Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Oliver Berg

Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Pfadfinder: Bischöfe lehnen Kandidatin für Bundesamt ab

Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg ist entsetzt: Die einzige Bewerberin für das Amt der Kuratin wurde von den Bischöfen mehrheitlich abgelehnt. Reformkräfte in der katholischen Kirche sehen darin eine "typische Demonstration von Macht".

Viola Kohlberger wollte für ein hohes katholisches Bundesamt kandidieren. Die Bundesversammlung der "Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg" sollte darüber abstimmen. Jetzt haben die deutschen Bischöfe der Personalie einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Die Augsburger Theologin war die einzige Bewerberin als geistliche Begleitung bei der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg. Der Posten, bei dem sie Leitungskräfte des Verbandes in Glaubensfragen beraten sollte, wird nun bei der Bundesversammlung des Verbands in den kommenden Wochen nicht besetzt werden. Wie der Verband mitteilte, erhielt die 32-Jährige nicht die erforderliche Mehrheit der Diözesanbischöfe, die vorab über die Personalie abgestimmt hatten.

Bundesvorstand: Entsetzen ist groß

Bei der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg sorgt die Entscheidung für scharfe Kritik. Das Entsetzen im Verband sei groß, sagte Bundesvorstand Joschka Hench der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Die Personalie sei seit Wochen bekannt gewesen, dennoch habe bislang kein Bischof den Verband über Bedenken informiert. "Das ist ein Umgang, den wir sehr seltsam finden", sagte Hench. Das Vorgehen stehe nicht mit den Positionen in Einklang, die von der Mehrheit der Bischöfe beim Synodalen Weg vertreten wurden.

Maria 2.0: "Typische Demonstration von Macht"

Kohlberger, die bei der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg im Bistum Augsburg angestellt ist, ist in der katholischen Kirche keine Unbekannte: Als Delegierte auf dem Synodalen Weg der deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) stritt sie für Reformen. Dort sei sie als "kompetente Theologin und höchst engagierte Synodale" aufgefallen, kommentierte das ZdK die Entscheidung der Bischöfe gegen sie. Man sei irritiert, die formalen Voraussetzungen für das Amt lägen durch ihre Tätigkeit als Kuratin im Bistum Augsburg vor.

Auf BR-Anfrage bei der DBK-Pressestelle hieß es: "Zu Personalfragen des Ständigen Rates geben wir keine Stellungnahme ab."

Die Reform-Bewegung "Maria 2.0", in der sich Katholikinnen unter anderem für die Öffnung des Weihamtes für Frauen einsetzen, wertet die Ablehnung Kohlbergers als eine "typische Demonstration von Macht der ausschließlich von Männern besetzten Entscheidungsgremien in der katholischen Kirche". In einer Pressemitteilung stellte "Maria 2.0" heraus: Kohlberger sei "unbequem und zudem eine Frau", was "so manchem der ehrwürdigen Herren Bischöfe nicht gefallen" möge.

Beim Synodalen Weg ging Kohlberger unter anderem auf Konfrontationskurs zu konservativen Bischöfen. So kam es etwa 2021 zum Disput zwischen ihr und dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, dem sie Machtmissbrauch vorwarf. Im vergangenen Jahr gab es zudem eine Auseinandersetzung zwischen ihr und dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer wegen dessen Aussage im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal.

Mit Informationen der KNA.

Dieser Artikel ist erstmals am 26. April 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.