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Kulturstaatsministerin Monika Grütters von der CDU am 17.6.2018.

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Grütters reagiert gelassen auf Söders Filmfest-Pläne

Die Ankündigung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, das Filmfest München aufzuwerten, hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters gelassen aufgenommen. Im Exklusiv-Interview mit dem BR sagt die CDU-Politikerin, Wettbewerb tue allen gut.

Cannes, Venedig, Berlin – wenn es um Filmfestivals geht, ziehen diese drei Städte die größte Aufmerksamkeit auf sich. Die Berlinale ist ein A-Festival, ein Publikumsfestival mit 350.000 verkauften Tickets. Und, sagt Kulturstaatsministerin Monika Grütters: „Es hat einen Filmmarkt, der besser ist als alle anderen. Inzwischen hat der European Film Market hier in Berlin tatsächlich Cannes überholt.“ Der EFM ist ein Branchentreffen der Filmindustrie, wichtiger Handelsplatz für Produzenten, Verleiher und Filmeinkäufer.

Nur nicht zweiter sein

In Deutschland ist die Berlinale unangefochten der Platzhirsch. Dass das Filmfest München zwar auch bekannt, aber deutlich kleiner ist, möchte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder ändern. „Dass Berlin die Nummer eins ist, das fällt einem Bayern ein bisschen schwer. Da muss man zu- und nachlegen“, sagte er.

Mehr Geld für das Filmfest München

Söder denkt dabei unter anderem an Geld. Er hat den Etat kurzerhand fast verdoppelt. „Bayerisch denken heißt größer denken“, sagt er. Und da schwingt der Wunsch nach mehr Glamour für München mit, nach mehr internationaler Aufmerksamkeit. Für den Film natürlich. „Das gehört zum Kulturland Bayern einfach dazu und deswegen müssen wir da was machen. Wir waren früher schon mal stärker, sind ein bisschen schwächer geworden. Das müssen wir ändern“, meint Söder.

Kultur öffnet, Wettbewerb tut gut

Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die gerade erst die Nachfolge für den langjährigen Berlinale-Chef Kosslick verkündet hat, nimmt Söders Ankündigung sportlich. Auf die Frage, ob das nach einer Kulturpolitik a la „Bavaria first“ klinge, sagt Grütters: „Selbst wenn Markus Söder 'Bavaria First' im Sinn haben sollte, kann ich ihn dazu nur beglückwünschen, wenn er 'Bavaria first' nicht in martialischen Grenzsicherungsmaßnahmen begreift, sondern sich über die Kultur öffnet.“ Kulturangebote wie der Film, das hat Grütters schon in anderen Zusammenhängen betont, helfen dabei, die Perspektive zu wechseln, Geschichten aus der Sicht anderer Menschen zu sehen. Wenn man sich darauf einlasse. „Wenn der Ministerpräsident aus Bayern sein Festival konkurrenzfähig machen möchte, kann ich nur sagen: Willkommen im Wettbewerb! Das tut uns allen gut“, sagt sie.

Berlinale künftig mit Doppelspitze

Wobei Grütters die Berlinale sehr gut gerüstet sieht. Wenn der 70 Jahre alte Dieter Kosslick in einem Jahr seinen Abschied nimmt, wird das Festival jünger und weiblicher. Und das mit einer Doppelspitze. Die künstlerische Leitung übernimmt Carlo Chatrian, Jahrgang 1971, derzeit noch Chef des Festivals in Locarno. Und die Geschäfte wird dann Mariette Rissenbeek führen. Sie wechselt für diesen Job auch den Wohnort: Von München nach Berlin.