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Trauerfeier für Wolfgang Bötsch in Würzburg

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Würzburg: bewegende Trauerfeier für Wolfgang Bötsch

Im Würzburger Stift Haug fand die Trauerfeier für Wolfgang Bötsch statt. Familienangehörige, Wegbegleiter aus der Politik und viele Würzburger nahmen Abschied von dem ehemaligen Bundespostminister. Bötsch wurde 79 Jahre alt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Es war ein bewegender Moment gestern in der Würzburger Kirche Stift Haug, als Theo Waigel ans Rednerpult trat. Der ehemalige Bundesfinanzminister war gekommen, um den ehemaligen Bundespostminister Wolfgang Bötsch zu verabschieden, als einstiger Kollege im Kabinett Kohl und als enger Freund. 1962 sind sich Waigel und Bötsch zum ersten Mal begegnet - in Würzburg, im Seminarraum der Juristischen Fakultät. Dann wurden sie Freunde und haben viele Stationen gemeinsam bestritten. Nun, beim Abschied seines engen Weggefährten, versagte Waigel die Stimme.

"Lieber Wolfgang, wir haben Dich gern gehabt und danken Dir für die gemeinsame Zeit." Theo Waigel, ehemaliger Bundesfinanzminister

Bewegender Abscheid von Wolfgang Bötsch

"Das beste Jahrzehnt der deutschen Geschichte im vergangenen Jahrhundert" hätten er und Bötsch zusammen bestritten, so Theo Waigel im BR-Interview, "nämlich die 90er Jahre". Und neben Waigel sind viele Wegbegleiter aus den 1990ern und anderen Jahrzehnten zur Trauerfeier gekommen. Wolfgang Schäuble war da, Joachim Herrmann, Markus Söder und auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die als Würzburger Parteikollegin eine enge Bekanntschaft mit Bötsch verband. Auch Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt nahm Abschied von einem Politiker, der eigentlich selbst immer davon geträumt hatte, Würzburger OB zu werden - dessen politische Laufbahn aber vom Stadtrat in den Landtag und von dort in die Bundespolitik führte.

Freund Theo Waigel: Bötsch "hat keine halben Sachen gemacht"

Bundesminister für Post und Telekommunikation war Wolfgang Bötsch von 1993 bis 1997 - und zugleich der letzte seiner Art. 1997 löste er sein Ministerium im Zuge der Privatisierung des Post- und Fernmeldewesens selbst auf. Ein Schritt, der Theo Waigel bis heute Respekt abnötigt.

"Er war mutig. Er hat keine halben Sachen gemacht. Ich habe damals im Kabinett gesagt: Der Wolfgang Bötsch ist ein leuchtendes Vorbild. Das ist die stärkste Sparaktion, die je ein Minister seit 1949 erbracht hat, nämlich das eigene Ministerium abzuschaffen. Ich habe aber bei den anderen keinen Beifall gefunden" Theo Waigel, ehemaliger Bundesfinanzminister

Hoher Respekt auch vom politischen Gegner

Auch "ganz normale" Würzburger sind gekommen, um Wolfgang Bötsch zu verabschieden. Der Jurist war in der Bevölkerung beliebt - und genoss auch beim politischen Gegner hohen Respekt. Bei Walter Kolbow von der SPD zum Beispiel, von 1980 bis 2009 Mitglied des Bundestags. Viele Jahre sind er und Bötsch gemeinsam von Würzburg mit dem Zug zunächst nach Bonn und später nach Berlin gefahren.

"Herr Bötsch war ein aufrechter Demokrat und ein fantastischer Kollege. Wir haben gut miteinander kooperiert, obwohl wir zwei unterschiedlichen Parteien angehört haben, das haben wir gewusst und ich habe immer scherzhaft gesagt: Eigentlich sind wir per Du, aber wir bleiben beim Sie." Walter Kolbow, ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter

Heute wird Wolfgang Bötsch im engsten Familienkreis in Würzburg beigesetzt.