Das Jeckes Museum zeigt die Geschichte der Einwanderung deutscher Juden
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Das Jeckes Museum

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"Jeckes-Museum" in Israel: Neuanfänge

Das Jeckes Museum zeigt die Geschichte der Einwanderung deutscher Juden – und steht nun selbst vor einem großen Umzug

Tagebücher, Briefe, Dokumente aus Deutschland: Noch sind sie im nordisraelischen Tefen ausgestellt. Doch das Jeckes-Museum muss umziehen und steht vor einer ungewissen Zukunft. Die Finanzierung für einen Neustart in Haifa ist noch nicht gesichert.

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Ruthi Ofek steht im wohl anschaulichsten Ausstellungsstück des Museums. „Das ist eine Original-Hütte“, sagt sie. „Das hat ein Jecke gekriegt, wie er nach Nahariya kam: ein Bett, natürlich der Bücherschrank.“ In kleinen Blechhütten wie diesen wohnten nach ihrer Ankunft viele der jüdischen Einwanderer aus Deutschland. Zwei Räume hatten diese spartanischen Unterkünfte. Hinten wurde gekocht, vorne gewohnt und geschlafen. Die Einwanderer konnten nur wenig mitbringen. Bücher aus der Heimat hatten sie häufig dabei. Auf rund 500 Quadratmetern erinnert das Museum an die Zuwanderer, die sogenannten Jeckes, und beleuchtet Geschichten von einem häufig harten Ankommen in der Fremde und von Sehnsucht nach dem Land, das einen nicht mehr wollte. Ruthi Ofek ist Direktorin des Jeckes Museums, das fast eine Million Dokumente besitzt.

„Tagebücher, Briefe, offizielle Dokumente, Zeugnisse, Korrespondenz zwischen Jeckes, die schon hier in Israel waren, und den Familien, die noch dort geblieben sind. Manchmal sind es ganz tragische Geschichten und manchmal Geschichten voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft." Ruthi Ofek, Direktorin Jeckes-Museum
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In solchen Hütten wohnten die Einwanderer.

Geschichten, die die Kinder und Enkelkinder der Jeckes von damals heute häufig bei Wohnungsauflösungen finden und sich dann bei Ruthi Ofek melden. Denn oft sprechen die nachfolgenden Generationen kein Deutsch mehr und können die Dokumente nicht lesen, erzählt Ruthi Ofek. Das sei eigentlich der Grund, warum die Sachen im Museum sind.

„Ich habe die ganzen Jahre über immer gesagt: Bevor es auf den Müll geht, gebt es uns. Wegschmeißen können wir es auch." Ruthi Ofek, Direktorin Jeckes-Museum
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Ruthi Ofek leitet das Jeckes Museum – das sich derzeit noch in Tefen befindet.

Sie haben sehr, sehr viel aufgehoben und gründlich archiviert im Jeckes-Museum – und nun müssen sie es bald einpacken. Der alte Standort im nordisraelischen Tefen muss aufgegeben werden. Das Museum braucht eine neue Heimat. Theoretisch ist sie bereits gefunden: Im Hecht-Museum an der Universität Haifa könnte die Geschichte der Jeckes eine neue Heimat finden, betreut vom dortigen Zentrum für deutsche und europäische Studien. Der Historiker Stefan Ihrig, der das Zentrum leitet, möchte das Museum und dessen Archiv erhalten und stärker als bisher für Lehre und Forschung nutzen.

„Die deutsche Sprache hat eine gewisse Bedeutung hier in Israel, unter anderem eben auch, weil wir so eine Gruppe haben wie diese Jeckes-Nachfahren in Israel. Ich denke schon, dass Museum und Archiv und die Aktivitäten, die wir geplant haben, sozusagen ein neuer, wichtiger Brückenpfeiler sein könnten für die deutsch-israelischen Beziehungen." Stefan Ihrig, Leiter des Zentrums für deutsche und europäische Studien
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Neue Adresse: Umzüge und Neuanfänge sind Teil des Museums.

Das Auswärtige Amt ist bereit, die Umzugskosten von Tefen nach Haifa zu übernehmen. Auch private Spender haben Unterstützung zugesagt, ebenso wie der Deutsche Akademische Austauschdienst. Doch noch fehlt Geld, um die Zukunft des Museums zu sichern. Beim derzeitigen Stand fehlen insgesamt etwa drei bis 3,5 Millionen Euro für Umzug, Umbau und zehn Jahre Betrieb, so Ihrig.

„Ich denke, das ist kein zu hoher Betrag für das, was wir bekommen und für das, was hier gesichert wird. Wir würden uns gerne trauen und wenn wir mehr Unterstützung in Deutschland finden, dann werden wir uns auch trauen." Stefan Ihrig, Leiter des Zentrums für deutsche und europäische Studien

In Deutschland gibt es schon einige Unterstützer der Rettungspläne, darunter die Kultusministerkonferenz und die Antisemitismusbeauftragen von Bund und Ländern. Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle bittet Bundespräsident Steinmeier in einem Brief um „wohlwollende Prüfung“ einer Unterstützung zur Rettung des Museums. Damit, so Spaenle, ließe sich im Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ein gutes Zeichen für die deutsch-israelischen Beziehungen setzen.