Bildrechte: picture alliance/DPA

Hand greift nach Oberschenken

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Sexuelle Gewalt an Kindern: Vorbeugung und Aufklärung

In jeder Schulklasse wird mindestens ein Kind Opfer sexueller Gewalt, schätzt der Missbrauchsbeauftragte des Bundes, Johannes-Wilhelm Rörig. Die Projekte "Schule gegen sexuelle Gewalt" und "Trau dich" sollen Mädchen und Jungen aufklären.

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Seit einem Jahr läuft die Initiative "Schule gegen sexuelle Gewalt", die 30.000 Schulen in ganz Deutschland erreichen soll. Seit das neue Schuljahr begonnen hat, ist auch die Bayerische Regierung der Initiative beigetreten. Schulleitungen und Lehrkräfte werden dabei unterstützt, Konzepte zum Schutz ihrer Schüler zu entwickeln: Zum Beispiel einen Verhaltenskodex für das Miteinander in der Schule oder vertrauliche Ansprechpartner für die Schüler zu etablieren. Der Missbrauchsbeauftragter des Bundes Johannes-Wilhelm Rörig glaubt, dass Schulen und Eltern davon überzeugt werden müssen, Präventionsarbeit zu leisten. Denn im ersten Moment schrecken viele vor dem Tabuthema zurück.

"Ich möchte, dass das Tabu, die Verstörung, die das Thema sexuelle Gewalt bei vielen Menschen verursacht, überwunden wird. Und dass man es als Qualitätsentwicklungsprozess innerhalb der Schule ansieht, Kindern Wege zur Hilfe aufzuzeigen, und alles dafür zu tun, dass Schule kein Tatort wird sondern dass Schule ein Schutzort ist." Johannes-Wilhelm Rörig, Bundesbeauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs

Besonders durch die permanente Smartphone-Nutzung seien Schüler oft mit sexueller Gewalt konfrontiert: So sehen sie ungewollt Pornographie im Internet. Oder intime Fotos werden an die Klassenkameraden weitergeleitet und die Schüler damit gemobbt. Viele Lehrer wüssten gar nicht, was Schüler im Internet sehen. Dafür soll die Initiative mit Fortbildungen und Informationsmaterial sensibilisieren. Ein weiterer Bestandteil der Initiative ist, im Unterricht die Medienkompetenz der Schüler zu verbessern. Denn nur so begreifen Schüler, welchen Gefahren sie im Internet ausgesetzt sind.

"Trau dich"

Im "Trau dich!"- Theaterstück zeigen Schauspieler den Kindern, wie sie Grenzen ziehen können: Vladimir liebt seine Oma, aber er mag ihre Schlabberküsse nicht. Alina findet es komisch, dass ein Freund der Familie seine Hand auf ihr Bein legt. Paula weiß nicht, wie sie ihrer Freundin erklären soll, dass sie sich für Jungs einfach noch nicht interessiert. Im interaktiven Theaterstück "Trau dich" zeigen Schauspieler Kindern im Grundschulalter anhand konkreter Situationen, wie sie über sexuellen Missbrauch sprechen können. Was bedeutet Missbrauch überhaupt? Wo sind die Grenzen von zu viel Nähe? Und wie kann ich mich wehren, wenn ich ein mulmiges Gefühl habe? Das sind Fragen, die kindgerecht im Theaterstück zur Sprache kommen. 44.000 Schüler zwischen 8 und 12 Jahren haben das Theaterstück bundesweit bereits gesehen. Das Stück gehört zu einer bundesweiten Präventionsinitiative unter der Leitung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

"Wir haben Rückmeldungen von Lehrerinnen und Lehrern, die uns berichtet haben, dass sie unmittelbar nach dem Theaterstück angesprochen worden sind von Kindern, die ihnen dann angeregt durch die Erfahrung im Theater berichten: Ich glaube, mir ist so was Ähnliches widerfahren. Oder: Ich habe davon gehört von Freunden." Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung