Schwarzes Brett in der Kita informiert über aktuelle Krankheitsfälle.
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Omikron-Welle überfordert Kindergärten und Kitas

Genervte Kinder, gefrustete Eltern, und das stete Bangen, ob die Corona-Tests negativ sind. Die Omikron-Welle trifft Bayern mit voller Wucht. Immer mehr Kitas müssen deshalb schließen. Doch sind sie wirklich Pandemietreiber?

Nur ein Fall von vielen in Bayern: Anfang der Woche musste die Kita-Leiterin Karin Thudt einen neuen Zettel an die Tafel im Eingangsbereich ihrer Kita in München-Laim hängen: "Corona". Die Eisbärengruppe ist betroffen. 25 Kinder hat die Gruppe. Eines hatte letzte Woche Freitag einen positiven Schnelltest – die Eltern testen mit den Kindern dreimal wöchentlich zu Hause.

Am Wochenende folgten: positiver PCR-Test, Anruf des Gesundheitsamts, Informieren der Eltern, erklärt Kita-Leiterin Thudt. So schnell wie hier klappt es aber nicht immer. Schon jetzt kämen etliche Gesundheitsämter nicht mehr hinterher, kritisieren Gewerkschaften, Opposition und Berufsverbände.

GEW: "Das kann uns um die Ohren fliegen"

Gerd Schnellinger von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern warnt im BR-Gespräch: "Wir befürchten, dass uns das noch um die Ohren fliegen kann." Die Zahl der ganz oder teilweise geschlossenen Kitas steigt rasant an. Alleine in München sind, Stand Donnerstag, mindestens 168 Kitas ganz oder teilweise geschlossen. "Kein Anspruch auf Vollständigkeit", steht auf der täglich aktualisierten Liste. Das Evangelische Haus für Kinder Laim steht nicht darauf.

Die Zahlen für Bayern veröffentlicht das Sozialministerium wöchentlich meist gegen Freitagnachmittag. Vergangene Woche waren 970 von insgesamt 10.200 Einrichtungen in Bayern betroffen. Gerd Schnellinger von der Gewerkschaft GEW befürchtet, dass die Zahlen – parallel zu den Infektionszahlen – rasant steigen.

Quarantäne: Freitesten nach fünf Tagen möglich ohne Symptome

Nach fünf Tagen können sich Kinder, die keine Symptome haben, freitesten. Die Eisbärengruppe der Kita in München-Laim kehrt also nach und nach zurück. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Corona-Fall kommt. Die 7-Tage-Inzidenz in München, Stand Donnerstag: 1.830.

Gleich zweimal erwischt hat es den fünfjährigen Anton aus dem Münchner Norden. Erst im November, damals mit Delta. Sehr schlapp sei er da gewesen, erinnert er sich. Sein Vater Max wird konkreter: mehrere Tage hohes Fieber, eine Mittelohrentzündung kam zusätzlich oben drauf. Dann, zwei Monate später, hatte Anton schon wieder Corona, diesmal Omikron. Der Verlauf war deutlich milder, aber eine Quarantäne musste trotzdem sein. "Papa und Mama hatten Stress wegen der Arbeit", erinnert sich Anton.

Infektiologe: Kinder nur selten von schweren Verläufen betroffen

So schlimm wie Anton treffen Corona-Verläufe Kinder eher selten, erklärt Prof. Johannes Hübner vom Haunerschen Kinderspital der Universität München. Insbesondere Omikron zeige jetzt deutlich leichtere Verläufe. Es gebe zwar wieder mehr Krankenhauseinweisungen, aber kein einziges Kind musste auf die Intensivstation.

  • Zum Artikel "Omikron: Wie schlimm ist ein milder Verlauf?"

Und, was wichtig ist für die Frage, ob Kita oder Schule geschlossen werden sollen: Die Kinder stecken sich oft woanders an. Kita oder Schule sind also keine Pandemietreiber in dem Sinne, dass dort Infektionsherde entstünden. Das hat eine aktuelle Studie für die letzten Corona-Wellen festgestellt – für die jetzige Omikron-Welle vermutet Kinderarzt Hübner aber das Gleiche. Darauf würden erste Daten aus anderen Ländern hindeuten.

Erwachsene sollten sich impfen lassen

Hübners Rat: Die Erwachsenen sollen sich impfen lassen, um sich selbst vor schweren Verläufen zu schützen, um die Pandemie einzudämmen, damit Kitas und Schulen möglichst lange offenbleiben können. Dem pflichtet auch Gerd Schnellinger von der GEW bei: Die Kinder hätten ein Recht auf Kita und Schule.

Wenn dort regelmäßig getestet wird, kann das Infektionen sogar mit eindämmen, auch das haben bereits Studien gezeigt, zumindest für die Zeit nach den Sommerferien. Es gilt also weiterhin: Die Kinder in Kitas sollen sich dreimal die Woche gemeinsam mit den Eltern testen. Was für die Eltern häufig bedeutet: 15 Minuten bangen und hoffen, dass das Ergebnis negativ ist.

  • Zum Artikel "Corona-Studie: Sicherer Kita-Betrieb dank Testungen möglich"

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