Ein Flugzeug der Lufthansa landet am Flughafen Frankfurt. Mit dem Flug wurden Menschen aus dem usbekischen Taschkent nach Deutschland gebracht, die zuvor aus Afghanistan evakuiert wurden.
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Ein Flugzeug der Lufthansa landet am Flughafen Frankfurt. Mit dem Flug wurden Menschen aus dem usbekischen Taschkent nach Deutschland gebracht.

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Afghanistan: Flugzeug mit Evakuierten in Frankfurt gelandet

Ein Lufthansa-Flugzeug mit dutzenden Evakuierten aus Kabul ist Mittwochfrüh in Frankfurt gelandet. An Bord befanden sich laut der Fluggesellschaft etwa 130 Personen. Weitere Evakuierungsflüge sollen im Laufe des Tages folgen.

In Frankfurt am Main landete am frühen Mittwochmorgen eine Lufthansa-Maschine mit rund 130 Evakuierten aus Kabul. An Bord der Maschine befanden sich etwa 130 Menschen, wie die Luftgesellschaft angab. Der Airbus A340 kam aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent und landete um 03.43 Uhr am Flughafen Frankfurt/Main. Zuvor hatte die Bundeswehr die Menschen nach Taschkent ausgeflogen.

Von der Bundesregierung gechartert

Die Bundesregierung hatte die Lufthansa-Maschine gechartert. Im regulären Linienverkehr fliegt die Airline Usbekistan derzeit nicht an. Lufthansa wird nach eigenen Angaben "im Rahmen der Luftbrücke und in Abstimmung mit der Bundesregierung" in den kommenden Tagen weitere Flüge aus Taschkent, aber auch aus der katarischen Hauptstadt Doha und anderen Anrainerstaaten anbieten. Die Planungen dafür wurden nach Lufthansa-Angaben innerhalb weniger Stunden umgesetzt.

Für Mittwoch sind weitere Evakuierungsflüge geplant

Insgesamt hat die Bundeswehr nach eigenen Angaben bislang mehr als 260 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. Ein dritter Evakuierungsflug mit 139 Menschen an Bord war am Dienstagabend in Taschkent gelandet. Sie sollen mit der Lufthansa weiter nach Deutschland gebracht werden. Für Mittwoch sind weitere Evakuierungsflüge aus Kabul geplant. Einer davon ist offenbar bereits unterwegs:

Um 10.47 Uhr twitterte Bundesaußenminister Heiko Maas: "Der erste Evakuierungsflug des heutigen Tages ist soeben mit 176 Menschen aus #Kabul abgehoben."

Bundestag muss noch zustimmen

Die Bundesregierung hat am Vormittag den Mandats-Entwurf für den bereits laufenden Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan gebilligt. Damit will das Kabinett nachträglich die rechtliche Grundlage für die Mission schaffen. Nächste Woche muss noch der Bundestag zustimmen. Da die Aktion bereits läuft und auf breite Zustimmung stößt, gelten beide Entscheidungen als Formsache - dennoch muss das Parlament einen solchen offiziell neuen Auslandseinsatz nach Ende des Nato-Mandats in dem Land billigen.

Zusatzausgaben für Bundeswehr mit 40 Millionen Euro angesetzt

Der Entwurf, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, sieht den Einsatz von bis zu 600 Soldaten bis spätestens 30. September vor. Die Zusatzausgaben für die Bundeswehr werden mit 40 Millionen Euro veranschlagt. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich rief in der "Westdeutschen Zeitung" die anderen Fraktionen auf, "sich hier nicht zu verweigern".

Mit der Lage in Afghanistan wollen sich am Mittwoch auch der Verteidigungsausschuss des Bundestages (13.00 Uhr) und der Auswärtige Ausschuss (11.30 Uhr) befassen. Die Opposition hatte in den vergangenen Tagen die Bundesregierung heftig kritisiert. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) räumten ein, die internationale Gemeinschaft habe die Lage in Afghanistan falsch eingeschätzt und ihre Ziele bei dem Einsatz nicht erreicht. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer will als Konsequenz aus dem Afghanistan-Einsatz die Auslandseinsätze der Bundeswehr überprüfen.

USA hat bisher mehr als 3.200 Menschen ausgeflogen

Das US-Militär hat bislang mehr als 3.200 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. Allein am Dienstag seien mit 13 Flügen rund 1.100 Menschen in Sicherheit gebracht worden, sagte laut der Nachrichtenagentur AFP ein Vertreter des Weißen Hauses. Die US-Luftwaffe hat inzwischen eine Untersuchung eingeleitet, die das Chaos rund um den Abflug einer ihrer Maschinen am Flughafen in Kabul klären soll. Auf Aufnahmen war zu sehen, dass Menschen aus großer Höhe vom Flugzeug fielen.

Britischer General: Arbeiten bei Evakuierung mit Taliban zusammen

Weitere Länder wollen ihre Landsleute und Ortskräfte ausfliegen. So hat zum Beispiel Australien bereits damit begonnen. Italien ist dabei, eine Luftbrücke aufzubauen. Der Befehlshaber der britischen Streitkräfte, General Nick Carter, hat sich positiv über die Zusammenarbeit mit den militant-islamistischen Taliban bei der Evakuierung von britischen Staatsbürgern und Ortskräften geäußert. "Wir arbeiten mit den Taliban zusammen, die für Sicherheit sorgen", sagte Carter Radiosender BBC 4. Die Taliban stellten sicher, dass das Zentrum der Hauptstadt Kabul sehr ruhig sei. Bislang gebe es keine Berichte, dass Menschen Schwierigkeiten hätten, an den Flughafen zu gelangen. Die Taliban arbeiteten "hart" daran, dass es ruhig bleibe.

Taliban haben Afghanistan unter ihre Kontrolle gebracht

Die militant-islamistischen Taliban hatten Afghanistan in rasantem Tempo unter ihre Kontrolle gebracht und am Sonntag faktisch die Macht in dem Land übernommen. Viele Länder - darunter Deutschland - versuchen so schnell wie möglich eigene Landsleute und Afghanen auszufliegen, die etwa für die Streitkräfte anderer Staaten oder internationale Organisationen tätig waren und nun Racheaktionen der Taliban befürchten.

Konflikt in Afghanistan
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