Helfer bei der "Tafel" in Zwiesel

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Tafeln in Deutschland: Hartz IV kontra Flüchtlinge?

Vor 25 Jahren wurde in Deutschland die erste Tafel gegründet. Bis heute erleben sie immer mehr Zulauf. Zwei Fälle aus Niederbayern zeigen nun, dass es zwischen bedürftigen Deutschen und Asylbewerbern zu Problemen kommen kann.

Vor 25 Jahren wurde die erste "Tafel" in Deutschland gegründet. Immer mehr bedürftige Menschen versorgen die Helfer. Die Zahl bedürftiger Senioren etwa hat sich binnen eines Jahrzehnts verdoppelt. Und es gäbe noch vielmehr Bedarf, beobachtet der ehemalige deutsche Fußballnationalspieler Paul Breitner. Er ist seit zwölf Jahren in München ehrenamtlich für Tafeln aktiv. "Wir versorgen im Moment 21.000 bis 22.000 Münchner mit Lebensmitteln, und wir könnten noch viel mehr betreuen, wenn wir die Ware bekommen würden oder auch Geldspenden, um zum Beispiel im Winter Obst zuzukaufen oder andere Lebensmittel", so Breitner.

Deshalb wünscht er sich noch mehr Sponsoren und Geldspenden für die Tafeln. In München kommen Familien, Rentner und Flüchtlinge zu den Tafeln. Probleme zwischen den "alteingessenen Bedürftigen" und Flüchtlingen gäbe es hier nicht, so der Sprecher der Münchner Tafeln, Gregor Tschung. Im Gegenteil - in München helfen Flüchtlinge sogar ehrenamtlich bei der Essensausgabe.

Doch nicht in allen Teilen Bayerns verläuft das Miteinander so gut.

Regen: Gereizte Stimmung an der Essensausgabe

Zur Tafel Regen kommen scheinbar viele Deutsche nicht mehr, weil jetzt Flüchtlinge hier Lebensmittel holen. Auf 30 Asylbewerber kommen nur zwei, drei Deutsche, heißt es. Eine der wenigen deutschen Bedürftigen berichtet dem BR von Problemen. Sie will aber anonym bleiben. "Früher waren halt überwiegend Deutsche da, das waren immer die gleichen, die waren mit der Zeit erzogen, da ging es immer ehrlich zu. Und bei den Flüchtlingen, da wechselt das immer. Die sind halt etwas empfindlicher und gereizter, es kommt manchmal vor, dass man von den Flüchtlingen etwas geschubst wird", sagte die Tafel-Kundin dem BR. Tafel-Helferin Rosemarie Zuber greift resolut durch, sollte es jemandem an dem nötigen Respekt fehlen. Doch sie hat auch viele positive Erfahrungen mit den Flüchtlingen gemacht, einige laden sie regelmäßig zu sich zum Essen ein.

Zwiesel: Sozialneid und mangelnder Respekt vor Frauen

Wenige Kilometer weiter, bei der Tafel Zwiesel, kommen weiterhin deutsche Bedürftige. Doch dort hat die Leitung die Zahl der Flüchtlingsfamilien auf 15 begrenzt. Mit den Flüchtlingen hätte es tatsächlich anfangs Probleme gegeben, berichtet Tafel-Leiter Alfred Zellner: manche hätten nicht warten wollen, wären aggressiv gewesen. Außerdem seien weibliche Helfer nicht immer respektiert worden. Deutsche werden hier jetzt zuerst bedient, um Sozialneid zu vermeiden. Tafel Helfer Klaus Barysch begründet das so: "Sie kennen ja die Einstellung gegenüber Ausländern, die haben alle ein Handy und wir nicht und diese alten Sprüche, das kocht dann wieder hoch, wenn Mann an Mann steht und meint, man ist im Nachteil." Beim Dachverband der Deutschen Tafeln hat man von den Problemen im Bayerischen Wald noch nichts gehört. In Einzelfällen gäbe es Konflikte, doch flächendeckend klappe es gut, so eine Sprecherin.