Schneebedeckte Eisfläche eines Weihers, umgeben von Bäumen.
Bildrechte: BR24/Ursula Schmidt

Die schneebedeckte Eisfläche des Waldmannsweihers in Fürth. Hier sind am Samstag zwei Mädchen eingebrochen. Ein Passant rettete sie.

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Passant rettet Mädchen in Fürth aus Eiswasser

Zwei Mädchen sind am Samstag beim Spielen auf der Eisfläche des Fürther Waldmannsweihers eingebrochen. Ein 28-jähriger Informatiker hörte die Hilferufe und konnte die neun und zehn Jahre alten Mädchen aus dem eiskalten Wasser ziehen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Am Samstagnachmittag spielten zwei Mädchen auf der dünnen Eisdecke des Fürther Waldmannsweihers. Die neun Jahre und zehn Jahre alten Mädchen brachen ein. Zum Glück befanden sich Passanten in der Nähe – und Lebensretter Andreas Paksa.

Erfolgreiche Rettungsaktion

Andreas Paksa war mit seiner Freundin und seinem Hund spazieren, als er die Hilferufe hörte. Die Mädchen waren im Eis eingebrochen, hielten sich notdürftig an den Bruchkanten fest, um nicht unterzugehen. "Es ging alles so schnell", versucht sich Andreas Paksa im Gespräch mit BR24 zu erinnern. Seine Freundin wählte demnach den Notruf, während er seine Winterjacke auszog, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.

Die Mädchen waren seiner Schilderung nach in Panik und schrien. Er legte sich auf den Bauch und robbte geschätzte vier Meter zu ihnen, sprach beruhigend auf sie ein. Da die Mädchen schon klamme Finger hatten, fiel es ihnen schwer, sich an der Hundeleine festzuhalten, die er ihnen zuwarf. Er brauchte mehrere Versuche und klappte erst, als sie sich die Schlaufe der Leine ums Handgelenk legten. Dann konnte Andreas Paksa das erste Mädchen auf die Eisfläche ziehen.

Mädchen mit Verdacht auf Unterkühlung in Klinik eingeliefert

Paksa erinnert sich an die knacksenden Geräusche. Die Eisfläche, auf der sie sich befanden, war nicht stabil. Um das Gewicht besser zu verteilen, schob er das erste gerettete Mädchen etwas von sich weg und redete ihr gut zu, dass sie keinesfalls aufstehen dürfe. Dann begann die zweite Rettung.

Woher er das Wissen zog, sich in dieser Gefahrensituation korrekt zu verhalten? Der Informatiker kann es nicht genau sagen. Er hatte aber vor vielen Jahren mal ein Infoblatt der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zu dem Thema in Händen, sagt der 28-Jährige. "Für mich war das selbstverständlich, die beiden Mädchen zu retten", so Paksa. "Ich habe da gar nicht an mich gedacht. Ich habe einfach gemacht." Noch vor Eintreffen der Rettungskräfte waren die Kinder zurück auf festem Boden. Passanten zogen ihnen spontan die eigenen warmen Jacken über. Rettungssanitäter brachten die zwei Mädchen mit Verdacht auf Unterkühlung vorsorglich in ein Krankenhaus.

Die korrekte Technik: Retter näherte sich bäuchlings

Polizeisprecher Marc Siegel lobte das beherzte Eingreifen von Andreas Paksa. Es sei die korrekte Technik, sich bäuchlings auf dem Eis fortzubewegen, um das Gewicht bestmöglich zu verteilen und nicht selbst einzubrechen. Er weist aber auch darauf hin, dass sich der Retter mit der Aktion selbst in Gefahr gebracht habe. Demnach kommt es jeden Winter vor, dass Personen im Eis einbrechen. Die Gefahr beim Einbrechen sei insbesondere die drohende Unterkühlung. Durch die Unterkühlung können Eingebrochene schnell das Bewusstsein verlieren und ertrinken.

Eisflächen nicht betreten

Laut Wasserwacht Bayern muss eine tragfähige Eisfläche 15 Zentimeter dick sein. Im mittelfränkischen Fürth ist das derzeit nirgends der Fall. Auch die Nachbarstadt Nürnberg, die insgesamt sechs Eislaufflächen ausweist, hat derzeit keine Seen oder Weiher zum Betreten freigegeben. Alle Eisflächen im Stadtgebiet sind gesperrt. Obwohl es in den vergangenen Nächten sehr kalt war und zum Teil auch Straßenglätte herrschte, ist das Eis nicht tragfähig. Explizit warnt die Stadt auf ihrer Internetseite vor dem Betreten des Wöhrder Sees. Die Strömungsverhältnisse dort seien nicht kalkulierbar und zu gefährlich.

Klare Regeln für den Notfall

Auf ihrer Internetseite zeigt die Wasserwacht Bayern in Comicdarstellungen, welche Regeln auf dem Eis gelten. Demnach hat der Fürther Retter sich richtig verhalten. Er hat sich nicht nur bäuchlings genähert, sondern einen Gegenstand - in diesem Fall eine Hundeleine - zum Retten verwendet. Niemals solle man, so die Wasserwacht, direkt die Hand reichen. Eingebrochene entwickeln demnach unter Todesangst enorme Kräfte und können so auch den Retter gefährden. Andere Passanten haben zeitgleich die Notrufnummer 112 gewählt. Auch das entspricht den empfohlenen Verhaltensregeln, wenn das Eis bricht.

Schlittschuhläufer brauchen Geduld

Laut Deutschem Wetterdienst herrscht am Sonntag in Süddeutschland Frost. Für Bayern sind vorwiegend nachts Minusgrade angekündigt. Besonders kalt ist es am Alpenrand. Dort kann es auch etwas Schnee geben, ebenso an den Mittelgebirgen. Die Bildung einer tragfähigen Eisschicht zum Schlittschuhlaufen zeichnet sich demnach aber in Mittelfranken nicht ab. Im Frankenwald und im Fichtelgebirge gibt es dafür bis zu fünf Zentimeter Neuschnee.

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