USA, Boston: US-Vizepräsidentin Kamala Harris spricht während einer Wahlkampfveranstaltung zur Unterstützung des landesweiten Tickets der Demokraten in Massachusetts.
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US Vizepräsidentin Kamala Harris

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BR24 Drangeblieben: Was macht eigentlich US-Vize Kamala Harris?

Nach den Midterms in den USA stellen sich Demokraten und Republikaner für die Präsidentschaftswahl 2024 auf. Tritt Präsident Biden nochmals an? Wäre seine Vize Kamala Harris eine Alternative? BR24 Drangeblieben liefert eine Einschätzung.

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Die Midterms in den USA sind vorbei, Demokraten und Republikaner sind dabei, sich für die Präsidentschaftswahl 2024 aufzustellen. Ob Präsident Joe Biden noch einmal antreten wird, ist noch nicht klar, er will sich Anfang kommenden Jahres erklären. Wer wäre eine Alternative? Kamala Harris, seine Vize? Sie bleibt blass, ist in Umfragen nicht sehr beliebt. Ist sie Hoffnungsträgerin oder einfach nur eine Enttäuschung?

Hoffnungsträgerin Kamala Harris

Vor gut zwei Jahren ging das Video von Kamala Harris um die Welt. Beim Joggen erfuhr sie, dass Joe Biden die Präsidentschaftswahl gewonnen hatte, sie Vize-Präsidentin werden würde. "We did it Joe", sagte Harris und lachte. Kamala Harris erste Vizepräsidentin der USA, erste Schwarze in dem Amt, mit indisch-jamaikanischen Wurzeln, Hoffnungsträgerin für viele. Aber sie ist blass geblieben, konnte keine eigenen Themen setzen, ist nicht sehr beliebt. In Umfragen liegen ihre Zustimmungswerte zur Zeit bei um die 40 Prozent.

US-Vizepräsidenten: Oft Zielscheibe von Spott

Das liege aber nicht an Fehlern Harris, analysiert Politikwissenschaftler Michael Cornfield von der George Washington University. Vizepräsidenten liefen in den USA unter dem Radar. Es sei nicht Harris Schuld, das sei das Dilemma einer Vize-Präsidentin. Und der Politik-Professor erklärt, Harris stehe im Vergleich zu anderen Vizepräsidenten gar nicht so schlecht da. Sie bekomme zwar keine besonders gute Presse, aber auch keine besonders schlechte, andere Vizepräsidenten seien oft Zielscheibe von Spott gewesen.

Harris: Ständig unterwegs und im Hintergrund aktiv

Harris bekommt in den Medien zwar keinen Spott ab, aber immer wieder taucht die Frage auf: Wo ist eigentlich Kamala Harris? Und dabei war sie im Wahlkampf für die Midterms fast ständig unterwegs, unterstützte demokratische Kandidaten, sprach mit Studierenden. Aber die Aufmerksamkeit bekamen andere: Ex-Präsident Obama beispielsweise oder Ex-Präsident Trump. Harris positionierte sich auch in der Diskussion um das gekippte Abtreibungsrecht, organisierte runde Tische, nannte den Obersten Gerichtshof in einem Interview mit dem Fernsehsender NBC aktivistisch, sie mache sich Sorgen um die Integrität des Gerichtes insgesamt. Aber auch das fand wenig Beachtung.

Schlechte Ausgangslage für eine Präsidentschaftskandidatur

Harris ist von Joe Biden offiziell damit beauftragt, sich um die Migrationskrise zu kümmern und um die Reform des Wahlrechts. "Bei diesen Themen zu punkten ist nahezu unmöglich", erklärt der Politikprofessor. Keine gute Ausgangslage für Harris, sollte Joe Biden entscheiden, nicht für eine zweite Amtszeit zu kandidieren. Die Demokraten hassten sie nicht, sie würden sie auch nicht ignorieren, aber Harris habe nichts, womit sie sich brüsten könne, so Cornfield. Und er analysiert, vier andere Demokraten hätten deutlich bessere Chancen: Verkehrsminister Pete Buttigieg, Außenminister Antony Blinken, Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom. Die besten Chancen räumt der Politikwissenschaftler der Gouverneurin von Michigan, Gretchen Withmer, ein. Ihr Spitzname sei Big Gretch, sie sei eine große Nummer.

Harris nicht leichtfertig abschreiben

Kamala Harris schreibt er aber nicht ab. Im Gegenteil, ihre Zeit werde noch kommen. Harris wäre für die Demokraten eine Spitzenkandidatin - 2028 oder 2032. Sie habe noch Zeit. Und sollte Biden bei den kommenden Präsidentschaftswahlen erneut antreten und gewinnen – die 58-Jährige bliebe Vizepräsidentin, davon ist der Politikprofessor überzeugt. Biden habe die Wahl 2020 zum großen Teil den schwarzen Wählerinnen zu verdanken. "Harris abzuschreiben, wäre politischer Selbstmord", so Cornfield.

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