Bildrechte: Reuters (RNSP)/Mussa Qawasma

Mitternachtsmesse in der Geburtskirche zu Bethlehem

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Flucht Hauptthema in Christmetten

Überschattet von der Flüchtlingskrise haben Christen aus aller Welt in Rom und Bethlehem Christmetten gefeiert. Papst Franziskus erinnerte in Rom ebenso wie der Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pizzaballa, an das Leid von Hilfesuchenden.

Über dieses Thema berichtet: Nachrichten am .

Kälte und Regen trübten die Weihnachtsfeierlichkeiten in Bethlehem, und wegen der Gewalt der vergangenen Wochen war die Zahl der Besucher kleiner als sonst. Vor allem arabische Christen, die in Israel und im Westjordanland leben, schienen sich nach den Auseinandersetzungen in jüngster Zeit eher zurückzuhalten. In der Nacht kam es zwar nicht zu Gewalt, die Palästinenser hatten die Feierlichkeiten sicherheitshalber aber zurückgefahren.

Politik überschattet christliche Feiern

Erzbischof Pierbattista Pizzaballa wich vom verbreiteten Redemanuskript ab, um auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump einzugehen, die US-Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. "Jerusalem ist eine Stadt des Friedens, doch kann es keinen Frieden geben, wenn einer ausgeschlossen ist", mahnte Pizzaballa. "Jerusalem ist unsere Mutter", doch wenn die Mutter eines seiner Kinder verliere, könne sie "keinen Frieden finden - also beten wir für Jerusalem". An dem Gottesdienst nahm auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, ein Muslim, teil.

In Syrien und dem Irak dagegen feierte die christliche Minderheit das erste Weihnachten nach der Vertreibung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). In der zweitgrößten irakischen Stadt Mossul versammelten sich Dutzende Menschen in der St. Paulskirche, wo die Messe mit der irakischen Nationalhymne eröffnet wurde. Patriarch Louis Raphael Sako forderte die Gläubigen auf, für "Frieden und Stabilität in Mossul, dem Irak und der Welt" zu beten. Mossul hatte drei Jahre lang unter der Kontrolle des IS gestanden, erst im Juli war es der irakischen Armee mit internationaler Unterstützung gelungen, die Großstadt wieder vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Auch im syrischen Homs feierten Christen erstmals seit der Rückeroberung der Stadt durch Regierungstruppen wieder Weihnachten. In der ehemaligen IS-Hochburg Raka dagegen warteten zwei komplett von Minen geräumte Kirchen weiterhin auf die Rückkehr ihrer vertriebenen Gläubigen.

Papst wirbt für "neue Auffassung des Sozialen"

In seiner Predigt im Petersdom hatte Papst Franziskus zuvor zu "Nächstenliebe" und "Gastfreundschaft" aufgerufen. So wie einst Maria und Josef seien heute "Millionen Menschen" zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen, "weil sie aus ihrem Land vertrieben werden", sagte der argentinische Pontifex. Niemand aber dürfe das Gefühl haben, "in dieser Welt keinen Platz zu haben", sagte er weiter, und sprach sich für eine neue "Auffassung des Sozialen" aus.

"Wir sehen die Spuren von Millionen Menschen, die nicht freiwillig gehen, sondern gezwungen sind, sich von ihren Lieben zu trennen, weil sie aus ihrem Land vertrieben werden. Oft ist es ein Aufbruch mit dem Namen: Überleben. Die aktuellen Nachfolger des Herodes zu überleben, die zur Durchsetzung ihrer Macht und zur Mehrung ihrer Reichtümer nicht davor zurückschrecken, unschuldiges Blut zu vergießen." Papst Franziskus

Man dürfe sich nicht mit Ungerechtigkeit zufrieden geben, sondern müsse den Mut haben, "inmitten von Spannungen und Konflikten zu einem Raum der Gastfreundschaft zu werden", sagte der 81 Jahre alte Argentinier, der selbst Sohn italienischer Einwanderer ist. Der Glaube könne Menschen dazu bringen, "keine Angst zu haben, neue Formen der Beziehung auszuprobieren, in denen niemand das Gefühl haben muss, in dieser Welt keinen Platz zu haben".