Bildrechte: pa/dpa

Rettungsaktion in Bielefeld

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Orkan: Sechs Tote – Chaos im Oberharz - Bahnverkehr ruht

"Friederike" fegt mit Wucht über Deutschland hinweg. Während der Sturm im Westen bereits etwas abflaut, hat nun der Osten mit Orkanböen zu kämpfen. Mindestens sechs Menschen verloren ihr Leben. Die Bahn stellte den Fernverkehr ein.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Zwei Feuerwehrleute starben im Orkan durch umstürzende Bäume - einer in Bad Salzungen in Thüringen, der andere im sauerländischen Sundern. In Nordrhein-Westfalen kam in Lippstadt im Kreis Soest der Fahrer eines Transporters ums Leben. Sein Fahrzeug kippte um, ein 40-Tonner erfasste es. Der Mann war sofort tot. Zuvor war am Niederrhein ein 59-Jähriger auf einem Campingplatz in Emmerich-Elten von einem Baum erschlagen worden. Bei einem Unfall inmitten der Sturmböen kam im Süden Brandenburgs ein Lastwagenfahrer ums Leben. Das Fahrzeug war auf der Autobahn 13 (Berlin-Dresden) bei Ortrand nahe der Grenze von Brandenburg zu Sachsen in die Mittelleitplanke geprallt und umgestürzt. Nach ersten Ermittlungen der Polizei hat der Orkan den Unfall ausgelöst. In der Nähe von Neubrandenburg starb eine 61-jährige Autofahrerin. Sie verlor südlich von Penzlin vermutlich wegen widriger Straßenverhältnisse und zu hoher Geschwindigkeit die Kontrolle über ihr Auto und schleuderte gegen einen entgegenkommenden Lastwagen. 

Sturm zieht nach Osten ab

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) stufte das Tief am Nachmittag teilweise vom Orkan zum Sturm herunter. Für Nordrhein-Westfalen, den westlichen Teil Niedersachsens, den Nordwesten Hessens und für Rheinland-Pfalz wurde die Orkanwarnung um 16 Uhr aufgehoben. Für den Osten gelte die Warnung aber noch mindestens bis zum späten Abend. 

"Sturmböen bis Windstärke 9 mit Geschwindigkeiten bis zu 85 Kilometern in der Stunde sind immer noch möglich", warnte der DWD. Im Flachland lagen die heftigsten Böen zuvor um die 130 km/h. Die höchsten Windgeschwindigkeiten wurden in den Mittagsstunden auf dem Brocken im Harz gemessen worden, wo der Orkan eine Geschwindigkeit von 203 km/h erreichte. "Friederike" schlägt damit "Kyrill" aus dem Jahr 2007, was die stärkste Windböe betrifft. Damals wurden auf dem Wendelstein 202 km/h gemessen.

Keine Fernzüge mehr

Der schwerste Orkan seit mehr als zehn Jahren legte bundesweit den Fernverkehr der Deutschen Bahn lahm. Züge, die noch unterwegs sind, sollen soweit möglich bis zum Zielbahnhof fahren. Dann ist Stillstand – aus Sicherheitsgründen. Auch Flugpläne wurden und werden kräftig durcheinander gewirbelt. 

Vielerorts wurden Schulen ebenso geschlossen wie Zoos, Parks und Museen. Allein in Nordrhein-Westfalen mussten Feuerwehr- und Rettungsdienste bis zum Nachmittag zu mindestens 7.000 Einsätzen ausrücken. Straßen freiräumen, Gebäude und demolierte Oberleitungen sichern, Unfallopfer bergen.

Oberharz abgeschnitten

Schwer gebeutelt ist auch der Oberharz. Das Gebiet ist weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Wegen zahlreicher umgekippter Bäume sind alle Zufahrtsstraßen gesperrt. Ein Polizeisprecher bezeichnete die Lage als chaotisch.

Ausfälle im Freistaat

In Bayern sind die Schäden bislang überschaubar. Umgestürzte Bäume blockierten mancherorts den Verkehr. Auch gab es Glatteisunfälle, es blieb bislang aber bei leichten Verletzungen und Blechschäden. Auf der Zugspitze sorgte der Sturm für einen kompletten Stillstand. Das gesamte Skigebiet war geschlossen. In Oberstdorf musste bei der Skiflug-WM die Qualifikation abgesagt werden.

Auch im Flachland war und ist es ungemütlich: Die bayerische Schlösserverwaltung warnte vor Besuchen von Schlossparks und des Englischen Gartens in München. Für die Schüler in der Stadt und den Landkreis Hof sowie im Landkreis Wunsiedel hatte der Sturm eine gute Seite: sie hatten schulfrei.