Eine Biene ist im Anflug auf eine Süßkirschblüte
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Eine Biene ist im Anflug auf eine Süßkirschblüte

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Neonicotinoide: EU-Entscheidung kann nur ein erster Schritt sein

Eine knappe Mehrheit hat in Brüssel für ein Verbot von drei bienengefährlichen Neonicotinoiden gestimmt. Auf den ersten Blick ein Erfolg. Doch zwei Neonics dürfen weiterhin angewendet werden. Die Diskussion wird weiter gehen. Von Christine Schneider

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam – diese drei Wirkstoffe aus der Gruppe der Neonics dürfen nur noch im Gewächshaus verwendet werden, um Schadinsekten zu töten. Das Verbot fürs Freiland soll heuer noch in Kraft treten. Die Zuckerrüben, deren Saatgut mit einem Neonic gebeizt ist, sind allerdings schon gesät.

Ist jetzt alles im grünen Bereich?

Aus Sicht der Landwirte nicht. Sie stehen jetzt vor großen Problemen. Denn ihnen wird ein hochwirksames Handwerkszeug gegen Schädlinge genommen. Eine Herausforderung, sagte heute der Bauernverband, der sich bis zuletzt gegen ein Verbot gewehrt hatte. Obwohl auch den Bauern eigentlich längst hätte klar sein müssen, dass man bienengefährliche Mittel nicht einfach weiter verwenden kann, nur weil sie praktisch sind.

Fast unglaublich: Der Europäische Verband der Pflanzenschutzindustrie kritisiert die Entscheidung als "voreilig". Die Frage stellt sich, auf was hätte man noch warten sollen? Es gibt bereits genügend Beweise, dass Neonics bienengefährlich sind.

Warum nur drei - und nicht fünf?

Drei Neonics werden nun verboten, zwei weitere bleiben aber in der EU weiterhin zugelassen. Zum Beispiel der Wirkstoff Thiaclporid. Obwohl der Berliner Neurobiologe Prof. Randolf Menzel nachgewiesen hat, dass Bienen Alzheimer-Symptome zeigen, wenn sie mit diesem Neonic in Berührung kommen. Und obwohl Prof. Matthias Liess vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig nachgewiesen hat, dass Thiacloprid sogar Wasserinsekten schädigt. Die Diskussion wird also weitergehen.

Sind die Alternativen zu Neonics ungefährlicher?

Klar ist, dass die Pflanzenschutzmittelhersteller in den letzten Jahren nicht Däumchen gedreht habe – während in der Fachwelt und in der Öffentlichkeit heftig über Neonics diskutiert und gestritten worden ist. Es gibt bereits Ersatzprodukte. Zum Beispiel Sivanto, ein neues Produkt der Bayer AG, das den Wirkstoff Flupyradifuron aus der Klasse der Butenolide enthält. Sivanto soll gegen saugende Insekten wie Blattläuse und Weisse Fliegen wirken, wird als bienenfreundlich vermarktet und kann auf blühende Felder aufgebracht werden. In den USA ist es seit 2015 auf dem Markt. In der EU ist es bereits zugelassen, aber noch nicht erhältlich.

Wissenschaftlerinnen der Universität Würzburg haben jetzt den Einfluss von Sivanto auf das Verhalten der Honigbiene untersucht. Das Ergebnis: Auch dieser Wirkstoff beeinflusst die Geschmackswahrnehmung sowie das Lernen und das Gedächtnis negativ. Bisher gibt es erst Testreihen im Labor, ab Mitte Mai startet man Freilandversuche.

Fazit

Ein guter Tag heute für die Umwelt, aber nur ein erster Schritt. Denn Imker und Umweltschützer fordern: "Alle Pestizide müssen auf den Prüfstand." Und auch wenn viele Landwirte das als Panikmache bezeichnen, große Teile der Gesellschaft werden sich dieser Forderung anschließen.