Sea Altmann steht mit Jeansjacke lächelnd im Park.
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Sea Altmann von den Jusos Mühldorf und Jusos Bayern identifiziert sich selbst als nicht-binär.

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Teils Frau, teils Mann: Sea Altmann baut mit Jusos Barrieren ab

Teils Frau, teils Mann: Sea Altmann baut mit Jusos Barrieren ab

Als nicht-binär - also weder rein weiblich noch rein männlich - fühlt sich Sea Altmann aus Mühldorf. Das beeinflusst auch Altmanns politisches Engagement bei der Jugendorganisation der SPD in Bayern: für mehr Aufklärung und gegen Diskriminierung.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Sea Altmann aus Mühldorf am Inn identifiziert sich mit zwei Geschlechtern: "Ich habe männliche Anteile, aber auch weibliche." Sea ist 27 Jahre alt und nicht-binär: Das der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) zufolge eine Geschlechtsidentität, bei der sich Menschen weder ganz weiblich noch ganz männlich fühlen. Die gefühlte Zugehörigkeit kann demnach auch wechseln, Menschen können sich mehreren oder keinem Geschlecht zugehörig fühlen. Nicht-binär ist also nicht immer dasselbe, eher ein Spektrum. Altmann beschreibt es so: "Man bricht aus der Geschlechter-Binarität von Männern und Frauen heraus."

Begriffe helfen beim Erkennen der eigenen Identität

Für Sea Altmann war diese Erkenntnis ein Prozess: "Es ist verwirrend für einen selbst, und diese Verwirrung hatte ich lange in mir. 2020 habe ich mehr zu mir gefunden - und dann erstmal mit sehr wenigen Leuten darüber gesprochen." Im Jugendalter wurde Altmann oft als schwul bezeichnet, weil Altmanns Verhalten nicht stereotypisch männlich war: "Das war ein Begriff, der damals vorhanden war, den die Menschen kannten." Den Begriff nicht-binär kannte Sea Altmann selbst lange nicht.

"Ich habe ja selbst die Worte lange nicht gehabt, nicht gekannt. Und deswegen ist es auch so wichtig, Vorbilder zu haben oder zu sehen, welche Vielfalt an menschlichen Lebensweisen es gibt. Denn wenn einem die Worte selbst fehlen, kann man es für sich selbst gar nicht erfassen." Sea Altmann, Jusos Bayern

Neopronomen: "dey" statt "sie" oder "er"

Auch sonst ist Sprache für viele nicht-binäre Personen wichtig und teils problematisch: Die Personalpronomen sie/ihre und er/seine sind im Deutschen allgegenwärtig. Auf Sea Altmann treffen sie aber nicht zu, denn sie sind binär. Stattdessen verwendet Altmann sogenannte Neopronomen, also neue Pronomen. In Altmanns Fall sind das dey/deren, angelehnt an das englische they/them. Man sagt dann beispielsweise: "Ich habe gestern Sea kennengelernt, kennst du dey?" Alternativ kann man auch den Vornamen anstelle eines Personalpronomens verwenden.

Positive Reaktionen in der Partei auf Coming Out

Politisch aktiv war Sea Altmann schon vor dem Coming-Out im vergangen Jahr: Seit 2016 ist Altmann Mitglied der SPD Mühldorf. Bei den Mühldorfer Jusos, der Jugendorganisation der SPD, ist Sea Altmann im Vorstand und seit kurzem Sprecher*in für politische Bildung und im Awareness-Team bei den Jusos Bayern. Innerhalb der Partei und bei den Jusos waren die direkten Reaktionen auf Seas Coming-Out positiv. Allerdings vermutet Sea Altmann, dass diejenigen, die ein Problem damit haben könnten, nichts gesagt haben.

Überlegung: Wie sehr zeige ich meine Queerness nach außen?

Auch sonst hat Altmann bisher keine öffentlichen Anfeindungen erfahren, ist aber auch vorsichtig: "Wenn ich rausgehe, überlege ich schon immer: In welchen Räumen bewege ich mich? Wie sehr traue ich mich, meine Queerness auszuleben und nach außen zu zeigen? Je nachdem wo ich bin, passe ich das dann an, aus Selbstschutz." Denn Übergriffe auf queere Personen passieren immer wieder. Laut bpb besteht für Menschen außerhalb der binären Geschlechterordnung eine besondere strukturelle Gefährdungslage: Sie können in der Mehrheitsgesellschaft auf Irritationen, Wut und Gewalt stoßen.

Politisches Engagement trotz Risiko von Anfeindungen

In den sozialen Medien zeigt Sea Altmann sich so, wie Sea Altmann ist und ist sich doch bewusst, dass das Internet kein sicherer Raum ist. Bisher gab es noch keine Hasskommentare, aber Altmann rechnet fest damit, dass diese irgendwann kommen: "Wenn man in eine mediale oder politische Öffentlichkeit tritt, dann ist es mittlerweile, glaube ich, fast vorprogrammiert, dass es irgendwann so sein wird." Ein Rückzug aus der Politik war für Altmann dennoch nie eine Option.

"Was wäre denn die Konsequenz, wenn Menschen, die angegriffen werden, Negativität oder Ablehnung erfahren, sich komplett aus der Politik zurückziehen würden? Dann hätten wir eine sehr einheitliche Masse an Menschen, die in der Politik tätig sind, und damit auch sehr einheitliche Meinungen bei vielen Themen." Sea Altmann, Jusos Bayern

Für mehr Diversität in der Politik: Barrieren abbauen

Sea Altmann findet, dass die Politik diverser werden muss: "Parteien und Organisationen müssen dafür sorgen, dass sie selbst Räume sind, in denen die verschiedensten Mitglieder unserer Gesellschaft aktiv werden können." Barrieren würden aber bestehen: So fänden Sitzung oft zu Zeiten statt, in denen die Care-Arbeit - Haushalt, Erziehung und ähnliches - anfällt, die hauptsächlich von Frauen erledigt wird. Das erschwere Frauen das politische Engagement. Auch bei anderen gesellschaftlichen Gruppen müsse man Sea schauen: "Welche Barrieren sind da? Und wie können wir die abbauen", sagt Altmann.

Juso-Awareness-Team will zeigen: Was sind schon Grenzen?

Als Teil des Awareness-Teams der Jusos Bayern will Sea Altmann unter anderem Aufmerksamkeit dafür schaffen, was bereits diskriminierendes Verhalten ist. Dazu soll es bald eine Broschüre geben. Bei grenzüberschreitenden Vorfällen sind die Mitglieder des Awareness-Teams außerdem Ansprechpersonen. Insgesamt sieht Altmann die Jusos schon auf einem guten Weg: "Mehr geht natürlich immer noch. Aber insgesamt haben wir mittlerweile schon gute Strukturen geschaffen."

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