Der Entwurf der Energiezentrale im Weilheimer Naherholungsgebiet "Dietlhofer See"
Bildrechte: Stadtwerke Weilheim

Entwurf: Energiezentrale "Kranlöchl" - eine von vier geplanten Anlagen

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Streit um Fernwärme: Weilheims Zukunft ohne Öl und Gas

Nah- und Fernwärme-Projekte sind bei den teuren Energiepreisen für viele Gemeinden attraktiv. Hackschnitzelanlagen werben damit, nachhaltig zu sein. Die Stadt Weilheim baut ein umfangreiches Energienetz. Zwei Bürgerinitiativen sind dagegen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Die Stadt Weilheim hat hochgesteckte Öko-Ziele. Bis 2035 will sie CO2-neutral werden, die städtischen Gebäude ohne Öl und Gas beheizen. Um das zu erreichen, sind die Stadtwerke mit einem ehrgeizigen Fernwärme-Projekt am Start.

Vier Heizkraftwerke über die Stadt verteilt sollen in zehn Jahren bis zu 4.500 Haushalte mit Fernwärme versorgen. Bürgermeister Markus Loth von den Bürgern für Weilheim (BfW) hat den Stadtrat fast geschlossen hinter sich: "Wenn wir dieses Projekt mit der Energiezentrale am Kranlöchl und den weiteren Standorten realisieren, sind wir einen riesigen Schritt weitergekommen, dieses Ziel bis 2035 zu erreichen." 80 Millionen Euro, rechnet der Chef der Stadtwerke vor, kosten die bisher fertig geplanten drei Energiezentralen und die Erweiterung des Fernwärmenetzes für die Stadt.

Zehn Millionen Liter Heizöl ersetzen

Stadtwerkechef Peter Müller schätzt, dass zehn Millionen Liter Heizöl eingespart werden können: "Wenn die Öko-Fernwärme in den bisher geplanten drei in der Umsetzung befindlichen Maßnahmen kommt, reden wir von 100.000 Megawatt-Stunden (MwH) pro Jahr. Damit können wir gut zehn Millionen Liter Heizöl oder 9,1 Millionen Kubikmeter Erdgas ersetzen."

Bürgerinitiativen fordern anderen Standort

Ein erstes kleines Heizkraftwerk ist in der Innenstadt gemeinsam mit einem neuen Parkhaus im Bau. Ein zweites soll auf dem Gelände der Kläranlage entstehen. Bei der dritten und größten Anlage scheiden sich die Geister. Auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei im Naherholungsgebiet Dietlhofer See soll die größte Hackschnitzel-Heizung stehen.

Zwei Bürgerinitiativen fordern dafür einen anderen Standort. Die Initiative "Grüngürtel Weilheim" fordert einen anderen Standort für die Heizzentrale in der Nähe von Peter Maffays Tabaluga-Stiftung "Gut Dietlhofen". Verena Wendt von der Initiative "Zukunft Weilheim" hat grundsätzlich Bedenken gegen das Fernwärmekonzept. "Wir lehnen generell Fernwärme ab, weil es ökologisch schädlich ist und technisch ineffizient und die teuerste Form der Energieversorgung für den Nutzer ist", sagt die engagierte Tierschützerin.

Saubere Fernwärme: "Das ist ein Märchen"

Sie bezweifelt gemeinsam mit ihren rund 70 Mitstreitern, dass die Hackschnitzel, die hier verbrannt werden sollen, tatsächlich aus bayerischen Wäldern kommen werden. "Es wird viel zu viel Wald entnommen für diese Heizkraftwerke europaweit. Das hat ein enormes Artensterben zur Folge. Wir nehmen in Rumänien und überall ganze Wälder den Tieren weg. Nur damit wir in Deutschland behaupten können, wir produzieren saubere Fernwärme. Das ist ein Märchen."

Stadtwerke setzen auf nachwachsendes Holz aus der Region

Der Betreiber sieht es anders. Für ihn kommen die nachwachsenden Rohstoffe für die grüne Fernwärme, wie Stadtwerkechef Peter Müller das Heizungsnetz nennt, aus Oberbayern. "Wir kriegen genügend Hackschnitzel in der Region. Das haben uns Hersteller mitgeteilt, dass im Moment Holzhackschnitzel in erheblicher Menge, mehrere 10.000 Kubikmeter - Schüttraummeter - pro Jahr nach Österreich transportiert werden. Die auch hier in Bayern zur Verfügung stehen würden, auf die greifen wir zurück. Im Moment mache ich mir keine Gedanken über die Holzhackschnitzel." Er setzt auf nachwachsendes Holz aus Oberbayern.

Auch bei Verpackungen versucht man in Weilheim nachhaltiger zu werden: Ein bayerisches Start-up hat eine Alternative zu Alufolie gefunden und testet sie im Dönerladen.

Bürgerbegehren und Klage angekündigt

Die Bürgerinitiative "Grüngürtel Weilheim" hat ein Bürgerbegehren angekündigt, die Initiative "Zukunft Weilheim" will sogar klagen, wenn der Betreiber die prognostizierten Abgasmengen nicht transparent zur Verfügung stellt. Dass die Nah- oder Fernwärme in Weilheim kommt, ist beschlossene Sache. In welchem Zeitraum, und ob auch am umstrittenen Standort im Naherholungsgebiet, bleibt abzuwarten.

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