Bildrechte: pa/dpa

Symboldbild: E-Mountainbiker auf dem Berg

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Wie der E-Mountainbike-Boom zu mehr Unfällen am Berg führt

E-Bikes boomen auch in den Bergen. Allein 2017 wurde eine Dreiviertel Million E-Bikes in Deutschland verkauft. Doch mit ihrer Zahl steigen auch die Unfälle. Am Blomberg starb im April ein 71-Jähriger weil er sein E-Bike nicht mehr stoppen konnte.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Wo bis vor ein paar Jahren vor allem Wanderer unterwegs waren, haben den Berg nun die E-Biker für sich entdeckt. Vor allem mit dem E-Mountainbikes erkunden auch ältere Freizeitsportler die Berge.

Immer mehr Unfälle mit E-Bikes

Tatsächlich gab es allein in diesem Jahr zahlreiche E-Bike-Unfälle. Ein 71-Jähriger starb Mitte April am Blomberg, er konnte sein Bike nicht mehr stoppen. Die Zahl der Todes-Opfer stieg 2017 bei E-Bike-Unfällen um 12 Prozent, die der Schwerverletzen sogar um 26 Prozent.

Viele Fahrer beherrschen das E-Bike nicht

Oft müssen deshalb Rettungskräfte ausrücken. Wie die Bergwacht Bad Reichenhall. Marcus Göbel war bei den Einsätzen fast immer vor Ort. Für ihn ist die Ursache für die meisten Unfälle klar: "Das Problem, was wir als Rettungsorganisation ausmachen, ist so, dass Viele lange Zeit nicht Fahrrad gefahren sind und mit dem E-Bike jetzt plötzlich wieder mobil sind und sich dann wieder ins Gelände wagen - aber ohne das Gerät, das E-Bike zu beherrschen."

Viele E-Biker unterschätzen vor allem das Gewicht der Räder - mit mehr als 20 Kilogramm ist es doppelt so schwer wie ein normales Fahrrad. Das E-Mountainbike wird unterschätzt, das eigene Können überschätzt. Die Bergwachtler haben sogar schon E-Biker erlebt, die zwar dank Hilfsmotor hoch in die Berge kommen, sich dann aber nicht mehr runtertrauen, erzählt Bergwachtler Marcus Göbel. "Irgendwann haben die beiden dann, weil sie gar nicht mehr fahren konnten, völlig entnervt die Fahrräder in die Wiese gelegt und sind zu Fuß zum Entleiher gegangen. Und der hat gesagt: Bringt mir die Fahrräder wieder. Und das war ein Einsatz für uns."

E-Bike erfordert anderes Fahrkönnen

Vor allem ältere Fahrer schätzen Können und Kondition falsch ein. Die Zahl der Unfälle nimmt mit zunehmendem Alter drastisch zu. Hans Neugebauer hat eine Mountain-Bike Schule in Kempten. Er will in seinen Kursen vermitteln, dass ein E-Mountainbike anders als ein normales Fahrrad funktioniert. Der Schub beispielsweise irritiert erst mal. Vor allem das richtige Bremsen am Berg ist eine Herausforderung. Viele Fahrer bremsen zu scharf ab, sagt Neugebauer: "Mit dem E-Bike geht es noch schneller, weil jetzt kommen da 22 Kilo plus Fahrer. Das schiebt natürlich den Berg runter noch viel mehr als mit dem normalen Bike."

Doch seine Kurse besuchen vor allem jüngere Menschen. Neugebauer hört von Älteren dagegen oft "Da musst du jetzt nicht kommen und mir zeigen, wie man Fahrrad fährt! Das habe ich schon vor 50 Jahren gelernt." Neugebauer kann dabei nur den Kopf schütteln, denn E-Mountainbike fahren ist einfach etwas anderes.

Gemeinden setzen auf E-Bike-Tourismus

Weil das E-Biken so boomt, setzen immer mehr Gemeinden auf diese Art von Fahrradtourismus. Im Allgäu werden sogar neue Radwege ausgewiesen. Zum Leidwesen einiger Bauern. Über den Grund von Herbert Dinser fahren auch E-Biker. Wenn einer stürzt, müsste Dinser haften. Dazu ist er als Grundstückseigentümer verpflichtet, sagt er: "Wenn der ins Krankenhaus kommt, dann ist es so: ,Wo ist das passiert, wie ist das passiert, wen können wir haftbar machen?‘ Das ist ein großes Problem. Man kann dann den Grundstücksbesitzer haftbar machen für das."

Haftungsfrage klären

Deshalb haben vor kurzem einige Allgäuer CSU-Abgeordnete - unter ihnen Klaus Holetschek - einen Antrag in den Landtag eingebracht. Sie wollen, dass die Gemeinden haften. Ihr Vorschlag: "Könnte nicht über den kommunalen Unfallverband die Haftungsfrage geklärt werden, dass die die übernommen werden, dass Sicherheit entsteht?" Der Landtag hat zugestimmt, das zuständige Umweltministerium aber noch keine Entscheidung getroffen.

E-Biken am Berg gefährdet geschützte Tiere

Der neue E-Bike-Tourismus sorgt aber nicht nur bei Grundstückseigentümern für Ärger. Auch im Nationalpark Berchtesgaden, in dem viele geschützte Tierarten leben, sind immer mehr E-Biker unterwegs. Sie dringen dank Motorunterstützung in immer neue Gebiete vor.

Ulf Dworschak von der Nationalparkverwaltung Berchtesgaden sieht das mit Sorge: "Damit steigt die Reichweite und ich komme in Bereiche, die sich früher selbst geschützt haben, mühelos hinein. Der Raum für die Tiere wird wieder mal ein Stück kleiner."