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Proteste in Gaza

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Fatah-Sprecher: "Verbrechen gegen die Menschlichkeit"

Palästinenserpräsident Abbas sprach von einem "Massaker". Der Gewaltexzess in Gaza hat auch den Weltsicherheitsrat beschäftigt. Die palästinensische Sicht schildert Jamal Nazzal, Sprecher der palästinensischen Fatah für europäische Angelegenheiten.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Der Fatah-Sprecher für europäische Angelegenheiten, Jamal Nazzal, hat Bayern 2-radioWelt das harte Vorgehen der israelischen Armee gegen protestierende Palästinenser im Gazastreifen als unverhältnismäßig kritisiert.

"Israel hat scharfe Munition benutzt, um zivile Demonstranten zu bekämpfen, das kann niemals richtig sein! [...] Stellen Sie sich vor, die Polizei in Deutschland würde auf Kinder schießen. Was wäre dann los? Wieso darf Israel so viele unschuldige Menschen töten? Das reicht doch für eine Anklage wegen Völkermord, oder nicht?" Jamal Nazzal

Kritik an Zeitpunkt der Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem

Der Fatah-Sprecher wies Vorwürfe zurück, die Hamas hätte Israel provoziert und am Montag gezielt Kinder und Jugendliche an die Grenze geschickt: "Es ist falsch, dass Kinder überhaupt an diesen Ort gelangen. Aber wenn sich 40.000 Menschen an diesen Ort begeben, dann können Familien die Kontrolle über ihre Mitglieder verlieren." Die Palästinenser sähen es nicht als falsch an, sich an zivilen Demonstrationen zu beteiligen, so Nazzal weiter.

Scharfe Kritik übte der Fatah-Vertreter am Zeitplan der Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem. Das habe in den Reihen der Palästinenser für ein Gefühl der Bitterkeit geführt:

"Es ist unglaublich unsensibel von Israel und den USA, die Verlegung der Botschaft ausgerechnet an dem Tag zu planen, an dem Hunderttausende Palästinenser im Zuge der Entstehung Israels vertrieben wurden." Jamal Nazzal

Enttäuscht über UN-Sicherheitsrat

Enttäuscht zeigte sich Nazzal darüber, dass der UN-Sicherheitsrat in der Nacht keine konkreten Beschlüsse nach den jüngsten Unruhen gezogen hat. Die USA hielten sei Jahrzehnten ihre schützende Hand über Israel: "Als einziges Land darf Israel unschuldige Zivilisten erschießen und damit davonkommen." Er kündigte an, deswegen das unabhängige Strafgericht in Den Haag anzurufen. Das Gericht solle überprüfen, ob in Gaza "Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit" stattgefunden habe. Er begrüße auch - wie von Deutschland gefordert - eine Untersuchung der Vorfälle durch eine unabhängige Kommission.