Wiesenchampignons mit Stiel auf Wiese nah
Bildrechte: BR/Rebecca Reinhard

Bei Wiesenchampignons ist radioaktive Belastung kein Thema - dafür sind sie leicht zu verwechseln mit dem Knollenblätterpilz.

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Wie stark sind Pilze radioaktiv belastet?

Die Pilze wachsen wieder! Für alle gilt aber: Sie sind auch fast 40 Jahre nach Tschernobyl noch radioaktiv belastet. Worauf es beim Sammeln und Essen ankommt.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Erst trockene Hitze im Juli, dann zwei Wochen Regen: Das lässt im Moment vor allem Wiesenpilze sprießen – wie den Wiesenchampignon, der nun auf vielen Wiesen in Bayern zu finden ist. Und dieser Speisepilz hat einen Vorteil gegenüber anderen Arten: Er gilt generell als wenig radioaktiv belastet.

Wie schadet Strahlenbelastung dem Körper?

Wild – vor allem Wildschweine – und Pilze nehmen die Strahlen auf, die auch knapp 40 Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl noch im Boden schlummern. Radioaktives Cäsium-137 kann sich im Gewebe einlagern und Zellen und DNA schädigen. Langfristig können so zum Beispiel Leukämien entstehen.

In welcher Region sind Pilze am stärksten belastet?

Strahlenbelastung durch potenziell krebserregendes Cäsium-137 ist vor allem in Bayern ein Thema. Doch die Belastungen schwanken regional stark, sagt Atomexperte Hauke Doerk vom Umweltinstitut in München. Grund ist, dass es nach der Katastrophe von Tschernobyl lokal sehr stark geregnet hat. "Da gibt es in den Gegenden um Augsburg, Garmisch-Partenkirchen, aber auch um München herum einige Stellen, wo wir immer noch hohe Werte messen." Insgesamt war Bayern im deutschlandweiten Vergleich mit Abstand am stärksten vom radioaktiven Regen betroffen – daher gilt hier besondere Vorsicht.

Aus diesen Gründen misst das Institut noch immer die Strahlenbelastung von Pilzen, die Verbraucher vorbeibringen oder schicken – rund 200 in jedem Jahr. Dabei fällt auf: Wie hoch die Strahlenbelastung ist, hängt nicht nur mit der Region zusammen, wo der Pilz gewachsen ist, sondern vor allem auch von der Art.

Welche Arten sind am stärksten, welche am wenigsten belastet?

Besonders negativ falle immer wieder der Semmelstoppelpilz auf, aber auch etwa Maronenröhrlinge, so Hauke Doerk. Er hat teilweise Proben von Pilzen ausgewertet, die mit 2.000 Becquerel pro Kilo belastet waren. Die zulässige Grenze für den Handel liegt bei 600 Becquerel. "Damit hätte der Pilz nicht verkauft werden dürfen", sagt Doerk. Viele andere Pilze gelten aber als unbedenklich, darunter der Pfifferling, der jetzt Saison hat, der Steinpilz oder eben der Wiesenchampignon. Doch Vorsicht: Die Pilzberatung München rät Pilzsammlern ohne umfassende Kenntnis davon ab, Wiesenchampignons zu sammeln. Grund ist die hohe Verwechslungsgefahr: Der Pilz sieht dem giftigen weißen Knollenblätterpilz sehr ähnlich.

Sollte ich in Bayern überhaupt Pilze sammeln gehen?

Die Verbraucherzentrale mahnt Pilz-Fans zur Vorsicht. Selbst geringe Belastungen durch Cäsium-137 können das Krebsrisiko erhöhen, sagt Ernährungsexpertin Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern. "Wenn es sich um Pilze handelt, die in Süddeutschland gepflückt sind, empfehlen wir, sie nicht so häufig zu verzehren", so Krehl. Am besten sei es, ganz darauf zu verzichten.

Wer sichergehen will, kauft Pilze im Handel, so empfiehlt es Daniela Krehl. Hier würden zumindest stichpunktartige Kontrollen durchgeführt.

Wo wurden welche Strahlenbelastungen in Pilzen festgestellt? Hier geht es zur interaktiven Karte des Umweltinstituts.

Beitrag zum Hören: Die Pilzsaison startet in Bayern dieses Jahr früher

26.09.2017, Brandenburg, Biegen: Drei Steinpilze wachsen eng beieinander in einem Wald nahe Biegen (Brandenburg).
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26.09.2017, Brandenburg, Biegen: Drei Steinpilze wachsen eng beieinander in einem Wald nahe Biegen (Brandenburg).

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