Der 3D-Drucker habe zuerst in der Küche ihrer Eltern gestanden, erzählt die 24-jährige Anna-Lena Rotter - in ihrem eigenen Zimmer sei zu wenig Platz gewesen. So ein Gerät sei heute gar nicht mehr so teuer. Für etwa 300 Euro bekomme man schon etwas Brauchbares.
Für einen Film in der Abendschau des BR-Fernsehens wurde der Drucker im BR-Studio in Rosenheim aufgebaut - und Rotter zeigt, welche Schritte auf dem Weg zur Carbon-Posaune notwendig sind.
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Geduldiges Warten auf den Ausdruck
Sie füttert ihren Drucker mit PLA, einem Kunststoff auf biologischer Basis, den sie in Drahtform einfädelt. Dieses schwarze Band wird auf 200 Grad erhitzt, bis es eine plastische Masse bildet, die über eine Düse auf einer Platte in der gewünschten Form aufgetragen wird.
Wie diese Komponenten gestaltet sein müssen, hat Rotter am Computer genau errechnet und in 3D-Modellen gestaltet. Die einzelnen Schichten, die durch die Düse aufgetragen werden, sind nur 0,15 Millimeter stark. Es dauert mehrere Stunden, bis eine von vielen benötigten Formen fertig ist.
Die junge Frau hat ihren Bachelor im Studiengang Maschinenbau mit Bravour gemeistert - die Kunststoff-Posaune war ihre Abschlussarbeit. An der Technischen Hochschule Rosenheim bildet die sogenannte Additive Fertigung einen wichtigen Forschungsschwerpunkt. Jetzt will Rotter noch ihren Master machen, nebenher aber verbessert sie ihren Prototypen. Der war zwar überraschend gut gelungen, die Kunststoff-Posaune Nummer 2 soll aber noch besser werden. Stabilität, Verbindungen, Maße - das hat sie alles noch einmal neu durchgerechnet.
Experimente mit neuen Kunststoffen
Irgendwann hat der Drucker die Form für ein Kopplungsrohr, ein Verbindungsstück zum Stimmzug, fertiggestellt, und Rotter zeigt, wie ein Gewebe aus Kohlefaser in speziellem Harz und Härter getränkt und dann in diese Formen gedrückt wird. Diese Matten sind nicht billig, sie bestellt sie im Internet - und bastelt noch an der Zusammensetzung. Sie will eine Mischung mit Aranit-Fasern ausprobieren. Die sind extrem reißfest, sie werden auch für schusssichere Westen verwendet.
Härtetest bei der Stadtkapelle Rosenheim
Für den Film in der Abendschau dürfen wir auch bei einem Härtetest für den Prototypen dabei sein: Rotters Freundin Theresa Staudacher spielt das Instrument während einer Probe der Stadtkapelle Rosenheim. Bei einem Arrangement von Michael Jackson-Songs hat die Posaune viel zu tun. Und die Posaunistin ist voll des Lobes: Einen weichen, dunklen Ton habe das Instrument, es spreche gut an, sowohl in der Tiefe, als auch in den höheren Lagen.
An der Geschmeidigkeit des Zuges müsse man noch arbeiten, aber das wisse Rotter. Erstaunlich und sehr angenehm sei das geringe Gewicht - was sich für jeden bestätigt, der schon einmal eine Blech-Posaune in der Hand hatte.
Die Zukunft: Farbe und Design auf Wunsch
Wie geht es jetzt weiter? Der zweite Prototyp soll stimmen, in jeder Hinsicht, dafür will Rotter sich ausreichend Zeit nehmen. Denn mit der Nummer 2 wird sie dann schon versuchen, Bestellungen einzusammeln. Für die Kunden soll es eine fröhliche Farbpalette zur Auswahl geben und alle denkbaren Ideen für ein individuelles Design, mit Namenszügen oder Symbolen. Bei ihren Posaunen, sagt Rotter, solle jeder das Gefühl haben, "das ist jetzt meine und die gibt´s nur einmal".
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