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Symbolbild: Autobahn-Raststätte

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Parkplatznot für Lkw auf Autobahnen: Wo übernachten?

Die Zahl der Lkw auf deutschen Straßen soll in den nächsten Jahren um weitere 40 Prozent zunehmen. Schon jetzt haben Fahrer Probleme, Stellplätze zum Übernachten auf den Autobahnen zu finden. Müssen noch mehr Flächen für Parkplätze versiegelt werden?

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag.

An der A93 von Regensburg nach Hof wurden in den vergangenen fünf Jahren mindestens 240 neue Lkw-Parkplätze gebaut. Laut Autobahndirektion Nordbayern sind damit ausreichend Lkw-Parkplätze vorhanden – doch fragt man die Lkw-Fahrer, ergibt sich ein ganz anderes Bild:

"Gibt nicht genügend, viel zu wenige. Zu wenige Plätze. Es gibt absolut zu wenige Stellplätze in ganz Deutschland. Schwerlastspuren viel zu wenig." Lkw-Fahrer an der Raststätte Waldnaabtal

Das sagen so ziemlich alle Lkw-Fahrer, die man hier an der neuen Raststätte Waldnaabtal bei Windischeschenbach fragt. Die A93 sei aber noch in Ordnung, meinen sie. Immerhin verfügt die Raststätte Waldnaabtal über 162 Lkw-Parkplätze.

"Mit dem Parkplatz geht es eigentlich noch, aber es könnte besser sein. Die A93 ist jetzt nicht so befahren wie die A9 und A2, das ist ja ganz extrem. Die ganze A3 runter bis Passau, da gibt es Engpässe, weil die ganzen Fahrzeuge aus den Ostblockstaaten rüber kommen oder wieder runter fahren." LKW-Fahrer an der Raststätte Waldnaabtal

Ab 17 Uhr werden die Parkplätze knapp

Die Autobahndirektion Nordbayern geht speziell an der A3 und der A6 in der Oberpfalz von großem Parkplatz-Druck aus, speziell von Montag bis Donnerstag. Das bestätigen die Lkw-Fahrer. Sobald es 17 oder 18 Uhr wird, brummt es aber auf allen Parkplätzen, egal wo.

"Ab 16 Uhr muss man sich schon Gedanken machen, wo man einen Parkplatz kriegt. Wenn wir ab 18 Uhr einen Parkplatz ansteuern müssen wegen unserer Nachtruhe, dann haben wir schon Schwierigkeiten, da kriegt man schon nichts mehr, weil viele schon nachmittags um 17 Uhr Feierabend machen und dann schon auf den Parkplätzen stehen." Lkw-Fahrer an der Raststätte Waldnaabtal

Spirale nach oben

Die Parkplatz-Not für Lastwagen steigt von Jahr zu Jahr, sagt der Präsident der Vereinigung Deutscher Autohöfe, Alexander Ruscheinsky aus Regensburg. 880 Parkplätze mehr in Bayern – wie es die SPD fordert – wären natürlich gut, aber bis die gebaut sind, brauche man mindestens schon wieder so viele. Weil der Lkw-Verkehr bis 2030 um 40 Prozent zunehmen würde, nach offiziellen Schätzungen.

Alternative: Parken im Gewerbegebiet oder auf dem Autohof

Was machen Lkw-Fahrer, wenn sie keinen Parkplatz finden, aber ihre Fahrzeiten einhalten müssen?

"Entweder fahren wir noch ein Stückchen und suchen, dass da noch eine Lücke ist, oder wir müssen ins nächste Industriegebiet. Die Polizei sagt, wir müssen ins Gewerbegebiet. Aber da ist ja jetzt meistens auch schon Parkverbot für Lkw, also wohin noch?" Lkw-Fahrer an der Raststätte Waldnaabtal

In Gewerbegebieten gibt es auch keine sanitären Anlagen. Eine Option sind private Autohöfe, vier davon gibt es an der A93 zwischen Regensburg und Hof. Sie entspannen die Situation etwas. Aber da kostet das Parken eben etwas.

"Ist 14 Euro. Dieser Bon, da ist 9 Euro für Essen. Dann muss man noch extra zahlen für die Dusche, alles komplett für eine Nacht. Da kommt man ungefähr auf 20 oder 22 Euro. Das ist zu viel." Lkw-Fahrer an der Raststätte Waldnaabtal

Denn nicht immer zahlt das die Spedition, in vielen Fällen muss es der LKW-Fahrer privat berappen und holt sich einen Teil davon wieder über die Steuererklärung.

Mit Lkw-Parkplätzen die Natur weiter verbauen?

Alexander Ruscheinsky von der Vereinigung der Deutschen Autohöfe fordert einen Strategiewechsel im Bundesverkehrsministerium. Das Ministerium wolle die Lkw-Fahrer direkt an der Autobahn halten. Das sei schuld am Notstand. Ein Parkplatz einen oder zwei Kilometer entfernt von der Autobahn koste wesentlich weniger im Bau – statt 70.000 Euro an der Autobahn für einen einzelnen Lkw-Parkplatz, höchstens 30.000 Euro etwas entfernt, sagt Ruscheinsky. Hier auf der A93 geht es noch ganz gut, dank der privaten Autohöfe und des vergleichsweise geringen Verkehrsaufkommens. Der Druck für die Lkw-Fahrer wird aber nicht weniger. Überschreitungen der Fahrzeit wegen der Parkplatzsuche sind an der Tagesordnung. Trotz aller Tricks.

"Ich mach es so, dass ich dann auf den Parkplatz rauf fahre, muss man dann sowieso langsam fahren. Und zweitens mach ich das so, ich bleib kurz stehen, drücke auf Pause oder Bereitschaft, und wenn ich nix finde, fahr ich weiter. Und wenn ich in eine Kontrolle komme und die ziehen mir die Software raus aus dem Tacho, dann sehen sie, aha, der hat einen Parkplatz gesucht." Lkw-Fahrer an der Raststätte Waldnaabtal

Obwohl es an der A93 derzeit ausreichend Parkplätze gibt, wird weiter gebaut. Bei Neustadt an der Waldnaab plant die Autobahndirektion 32 neue LKW-Stellplätze und bei Schwandorf 16. An der A3 rund um Neumarkt sind knapp 150 neue Plätze geplant und an der A6 bei Nabburg/Laubenschlag 54.