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Zucker und Getränke

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Ärzte fordern Vorgaben für gesundes Essen

In einem Brief an Bundeskanzlerin Merkel fordern über 2.000 Ärzte eine Sonderabgabe auf gesüßte Getränke, eine verständliche Lebensmittelkennzeichnung in Form einer Nährwert-Ampel sowie weniger an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung.

Es sei höchste Zeit, mit der Prävention ernst zu machen, heißt es in dem Offenen Brief der mehr als 2.000 Ärzte. Unterstützt werden sie von einem Bündnis aus 15 Ärzteverbänden, Fachorganisationen und Krankenkassen. Initiiert wurde die Kampagne vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, von der Deutschen Diabetes Gesellschaft und der Verbraucherorganisation Foodwatch.

Klare gesetzliche Rahmenbedingungen

"In Sachen Prävention ist Deutschland ein Entwicklungsland", erklärte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Während andere Staaten in Europa im Kampf gegen Fehlernährung die Lebensmittelwirtschaft in die Pflicht nähmen, setze die Bundesregierung weiterhin auf freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie. "Das ist die falsche Strategie", erklärte Fischbach. Für klare gesetzliche Rahmenbedingungen zur Prävention sprach sich auch der Arzt und Entertainer Eckart von Hirschhausen aus. Dies würde allen helfen, gesünder zu bleiben. Seit Jahren werde "politisch gestritten und privat zugenommen".

Zuckersteuer gefordert

Es sei höchste Zeit für eine wirksame Zuckersteuer, konsequente Werbeverbote und eine sinnliche und humorvolle Vermittlung von Gesundheitskompetenz in den Schulen", so Hirschhausen. Unterstützung gibt es auch von der Diakonie Deutschland. Eine ausgewogene Ernährung sei ein wichtiger Bestandteil, damit Kinder und Jugendliche gesund aufwachsen, sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie in Berlin. In Kindergärten und Schulen müsse ein gesundes, kostenfreies Mittagessen zum Regelangebot für alle werden. Gerade für in Armut lebende Kinder sei gesunde Ernährung ein wichtiger Baustein für eine bessere Lebensperspektive, erklärte Lilie.

Fettleibigkeit und Diabeteserkrankungen nehmen zu

Die Initiatoren der Kampagne verweisen dabei auf Zahlen des Robert-Koch-Institutes. Danach gelten 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland als übergewichtig oder fettleibig. Im Vergleich zu den 1980er- und 1990er-Jahren habe der Anteil übergewichtiger Kinder damit um 50 Prozent zugenommen, der Anteil adipöser Kinder habe sich verdoppelt. Die Anzahl der Diabetes-Erkrankungen stieg seit Beginn des Jahrtausends um etwa 38 Prozent, altersbereinigt um etwa 24 Prozent. Zur Zeit leben in Deutschland 6,7 Millionen Menschen mit Diabetes.