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Die SPD ist schlecht wie nie - wohl Folge der Großen Koalition

Nur knapp über 20 Prozent! Die SPD verbucht das schlechteste Ergebnis überhaupt. Noch liegen Nachwahlbefragungen nicht vor, aber: repräsentative Umfrage-Ergebnisse von Infratest dimap kurz vor der Wahl zeigen mögliche Gründe auf. Von Florian Haas

20,8 Prozent laut neuester Hochrechnung - damit verliert die SPD fast fünf Punkte im Vergleich zu 2013. Schon damals war das Resultat mäßig. Klar ist: Die SPD hat von der Großen Koalition nicht profitiert, im Gegenteil: mehr als jeder zweite Deutsche kritisiert ihre Arbeit in der Regierung. Nicht mal jeder Fünfte hat das Gefühl, von der SPD-Politik der vergangenen Jahre persönlichen Nutzen davongetragen zu haben. Auch in den klassischen sozialdemokratischen Feldern schwächelten die Sozialdemokraten. Obwohl sie zum Beispiel den Mindestlohn durchsetzen konnte, findet nicht mal jeder Zweite, dass die SPD sich für angemessene Löhne einsetzt. Viele kritisieren kurz vor der Wahl außerdem ein mangelndes Konzept. Der Tenor der allermeisten Bundesbürger lautet: die SPD wolle zwar soziale Gerechtigkeit, sage aber nicht, das GENAU sie dafür tun wolle. In Wirtschaftsfragen schneidet die SPD geradezu verheerend ab – und das, obwohl sie in den vergangenen Jahren sogar dieses Ressort besetzt hatte.

Der Gewinner? Sigmar Gabriel

In klassischen Unions-Themenfeldern wie Kriminalitätsbekämpfung oder Anti-Terror-Kampf war auch nichts zu gewinnen. Klar ist auch: Der SPD hat ein zentrales, ein gewinnbringendes Thema gefehlt - und sie hat sich nach Ansicht der Bundesbürger nicht genug abgegrenzt von Merkel. Hinzukommt: Kandidat Martin Schulz konnte seine guten Werte von zu Beginn des Jahres nicht halten, sein Abstand zu Merkel ist ähnlich groß wie der früherer Kandidaten (Steinbrück, Steinmeier). Einen ganz großen Gewinner hat die SPD aber. Es ist, ein wenig paradox, Sigmar Gabriel. Der Mann, der zugunsten von Schulz auf eine Kandidatur verzichtete, steht in Fragen der Politikerzufriedenheit so gut dar wie kein anderer im Land. Zwei von drei Deutschen sind mit seiner Arbeit zufrieden. Der Wechsel vom Wirtschaftsressort ins (bei Beliebtheitsfragen gewinnbringende) Außenministerium hat sich für Gabriel persönlich ausgezahlt.