Ein LKW transportiert die menschlichen Überreste von 33 identifizierten Toten am 09.07.2019 nach Srebrenica/Potocari.
Bildrechte: BR / Eldina Jasarevic

Ein LKW transportiert die menschlichen Überreste von 33 identifizierten Toten am 09.07.2019 nach Srebrenica/Potocari.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

24 Jahre nach dem Völkermord: Mehr als 1000 Opfer vermisst

Juli 1995: In und um Srebrenica werden im Bosnienkrieg mehr als 8.000 Menschen ermordet, fast ausschließlich Jungen und Männer. 24 Jahre später werden im Rahmen des jährlichen Gedenkens die menschlichen Überreste von 33 Ermordeten beigesetzt.

Die menschlichen Überreste von 33 Ermordeten des Genozids von Screbrenica werden heute auf dem Friedhof der Gedenkstätte Potocari bei Srebrenica beigesetzt. Zehntausende Menschen werden auf dem ehemaligen UN-Gelände erwartet, denn die Beisetzungen finden im Rahmen des jährlichen Gedenkens statt. 24 Jahre nach dem Völkermord gab es zuvor auch wieder einen Friedensmarsch. 5000 Menschen gingen zu Fuß von Nezuk bei Tuzla nach Srebrenica, um an den Gedenkfeiern im nahe gelegenen Potocari teilzunehmen. In umgekehrter Richtung war diese Route im Juli 1995 der qualvolle Fluchtweg aus Srebrenica auf von der bosnischen Armee kontrolliertes Gebiet.

"Nach so langer Zeit hat sich die Bodenbeschaffenheit geändert und es gibt weniger Augenzeugen, so dass es immer schwieriger wird, ein Massengrab zu finden. Wir appellieren an Menschen, die Bescheid wissen. Es gibt eine kostenlose Telefonnummer, wo sie sich melden können und wir haben auf unserer Website auch eine Karte, auf der man anonym eine Stelle anklicken und melden kann." Emza Fazlic vom internationalen Institut für die Suche nach Vermissten - ICMP - in Sarajevo

Noch immer werden 1.000 Opfer vermisst und die Suche ist schwieriger geworden, sagt Emza Fazlic, vom Institut für die Suche nach Vermissten – ICMP – in Sarajevo. Über die noch nicht gefundenen Massengräber ist Gras gewachsen und mit Satelliten sind sie schwieriger oder nicht mehr aufzuspüren. Serbische Täter bei der früheren Armee oder Mitwisser leugnen oder relativieren und vor allem schweigen sie. Dadurch wird die Suche nach den weiteren Vermissten behindert.

Fatima Aljic konnte nur ein paar Knochen ihres Mannes begraben

Fatima Aljic hat durch Srebrenica ihren Ehemann und zwei Söhne verloren, der dritte fiel als Soldat und wird noch vermisst. Tränen habe sie keine mehr sagt sie. Nur ein paar Knochen ihres Mannes und des Sohnes Seval konnte sie 2006 begraben. 2008 wurden dann 2-3 Knochen von Dzemal gefunden. Es sind nicht aber seine, zweifelt sie immer wieder. Und sie hat noch einen Kummer. Ihr ältester Sohn Sabahudin war Soldat und gilt seitdem Krieg als vermisst. Einer von 7000 Menschen – darunter tausend, die in Srebrenica ermordet wurden, listet Emza Fazlic vom Institut für Vermisstensuche in Sarajevo auf.

"Am 13.Juli 1995 habe ich sie (Anmerkung meine zwei Söhne und meinen Mann) in Kravice gesehen, von einem LKW aus. Mein Mann und Seval mit den Armen hinter dem Kopf. Sie waren gefangen und standen in einer Reihe. Meinen Sohn Dzemal sah ich mit durchschnittener Kehle an der Straße liegen. Er lag neben anderen auf dem Boden. Ich habe ihn an der Kleidung erkannt. Er war barfuß. Seine Füße waren so blass. Ich habe mich so darüber gewundert...Das Blut war wohl herausgeflossen." Fatima Aljic, 70, verlor ihren Ehemann und zwei Söhne bei dem Völkermord der am 11.07.1995 begann