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Unterfranken: Jugendliche konsumieren früher und mehr Alkohol

Die Jugendlichen, die in Würzburg mit einer Alkoholvergiftung in eine Klinik kommen, werden immer jünger – und die konsumierte Menge Alkohol steigt. Diese Bilanz hat haben die Verantwortlichen des Projekts "HaLT – Hart am Limit" gezogen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Demnach werden mehr als 100 Kinder und Jugendliche pro Jahr mit einer Alkoholvergiftung in Würzburger Kliniken eingeliefert. Insgesamt wurden in den zehn Jahren HaLT am Standort Würzburg 478 Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren erreicht.

Eher Alcopops und Wodka als Bier

Auffällig seien die teils sehr hohen Promillewerte der Kinder und Jugendlichen, Tendenz steigend. Der Altersdurchschnitt gehe klar nach unten, von den früher 14- bis 16-Jährigen zu den zwölf- bis 14-Jährigen, so Prof. Dr. Christina Kohlhauser-Vollmuth vom Klinikum Würzburg-Mitte, Standort Missio Kinderklinik. Auch die Art des konsumierten Alkohols habe sich verschoben - von Bier hin zu Alcopops und Wodka, kombiniert mit "neuen Drogen" wie beispielsweise Cristal Meth.

Auch die festgestellte Promillezahl steige stetig nach oben: 1,4 bis 1,7 Promille seien die Regel, oft liege sie aber auch über 2 Promille. Teilweise habe man die Jugendlichen wegen aggressiven Verhaltens arretieren und in manchen Fällen in Windeln legen müssen. Betroffen seien rund 61 Prozent Jungen und 39 Prozent Mädchen.

Pädagogische Nachsorge inklusive

Seit zehn Jahren kümmern sich die Berater des bundesweit arbeitenden Halt-Projektes um eine pädagogische Nachsorge der Betroffenen - wenn diese und ihre Eltern dies wünschen. Das heißt, die Minderjährigen werden zunächst medizinisch versorgt, danach informiert das Klinikpersonal das Bayerische Rote Kreuz, dessen Mitarbeiter wiederum einen der derzeit zehn Berater des HaLT-Projekts über die eingelieferten Jugendlichen.

Zugang zum Alkohol sollte erschwert werden

Die HaLT-Berater führen in der Klinik ein Erstgespräch mit den betroffenen Minderjährigen und den Eltern. "Unmittelbar zur Entlassung aus dem Krankenhaus ist die Bereitschaft meist noch da, über den Alkoholmissbrauch zu sprechen", weiß Magdalena Schlereth, die gemeinsam mit Stephan Junghans das Projekt am Landratsamt Würzburg verantwortet.

Der Standort Würzburg war einer der ersten in Bayern. Die Reaktion der Eltern reiche vom Herunterspielen als Bagatelle bis zur Bestürzung, erklärten die Vertreter der kooperierenden Kliniken. Dr. Joachim Stenzel von der Main-Klinik Ochsenfurt sieht in einem erschwerten Zugang zu Alkohol einen Weg - ähnlich wie in anderen europäischen Ländern: Es sollten Alkoholmindestpreise gelten, dazu ein Verkauf erst ab 18 Jahren.