ist die konservative Volkspartei die stärkste Kraft im Bundesland, Ergebnisse von 50 Prozent plus sind für die Volkspartei eher die Regel als denn die Ausnahme.

Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau und Spitzenkandidatin der ÖVP, hält es nach eigenen Worten für wenig wahrscheinlich, dass sie mit ihrer ÖVP erneut die absolute Mehrheit verteidigen könne. Die übrigen vier Parteien, die um die Gunst der 1,3 Millionen Wahlberechtigten werben, könnten eine „Regenbogen-Koalition“ bilden, warnt Mikl-Leitner. Sie setze in der Politik nicht auf eine Polarisierung, sondern auf das gesellschaftliche „Miteinander“:

"Ich möchte einfach das zusammenbringen, was Niederösterreich ausmacht, was Niederösterreich stark macht, nämlich Stadt und Land, Herkunft und Zukunft, vor allem aber auch Leistungsbereitschaft und Hilfsbereitschaft , Ideen über die Parteigrenzen hinweg." Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau und Spitzenkandidatin der ÖVP

SPÖ hofft auf Trendwende

Umfragen sehen die Volkspartei konstant bei 46 Prozent der Stimmen, das wären zwar vier Prozent weniger als 2013, aber immer noch mehr als doppelt so stark wie die Sozialdemokraten. Die SPÖ kam vor fünf Jahren auf 21,6 Prozent, jetzt gehe es um eine Trendwende, wirbt Spitzenkandidat Franz Schnabl. In Niederösterreich müsse sich was ändern, sagt Schnabl und nimmt das Lieblingswort der Landeshauptfrau aufs Korn:

"Im Wort gemeinsam, da stecken zwei Worte drin. Gemein und einsam. Niederösterreich ist das Land der einsamen Entscheidungen hinter verschlossenen Türen, die manchmal an Gemeinheiten nicht zu überbieten sind." Franz Schnabl, Spitzenkandidat SPÖ

Grüne Spitzenkandidatin verpfändet ihr Haus für den Wahlkampf

Für die Grünen in Niederösterreich geht es um eine Trendwende: Nach dem Scheitern an der Vier-Prozent-Hürde bei den Nationalratswahlen im vergangenen Oktober, hofft die finanziell in großen Nöten befindliche Partei auf ein erkennbares Lebenszeichen aus Niederösterreich. Helga Krismer, Tierärztin und Spitzenkandidatin der Grünen hat ihr eigenes Haus als Bürgschaft für einen 450.000 Euro Bankkredit eingebracht – um den Wahlkampf der Grünen überhaupt finanzieren zu können.