Europa wirkt gestresst, verunsichert, ja geradezu verzweifelt. Der Krisenmodus mag einfach nicht abreißen. Erst führt Griechenland Europa an den Rand der finanziellen Belastbarkeit, dann verabschiedet sich Großbritannien aus der EU - und jetzt scheint das hochverschuldete Italien in eine noch extremere Schuldenkrise zu rauschen. Was die populistische Fünf-Sterne-Bewegung und die fremdenfeindliche Lega als Regierungsprogramm vorgelegt haben, ist radikale Selbsttäuschung. Woher sollen die Milliarden dafür auch kommen? Aus Europa? Aus Deutschland? Darauf spekulieren die Populisten: Bevor der Euro zerbricht, werden die anderen Staaten Italien schon aus der selbstverschuldeten Patsche helfen. Und wenn der Euro scheitert, sei's drum.
Dieses Gedankengut führt Europa völlig in die Sackgasse, es geht Millionen Europäern an den Geldbeutel. Diese Verblendung hilft Italien nicht, es macht die Lage nur noch schlimmer. Über kurz oder lang werden die Populisten mit ihren Ideen scheitern, vielleicht schon bei der Aufstellung des Haushaltes. Europa braucht eine Rückkehr zur Vernunft. Eine Rückbesinnung auf ein Gemeinschaftsmodell. Dieses kann man nicht erzwingen über eine autoaggressive Finanzpolitik. Guiseppe Conte hat gesagt, er will als Regierungschef die Interessen aller Italiener in Europa verteidigen. Das ist schon zu Beginn die falsche Wortwahl. Europa wächst nur an Vertrauen, nicht an Konfrontation.
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