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Sabrina Franke

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Katholische Kirche: Wer zwei Mal heiratet, ist den Job los

Homosexuelle und Wiederverheiratete haben ein Problem, wenn sie bei der Kirche arbeiten. Trotz der Modernisierung des katholischen Arbeitsrechts vor drei Jahren verlieren immer wieder Mitarbeiter ihren Job wegen ihres Privatlebens. Von Markus Kaiser

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Eigentlich sei ihre Arbeit bei ihren Vorgesetzten gut angekommen, sagt Sabrina Franke. Doch dann wurde ihr Vertrag als Erzieherin im katholischen Kinderhort in Neusäß bei Augsburg nicht mehr verlängert: "Ich habe bei meiner Chefin nachgefragt, sie meinte, sie könnte sich vorstellen, dass es daran liegt, dass ich nicht kirchlich verheiratet bin."

Beschäftigung nur mit kirchlicher Ehe?

Weil ihr Mann bereits eine Scheidung hinter sich hatte, hat Sabrina Franke ihn nur standesamtlich geheiratet, in Verbindung mit einer freien Trauung bei einem Theologen. Doch das genügt nicht, um die Loyalitätspflichten des katholischen Arbeitsrechts zu erfüllen. Mitarbeiter mit Leitungsfunktion und „im Verkündigungsdienst“, also auch Religionslehrer und Erzieher, müssen ihr Privatleben nach der katholischen Glaubens- und Sittenlehre ausrichten, betont Evelyne Menges, Fachanwältin für Arbeitsrecht. Ihnen droht bei einer zweiten oder gleichgeschlechtlichen Ehe die Kündigung.

"Es geht um das persönliche Schicksal derjenigen Menschen, die nun mal die Liebe ihres Lebens erst in zweiter Ehe finden. Das Problem ist, dass ein sehr hartes rigides Verständnis von Ehe nicht zum Glück des Menschen führt, sondern zum Unglück. Das muss theologisch aufgelöst werden, weil das unbarmherzig ist." Evelyne Menges, Fachanwältin für Arbeitsrecht

Modernisiertes Arbeitsrecht in der katholischen Kirche?

Vor drei Jahren wurde das katholische Arbeitsrecht von der Kirche reformiert. Wenn das Privatleben nicht der katholischen Norm entspricht, soll das nur noch in Ausnahmefällen arbeitsrechtliche Konsequenzen haben. Gleichzeitig öffnete Papst Franziskus die Kirche für wiederverheiratet Geschiedene. Doch in der Praxis hat sich wenig verändert: Nur ein Teil der Kirchenmitarbeiter, etwa in der Pflege, in Krankenhäusern oder in der Verwaltung, profitiert von den Neuregelungen.

"Als ich wirklich in diesem entscheidenden Gespräch beim Pfarrer drin saß, mit meinem Mann und wir schon fast soweit waren, unsere Ehe sanieren zu lassen, da hat sich für mich eine Schlinge um den Hals gezogen, ich hatte einen Kloß im Hals und ich musste unserem Pfarrer sagen, dass ich diesen Weg nicht gehen kann. Es fühlte sich in dem Moment an, als würde ich mich und auch Gott verraten." Sabrina Franke, Erzieherin

Sabrina Franke aus Neusäß bei Augsburg hätte ihre Arbeit behalten können, erzählt sie, wenn sie ihren Mann noch einmal kirchlich geheiratet hätte. Sie wollte aber nicht, dass ein zweites Ja-Wort ihre erste Hochzeit überschattet. Inzwischen arbeitet Sabrina Franke nicht mehr im Kinderhort in Neusäß, ihr Vertrag wurde nicht verlängert. Auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunks bestätigt das Bistum Augsburg die Wichtigkeit der kirchlichen Ehe in Erziehungsberufen. Das bedeute jedoch nicht in jedem Fall das Ende einer Beschäftigung.