Brieffreundschaft mit einem Staatsoberhaupt
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Was Tory-Chefin Liz Truss mit Mainfranken verbindet

Was Tory-Chefin Liz Truss mit Mainfranken verbindet

Am Montag wurde Liz Truss neue Parteichefin der britischen Konservativen und damit designierte Nachfolgerin von Boris Johnson als Premierministerin. Die 47-Jährige war als Jugendliche zu Besuch in Mainfranken bei ihrem Brieffreund in Volkach.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Auf dem Weinfest in Frankenwinheim im Landkreis Schweinfurt ist an diesem Abend des Frühsommers 1993 gute Stimmung. Der Großteil steht auf den Bierbänken, tanzt und jubelt der Musik zu, die je später es wird, umso rockiger aufspielt. Auch zwei junge Engländerinnen amüsieren sich prächtig, eine von ihnen: Liz Truss. Fast 30 Jahre später ist die damals 17- und heute 47-Jährige die neue britische Parteichefin der Konservativen und künftige britische Premierministerin.

Zurückhaltende aber hartnäckige Schülerin

Begonnen hatte die Verbindung von Liz Truss zu Mainfranken mit dem Auslandsaufenthalt eines Würzburger Englisch- und Deutschstudenten. Der Bruder des Autors dieser Zeilen ging 1991/1992 für ein Jahr nach Leeds. Als sogenannter "assistant teacher" unterrichtete er an der dortigen Roundhay Gesamtschule "Deutsche Konversation". Schon damals, erinnert sich Udo Winkelmann, sei ihm Liz Truss aufgefallen. Eigentlich sei sie zurückhaltend, fast schüchtern gewesen, habe aber äußerst leidenschaftlich und hartnäckig ihre Meinung vertreten, besonders wenn es um Umweltthemen wie das "Waldsterben" ging.

Brieffreundschaft mit gegenseitigen Besuchen

Als Liz Truss ihn nach einer Stunde um die Vermittlung eines deutschen Brieffreunds bat, sprach er mich an. Im Frühjahr 1992 kam ihr erster Brief in schwungvoller, akkurater Schrift und ziemlich gutem Deutsch in Mainfranken an. Von da an schrieben wir uns regelmäßig. Es folgten gegenseitige Besuche, ich in Leeds, wo ich auch ihre Eltern und Freunde kennenlernte, und sie beim oben beschriebenen Gegenbesuch gemeinsam mit ihrer Freundin Lucy in Mainfranken.

Beeindruckt vom AKW Grafenrheinfeld

Ich weiß noch, wie beeindruckt und auch ein wenig schockiert Liz war, als sie in wenigen Kilometern Entfernung die Kühltürme des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld dampfen sah. Sie hatte in England gerade als Schullektüre Gudrun Pausewangs Jugendroman "Die Wolke" über einen Störfall in eben jenem Kernkraftwerk gelesen. Bei ihrem Besuch in Volkach an der Mainschleife lernte Liz neben der Weinfestkultur auch die bedeutenden Sehenswürdigkeiten wie die Würzburger Residenz und Iphofen, den Steigerwald und bei einer Kajaktour den Main kennen.

Politische Anfänge in Oxford

Über mehrere Jahre hielt die Brieffreundschaft an. So habe ich sie auch am Rande eines Kurzpraktikums bei einer englischen Regionalzeitung 1996 in Oxford während ihres Studiums besucht. Damals erwachte ihre politische Leidenschaft, die – so weit ich mich an eine Diskussion im Debattierclub erinnere – vor allem den Liberal Democrats galt. Danach habe ich ihre politische Karriere als Justizministerin, Lordkanzlerin und Außenministerin allerdings nur aus der Ferne verfolgt. Wenn Sie jetzt als Premierministerin eine ihrer ersten Auslandsreisen nach Unterfranken unternehmen möchte – bitte, sie ist herzlich willkommen! Meine Mutter würde garantiert einen von ihr damals sehr geliebten Erdbeerkuchen backen.

Briefe von Liz Truss an ihren Brieffreund in Deutschland
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