Zu der Agrarminister-Runde in Tallinn wurde auch der für Lebensmittelsicherheit zuständige EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis eingeladen. Er soll die Minister über die aktuelle Lage und die jüngsten Entwicklungen informieren. Von dem europäischen Fipronil-Skandal sind nach jüngsten Erkenntnissen 18 EU-Staaten sowie die Nicht-EU-Länder Schweiz, Libanon und Hongkong betroffen. Nach den bisherigen Ermittlungen gelangte das Insektengift in die Eier, weil es unerlaubterweise zur Reinigung von Ställen eingesetzt wurde.
Schmidt will besseren Informationsaustausch
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt möchte als Reaktion auf die Affäre den Verbraucherschutz EU-weit verbessern. Wie der CSU-Politiker bei einer Wahlkampfveranstaltung in Mittelfranken dem BR sagte, müsse gesichert sein, dass in einem weiteren Fall von Lebensmittelbelastungen der Informationsaustausch zwischen den einzelnen Ländern unmittelbar stattfinde.
„Wir müssen sicherstellen, dass nichts zurückgehalten wird. Es geht hier um kriminelles Verhalten.“ Christian Schmidt (CSU), Bundesagrarminister
Hersteller stellt Fipronil-Produktion ein
Entsprechende Gespräche über einen besseren Austausch würden bereits zwischen der Bundesregierung und den Amtschefs in den Niederlanden und Belgien laufen. Der belgische Agrarminister habe bereits zugesichert, alle Informationen über Fipronil-belastete Eier nun unverzüglich an das Bundeslandwirtschaftsministerium weiterzugeben, so Schmidt. Auch habe der Hersteller des Insektizids zugesichert, die Produktion bis Ende September einzustellen.
„Einige europäische Länder müssen zukünftig klar ihre Informationen verbindlich und deutlich auch an die Nachbarländer geben. Wir haben ein Schnellinformationssystem, das verträgt aber den Namen nur dann, wenn auch wirklich schnell informiert wird." Christian Schmidt (CSU), Bundesagrarminister
Unklarheit beim Eier-Zählen
In der Frage, wie viele belastete Eier nach Deutschland gelangt seien, hält sich der Bundesminister weiterhin bedeckt. Nach Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministers Christian Meyer sind allein in das Bundesland 35,3 Millionen Eier geliefert worden, die möglicherweise mit Fipronil belastet waren. Schmidt sagte dagegen, das Bundeslandwirtschaftsministerium sei immer noch dabei zu rekonstruieren, wer wohin belastete Fipronil-Eier geliefert hat. Im Moment sei aber sichergestellt, dass es keine Eier mehr im Handel gäbe, die von einer belasteten Charge kommen.