Stundenlang haben die Staatschefs der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS am Donnerstag um eine angemessene Antwort auf den Militärputsch im Niger gerungen. Nun steht fest: Sie setzen auf eine doppelte Strategie.
Zum einen wollen sie sich weiter um eine diplomatische, also friedliche Lösung bemühen. Zum anderen wurde aber auch beschlossen, sofort eine Eingreiftruppe für einen möglichen Einsatz im Niger aufzustellen. Die Putschisten hatten am Wochenende eine Frist von ECOWAS verstreichen lassen.
Einsatztruppe könnte 25.000 Mann umfassen
Die verfassungsmäßige Ordnung müsse nach dem Sturz von Präsident Bazoum wiederhergestellt werden, hieß es in der Abschlusserklärung zum ECOWAS-Treffen. Wie groß die Einsatzgruppe sein soll und wann sie eingesetzt werden könnte, blieb allerdings im Unklaren. In Berichten unter Berufung auf ECOWAS-Militärchefs war zuvor von 25.000 Soldaten die Rede.
Zugleich machte die Staatengemeinschaft noch einmal deutlich, dass sie die Festnahme von Präsident Bazoum für illegal hält. Die bereits erlassenen Sanktionen gegen den Niger werden demnach aufrechterhalten. Sie umfassen einen Handels- und Finanzboykott. Außerdem schlossen die Nachbarstaaten die Grenzen. Und die Zentralbanken froren Vermögenswerte des Nigers ein. Zudem wurden auch Stromlieferungen ausgesetzt, auf die das Land angewiesen ist.
Zweifel am Sinn der Sanktionen
Experten weisen darauf hin, dass die Sanktionen vor allem die Bevölkerung treffen könnten. Anstatt diese gegen die Junta aufzubringen, könnten die Strafmaßnahmen genau das Gegenteil bewirken, so die Einschätzung. Deutschland hatte seine finanzielle Hilfe für den Niger zunächst gestoppt, dies später aber wieder revidiert.
Nach Mali, Burkina Faso und Guinea ist der Niger das vierte von 15 ECOWAS-Mitgliedsländern, in dem das Militär in den vergangenen Jahren die Macht ergriffen hat.
Das knapp 26-Millionen-Einwohner-Land mit der höchsten Geburtenrate der Welt ist dreieinhalbmal so groß wie Deutschland. Trotz Bodenschätzen wie Gold und Uran leben mehr als 40 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut.
Mit Informationen von dpa, AFP und Reuters.
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