Wölfe im Nationalpark Bayerischer Wald

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Wölfe im Freistaat - Bereicherung oder Problem?

Beim Thema Wolf scheiden sich die Geister: Die einen freuen sich über seine Rückkehr, die anderen fürchten um ihr Vieh. Der Ruf, Wölfe abzuschießen, wird immer lauter. Fakt ist: Bayern ist jetzt Wolfsland. Gibt es Möglichkeiten, sich zu arrangieren?

Über dieses Thema berichtet: Bayern am .

Rund 160 erwachsene Wölfe gibt es derzeit in Deutschland, die meisten davon in Brandenburg und Sachsen. 60 Rudel hat das Bundesamt für Naturschutz im vergangenen Monitoring-Jahr gezählt, dazu drei sesshafte Einzelwölfe und 13 Wolfspaare. Gerade einmal drei Wolfspaare leben in Bayern: eins im Bayerischen Wald, das hat letzten Sommer sogar Nachwuchs bekommen; eins bei Grafenwöhr - und ein Wolfspaar streift seit Kurzem durch den Veldensteiner Forst.

Wölfe ernähren sich hauptsächlich von Wild

Die Tiere sind zwar scheu, aber Revierförster Sebastian Bäumler hat es mit einer Fotofalle trotzdem geschafft, Aufnahmen zu machen. Die Wölfe im Veldensteiner Forst sind "ganz normal" - also Raubtiere, die gemäß ihrer Rolle im Ökosystem agieren. Sie ernähren sich hauptsächlich von Wild. Und davon gibt es im Veldensteiner Forst, genauso wie in anderen Regionen Bayerns, genug. Wolfsforscher wie Ulrich Wotschikowsky berichten, dass Wölfe das Wild gesund halten und die Rehwildbestände keineswegs radikal dezimieren. Jagd wird also auch in Zukunft noch möglich sein.

"Aktionsplan Wolf" der bayerischen Staatsregierung

Wölfe sorgen aber auch für Konflikte. Deshalb will die neue bayerische Staatsregierung mit ihrem "Aktionsplan Wolf" die Bedenken ernst nehmen und Schutzstandards senken. Auch von möglichen Abschüssen ist die Rede. Allerdings soll der Abschuss immer das letzte Mittel sein.

Nur verhaltensauffällig Wölfe sollen geschossen werden

Der streng geschützte Wolf darf nur dann geschossen werden, wenn ein Tier verhaltensauffällig ist. Und auch nur dann, wenn keine Prävention mehr möglich ist. Präventionsmaßnahmen umfassen die Beratung, den Einsatz von Herdenschutzhunden, und sichere Zäune.

Viehhalter fürchten den Wolf

Vor allem Landwirte, die Schafe, Ziegen oder Rinder auf der Weide halten, sorgen sich um ihre Tiere - seit der Wolf wieder vor der Haustür ist. Nachdem Landwirte Weidehaltung bislang nur ohne Wölfe kennen, fehlt ihnen die Erfahrung, wie sie ihre Herden schützen können. Wölfe sind für die Landwirtschaft ein noch ziemlich unbekanntes Risiko. Denn besonders Schafe erkennt der Wolf als besonders leichte Beute. Mutterkuhhalter Norbert Böhmer aus Plankenfels in der Fränkischen Schweiz wollte das Risiko für seine Rinder möglichst gering halten.

Herdenschutzhunde als Schutz vor Wölfen

Der Bio-Bauer hält seine Mutterkühe samt Nachwuchs von Frühjahr bis Herbst auf der Weide. Nachdem der Verdacht bestand, dass Wölfe ein Kalb getötet haben, hat er sich Herdenschutzhunde angeschafft. Die französischen Pyrenäen-Berghunde passen auf seine Rinder auf. Die Hunde sind dazu von einer Hundetrainerin speziell abgerichtet worden.

Spezielle Elektrozäune gegen Wölfe

Darüber hinaus müssen Weidehalter möglichst wolfssichere Zäune errichten. Ein herkömmlicher Elektrozaun für Rinder mit zwei stromführenden Litzen ist dafür nicht geeignet. Wölfe können unten durch kriechen - ohne einen Schlag zu bekommen..

Um Wölfe abzuhalten, braucht es aufwendigere Zäune. Empfohlen wird unter anderem ein System mit vier waagerechten Litzen. Die erste in Bodennähe bei 20 Zentimetern Höhe, die letzte in 90 Zentimeter Höhe. Vor allem die niedrigste Litze ist wichtig, denn Wölfe versuchen, den Zaun zu untergraben. Berührt der Wolf den Zaun, bekommt er einen kurzen, aber schmerzhaften Schlag. In der Regel wird er solche Zäune dann in Zukunft meiden. Inklusive Montage kosten die 4 bis 5 Euro pro Meter. Damit er gut funktioniert, muss am Zaun entlang regelmäßig gemäht werden. Für Landwirte ist das ein beträchtlicher Arbeitsaufwand.

Versuche im Wolfcenter Dörverden

Ein Versuch im Wolfcenter Dörverden in der Nähe von Bremen zeigt: Ein Wolf, der bereits einen Elektrozaun schmerzhaft kennengelernt hat, hält vorsichtig Abstand - obwohl auf der anderen Seite Futter lockt. Er versucht, den Zaun zu untergraben. Doch der Draht ist zu nah am Boden. Zäune sind also eine gute Möglichkeit, Wölfe abzuhalten. Eine hundertprozentig verlässliche Sicherheit geben sie aber nicht.

Flatternde Bänder - schreckt das Wölfe ab?

Häufig wird empfohlen, den Zaun zusätzlich mit einem Flatterband auszustatten. Das soll die Wölfe davon abhalten, darüber zu springen. Allerdings müssen Wölfe erst lernen zu springen, es ist kein arttypisches Verhalten. Auch das wurde im Wolfscenter beobachtet.

Zäune und Hunde - der sicherste Schutz vor Wölfen

Den sichersten Schutz vor Wölfen bieten Zäune und Hunde. Mittlerweile gibt es einige wenige Landwirte in Bayern, die vorsorglich ihre Herden bereits mit solchen speziellen Hunden schützen. Für die Akzeptanz der Wölfe in Deutschland ist es unerlässlich, dass Landwirte, die ihre Tiere auf der Weide halten, finanzielle Unterstützung und Beratung bekommen.