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Ein beschmiertes Wahlplakat

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Zerstörte Wahlplakate - heuer besonders schlimm?

Zerstörte Wahlplakate gibt es bei jedem Wahlkampf. Während es aus vielen Parteizentralen heißt, die Zerstörungen seien bei leichtem Anstieg auch heuer im üblichen Rahmen, erzählen einzelne Wahlkämpfer von schlimmen Fällen.

Hakenkreuze, geschmiert auf Wahlplakate – im Raum Rosenheim berichten davon übereinstimmend CSU und SPD. Plakate der langjährigen CSU-Bundestagsabgeordneten Daniela Ludwig wurden auf diese Weise genauso verunstaltet wie die ihres SPD-Gegenkandidaten Abuzar Erdogan. Doch der Umgang ist ganz unterschiedlich: Daniela Ludwig hat wegen ihres mit Hakenkreuzen beschmierten Wahlplakats in Brannenburg die Polizei informiert, ihr SPD-Gegenkandidat sagt: Der Aufwand für Anzeigen sei im Vergleich zur geringen Aufklärungsquote zu groß. Das weis auch Ursula Hildebrand von der SPD-Donaustauf, sie beklagt seit Juli 15 bis 20 zerstörte oder geklaute Wahlplakate und hat erstmals Anzeige erstattet.

„Für mich war das einfach nur nach außen ein Zeichen zu sagen als Partei, als stellvertretende Vorsitzende: Wir lassen uns das nicht bieten. Wir registrieren das und wir bringen es letztlich dann auch zur Anzeige.“ Ursula Hildebrand, SPD Regensburg-Land

Wahlplakat-Zerstörungen kosten viel Geld

Das Ausmaß der Zerstörungen sei diesmal so groß, dass der Schaden ein größeres Loch in die lokale Wahlkampfkasse gerissen hat, berichtete Hildebrand weiter.

Mund abputzen und weiter geht’s – so ist das Motto bei den Grünen. 10 bis 15 Prozent der Wahlplakate werden im Schnitt zerstört, berichtet die Landesvorsitzende Sigi Hagl. Anzeigen würden aber nichts bringen.

„Das muss man leider einfach in Kauf nehmen, diesen üblichen Schwund. Das heißt: Es ist mehr Arbeit, es ist ärgerlich, wir müssen alle drei Wochen etwa neu plakatieren und damit ist es nicht einfach nur ein Kavaliersdelikt.“ Sigi Hagl, Grüne Landesvorsitzende

Oft sind es nur Zufälle, die Täter überführen. Die Münchner Polizei hat diese Woche einen jungen Mann dabei beobachtet, wie er ein NPD-Wahlplakat zerstört, berichtet

„Der 23-jährige konnte, was natürlich nicht so häufig vorkommt, von uns dann auch festgenommen werden. Ihn erwartet jetzt eine Anzeige wegen Sachbeschädigung. Weitere Ermittlungen werden dann ergeben ob er für andere Beschädigungen auch in Frage kommt in Zusammenhang mit Wahlplakaten.“ Polizeisprecher Oliver Timper

Eine neue Dimension der Wahlplakate-Zerstörung?

Von einer ganz neuen Dimension sprechen die Linken. Im Nürnberger Büro seien Fenster eingeschlagen, in München sei das Schloss aufgebrochen worden, erzählt Ates Gürpinar, der für den Bundestag kandidiert.

„Das schlimmste was wir hatten waren 10 Leute die vom fritten Weg hier waren und das wohl auch fotografiert haben, dass sie vor dem Büro waren und halt aggressiv davor standen und die Leute die drinnen waren damit bedroht haben. Das alles ist bei uns passiert und das war früher in der Form nicht der Fall.“ Ates Gürpinar, kandidiert für den Bundestag

Auch CSU klagt über zerstörte Wahlplakate

Eine Zunahme der Zerstörungen beklagt auch die CSU, vor allem in den Städten würden mehr Wahlplakate beschädigt als sonst. Es gibt aber auch kuriose Ereignisse. Der Augsburger CSU-Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich wurde auf einem Wahlplakat aufwendig mit Ölfarben zu einer Blondine umgestaltet. Ullrich findet sein etwas anderes Porträt durchaus gelungen und hat es mit in sein Büro genommen.

„Das künstlerisch gestaltete Plakat habe ich dann auf Facebook gestellt und viele Dutzend Anfragen bekommen von Menschen die das gerne hätten. Ich habe mich jetzt entschieden, dass dieses Plakat nach der Wahl meistbietend für einen guten Zweck versteigert wird.“ Volker Ullrich, CSU Augsburg

Ein möglichst lockerer Umgang, das ist die Devise bei vielen Wahlkämpfern. Die meisten antworten auf auf all die Zerstörungen ohne großes Aufsehen auf ihre Art und Weise: Schnell ein neues Plakat drüberkleben.