Mitglieder der solidarischen Musikschule Würzburg musizieren zusammen.
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Beim gemeinsamen Musizieren verstehen sich die Jugendlichen über Sprachgrenzen hinweg.

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Würzburger Verein macht Musik für alle möglich

Sprache, Herkunft oder Geldbeutel: All das spielt in der Solidarischen Musikschule in Würzburg keine Rolle. Der Leitgedanke: Musik ist für alle da. Und der Bedarf nach gefördertem Unterricht für Kinder und Jugendliche ist groß.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Ein großer, akustisch gedämmter Raum, an der Wand hängen vier Ukulelen, im Regal liegen Xylophone, Rasseln, Trommeln und Klanghölzer. In der Mitte sitzt Francois seinem Lehrer Jonas Hermes gegenüber, beide am E-Bass. Beim Einzelunterricht soll es aber nicht bleiben: Gleich im Anschluss findet hier eine Bandprobe statt. Francois strengt sich an, damit er gut vorbereitet ist. Seit einem Jahr lernt der 23-Jährige Bassspielen an der Solidarischen Musikschule "Willkommen mit Musik", kurz WiMu, in Würzburg.

"Willkommen mit Musik" begann 2014 mit seiner Arbeit

Schnell wird der große Raum zum Bandproberaum umfunktioniert, die Instrumente verkabelt und Mikrofone aufgestellt. Die Band besteht aus Schülerinnen und Schülern der Musikschule. "Bass in der Band zu spielen macht Spaß, weil man zusammen was schafft. Das bringt mir Power", sagt Francois. Ursprünglich entstanden ist der Musikschulverein 2014 mit musikpädagogischen Angeboten in Würzburger Aufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete und an Schulen.

Musiklehrer unterrichten in mehreren Sprachen

Sprache dürfe keine Barriere sein, sagt Musiklehrer und Geschäftsstellenleiter Jonas Hermes, der seit den Anfängen von WiMu dabei ist. Im Team der Instrumentalpädagoginnen und -pädagogen sind deshalb etwa englische, russische, arabische und spanische Muttersprachler – alle anderen könnten Englisch und Schul-Französisch, so Hermes.

Jeder zahlt so viel er kann

Was WiMu bis heute von anderen Musikschulen maßgeblich unterscheidet, ist das flexible Kostenmodell: Jeder zahlt, so viel er kann. Den Rest übernimmt der Verein, finanziert durch Spenden und Fördergelder. Und der Bedarf sei groß, betont Hermes: "Es gibt mehr Menschen in unserem Land, die in Unsicherheit oder auf der Stufe zu beginnender Armut leben, als wir alle glauben, wenn wir Jobcenter oder Wohngeldstatistiken sehen." Das zeigt auch ein Blick in die Zahlen: Aktuell werden fast die Hälfte der Unterrichtsgebühren gefördert. "Wir Menschen sollten alle die Möglichkeit haben, Musik zu machen! Das ist der Bedarf."

Musizieren als Gruppenerlebnis

Beim gemeinsamen Musizieren als Band kommt es vor allem darauf an, "dass man gut aufeinander hört und zusammenspielt, den Rhythmus gut einhält, sich einfach als Gruppe fühlt", erklärt Schlagzeugerin Annika. Viel lasse sich genau so auf den Alltag übertragen, betont Ensemble-Leiter und Instrumentalpädagoge Felix Schneider: "Sich zuhören, sich aufeinander verlassen können, darum geht es ja auch im echten Leben."

Auszeichnungen für kulturelle und soziale Arbeit von WiMu

Das Engagement des WiMu-Teams wurde schon mehrfach öffentlich anerkannt: Unter anderem die Kulturmedaille der Stadt Würzburg bekamen sie verliehen, den Integrationspreis der Regierung von Unterfranken und zuletzt wurden sie mit dem Sozialpreis der Bayerischen Landesstiftung ausgezeichnet.

Kooperationen mit Schulen und Jugendzentren

Im Einzelunterricht, in Jugendzentren und Schulen unterrichtet der solidarische Musikschulverein jede Woche gut 160 Kinder und Jugendliche, von denen sich einige den Unterricht woanders kaum leisten könnten.

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Willkommen mit Musik, kurz WiMu, nennt sich der Würzburger Verein.

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