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Schüler bewerten Referendare

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Schüler bewerten Junglehrer differenzierter als gedacht

Die erste Bilanz des bayerischen Modellprojekts "Schüler bewerten Nachwuchslehrer" fällt entgegen anfänglicher Befürchtungen positiv aus. Ob das Bewertungssystem bayernweit eingeführt wird, soll Ende des Jahres entschieden werden.

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Zwei Jahre lang haben Schülerinnen und Schüler an 79 Schulen im Freistaat den Unterricht von Nachwuchslehrerinnen und -lehrer bewertet. Ihr Feedback konnten sie zweimal jährlich unter anderem online abgeben. Die abgegebenen Daten wurden nach Angaben des Kultusministeriums verschlüsselt, damit keine Rückschlüsse auf Schüler oder Lehrer möglich sind. Vorläufige Rückmeldungen zeigten, "dass die Schülerinnen und Schüler ihr Feedback in der Regel sehr überlegt und umsichtig abgeben", teilte ein Ministeriumssprecher mit.

Keine Benotung, sondern Rückmeldung an Nachwuchslehrer

Das Feedback habe nichts mit einer Benotung der Lehrkräfte zu tun, sagte der Sprecher. "Es geht um eine Rückmeldung an junge Referendare beziehungsweise Lehramtsanwärter, wie ihr Handeln und Verhalten von den Schülerinnen und Schülern wahrgenommen und verstanden wird."

Sibler: Feedback-Kultur an Schulen weiter stärken

Nach den Worten von Kultusminister Bernd Sibler holen sich viele Lehrerinnen und Lehrer regelmäßig von ihren Schülern Rückmeldungen zu ihrer Arbeit, um ihren Unterricht weiterzuentwickeln. "Unser Schulversuch greift diese Praxis auf. Er soll die Feedback-Kultur an unseren Schulen weiter stärken."

Für die 79 Modellschulen hat das Ministerium das Projekt um das kommende Schuljahr 2018/2019 verlängert. Ob das Feedback bayernweit eingeführt wird, werde erst nach Abschluss der Auswertung Ende dieses Jahres entschieden, so der Sprecher.

Philologenverband fürchtete "Bestnoteninflation"

Der Bayerische Philologenverband (bpv) zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf des Pilotprojekts – trotz anfänglicher Bedenken. Es ermögliche den Referendaren, "sich anhand der Anregungen und Rückmeldungen weiterzuentwickeln", teilte der Verband mit. Vor dem Beginn hatte das geplante Projekt für Kontroversen gesorgt. Eine Befürchtung des bpv beispielsweise war: Die Lehrer würden bessere Noten verteilen, um schlechte Rückmeldungen der Schüler zu vermeiden. Eine Feedback-Pflicht könnte daher zu einer "Bestnoteninflation" führen. Dies sei aber nicht eingetreten, heißt es nun vom Verband.

Positive Erfahrungen am Münchner Wittelsbacher-Gymnasium

Für persönliche Beleidigungen hätten Schüler die Feedback-Möglichkeit nicht missbraucht, erklärte der Schulleiter des Wittelsbacher-Gymnasiums in München, Helmut Martin. "Wenn die Schüler ernsthaft gefragt werden, antworten sie auch ernsthaft", sagte Martin. "Probleme gibt es nur, wenn sie nicht gefragt werden und sich Frust von der Seele schreiben."