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Polizei probt Anti-Terror-Einsatz

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Wie Polizisten sich auf Anti-Terror-Einsätze vorbereiten

Seit Herbst führt die bayerische Polizei in Eichstätt Anti-Terror-Trainings für Polizisten durch: Sie lernen dort unter anderem, wie man einen potentiellen Terroristen erkennt und sich im Falle eines Anschlags verhält.

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Das Szenario: Ein Attentäter bei einem Konzert, der um sich schießt. Und die Polizisten sollen ihn stoppen. Die Einsatzleitung hat Hauptkommissar Werner Höcht. Die Polizisten sollen so handeln, als wäre alles echt. "Legen Sie sich auf den Boden. Hände von sich strecken, keine Bewegung mehr! Wir frieren jetzt die Situation ein, bleiben sie liegen", ruft Höcht. Er ist seit 35 Jahren Polizist. Normalerweise leitet er Einsätze wie vergangenen Sonntag in Ingolstadt, das Fußballspiel FC Ingolstadt gegen Dynamo Dresden.

Die schlimmsten Geschosse, die er hier zu fürchten hat, sind Schneebälle. Oder, "dass die Fans so angeheitert sind, dass sie von Pyrotechnik Gebrauch machen und sie gegen uns einsetzen", wie es Höcht formuliert.

Die neue Schutzkleidung wiegt 25 Kilo

Beim dreitägigen Anti-Terror-Training in Eichstätt steht der Ernstfall im Fokus und der muss geübt werden, wie etwa in puncto Schutzkleidung, inklusive neuer kugelsicherer Weste. Die hält sogar Militärmunition ab und nicht nur Pistolenschüsse. Rund 25 Kilo wiegt die neue Ausrüstung für den Notfall, die sich seit vergangenen Jahr in jedem Streifenwagen der Polizei findet. Allerdings: Mit dem zusätzlichen Schutz wird es immer schwerer sich schnell zu bewegen.

Wer könnte Terrorist sein? Wer will nur Alkohol aufs Festivalgelände schmuggeln?

Die Ausbildung ist in verschiedene Module eingeteilt: Anschlagsszenarien durchspielen, ein Bauchgefühl für Täter entwickeln, die Gefährlichkeit verschiedener Sprengstoffe kennenlernen. Neben aller Theorie steht auch die Reflexion verschiedener Situationen auf dem Programm, also die gedankliche Auseinandersetzung mit den eigenen Ängsten, Sorgen, dem eigenen Adrenalinspiegel. Denn das gibt auch Einsatzleiter Werner Höcht zu: "Solange die Situation für uns unklar ist, fährt der Puls schon hoch."

Polizisten sollen auf sich selbst achten

Dass so offen über Ängste und Sorgen gesprochen wird, das war bei der Polizei nicht immer so. Bayerns erster evangelischer Polizeiseelsorger kann sich noch an die früheren Hauptkommissare erinnern, die nach dem Motto gelebt hätten: "Gelobt sei, was hart macht. Ihr kommt auch durch. Ich bin auch durchgekommen". Heute sei die Ausbildung dagegen darauf ausgerichtet, dass Polizisten auch auf sich selbst achten. Polizeipfarrer Andreas Simbeck erlebt daher auch immer wieder, dass Polizisten nach einem Einsatz, wie etwa dem Amoklauf am Münchner Olympia-Einkaufszentrum 2016, auf ihn zukommen mit Sorgen und Ohnmachtsgefühlen. Die Ausbilder für Trainings wie in Eichstätt werden daher auch in Sachen Ethik geschult.