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Neugieriges fränkisches Gelbvieh

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Rarität aus Bayern - das bedrohte Gelbvieh

Allein in Bayern gab es einst 35 Rinderrassen. Heute dominieren mit dem Fleckvieh, dem Braunvieh und den Schwarzbunten nur mehr drei Rassen. Das Gelbvieh ist dagegen fast verschwunden. Trotzdem schwören einige Landwirte noch immer auf diese Rasse.

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Bayern hat gut drei Millionen Einwohner - zumindest wenn man die Rinder zählt. Der allergrößte Teil davon ist das bekannte Fleckvieh, also die weiß-braun gefleckten Rinder. Das früher vor allem in Franken weit verbreitete Gelbvieh ist dagegen sehr selten geworden. 23 Kühe dieser gefährdeten Rinderrasse stehen im Stall von Heinz Kleemann. Sein Hof liegt mitten in Dittenheim. im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, dem südlichsten Zipfel Mittelfrankens. Wenn der Landwirt seine Kühe ins Melkabteil führt, muss er keine Unruhe fürchten.

"Der Hauptvorteil vom Gelbvieh ist die Gutmütigkeit, Unruhe im Stall gibt's fast nie"

Ein für Heinz Kleemann unschätzbarer Vorteil des Gelbviehs, von dem es insgesamt nur noch rund 2.000 Tiere gibt, die bei den Zuchtverbänden erfasst sind.

Robuste Tiere mit langer Lebensdauer

Dass immer weniger Gelbvieh gehalten wird, hat - wie so oft bei gefährdeten Nutztierrassen - einen kommerziellen Grund: andere Rassen bringen mehr Leistung. In Bayern gibt die durchschnittliche Fleckvieh-Kuh pro Jahr 7.600 Liter Milch, bei Schwarzbunten sind es sogar 9.000 Liter. Da kann das Gelbvieh nicht mithalten.

"Der Durchschnitt ist bei 5.800 [Litern], und ich bin bei 7.200. Also ich bin in der Spitzenklasse. Die Tiere brauchen auch Zuneigung, die wollen einfach ihren Bauern kennen. Die Rasse ist einfach stabiler, deswegen habe ich auch einen relativ hohen Altersdurchschnitt; die halten länger. Das ist ja das Problem mit den Höchstleistungskühen; da kommen viele nicht zum Schlachter, da wandern viele aufs blaue Auto." Heinz Kleemann

Wenn der Milchbauer vom "blauen Auto" spricht, in das Hochleistungskühe wie etwa die Schwarzbunten wandern, ist damit die Fahrt in die Tierkörperbeseitigungsanlage gemeint. Der Bauer verdient dann nichts am Fleisch der Kühe. Beim Gelbvieh ist das aber ein wichtiger Grund, warum es die gutmütigen Tiere überhaupt noch gibt. Sie setzen viel und schön marmoriertes Fleisch an - genau so, wie es der Verbraucher haben will.

Kraftvoll und trotzdem gutmütig - früher das perfekte Arbeitstier

Neben Milch und Fleisch lieferte das Gelbvieh den Bauern früher auch seine Arbeitskraft - als Zugtier für Wagen oder den Pflug auf dem Acker. Mitte des 19. Jahrhunderts entstand das Gelbvieh aus dem recht kleinen altfränkischen Rind, in das man andere Rassen einkreuzte. So kam das Gelbvieh heraus: kraftvoll und trotzdem gutmütig, das perfekte Arbeitstier für die vielen Ackerflächen in Franken. Doch dafür wird das Gelbvieh schon lange nicht mehr gebraucht. Trotzdem hält Heinz Kleemann daran fest. Warum auch sollte er sich vom Gelbvieh verabschieden, wenn es sich auf seinem Hof über Jahrzehnte bewährt hat. Geht der Milchbauer eines Tages in Rente, wollen seine Tochter und deren Freund den Hof übernehmen und auf Mutterkuhhaltung umstellen. Die Tiere dienen dann allein der Fleischerzeugung, das anstrengende Melken fällt weg. Findet das hochwertige Fleisch der Gelbvieh-Rinder genug Kunden, wird die bedrohte Rasse überleben - da ist sich Heinz Kleemann sicher.